Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge ^ignei- Diözesangesdiidite BE I LAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr. 1 Wien,am 1. Jänner 1960 1. Jahrgang Inhalt: 1. Zur Einbegleitung. — 2. Vinzenz (Pius) Darnaut. — 3. Ein kurzes Vorwort zur Regestenarbeit. — 4. Regesten des Franziskanerklosters Maria Enzersdorf. 1.Zur Einbegleitung Der Wiener Diözesangcschichtsforschung und -Schreibung schwebte seit langem als ernstes Ziel eine umfassende und möglichst abgeschlossene Geschichte des Wiener Erzbistums vor. Kirchenhistoriker wie Dar naut, Kopallik, Wolfsgruber und Tomek und zahlreiche Kleriker aus dem Säkular- und Regularklerus haben hiefür wertvolle Vorarbeiten geleistet und fortwährend werden von Klerikern und auch Laien größere und kleinere Beiträge dazu geliefert. Auch das Wiener Diözesanblatt wurde, so weit es der Platz erlaubte in die sen Dienst genommen. Noch ist aber die Hauptquelle, das Wiener Diözesanarchiv, nicht ausgeschöpft und müssen vornehmlich die kleineren Artikel in verschiedentlichen Zeitschrif ten erscheinen, wenn sie überhaupt angenommen wer den, was wiederum zur Folge hat, daß sie kaum oder zu wenig beachtet werden und sogar übersehen und unverwertet bleiben. Gerade aber aus diesen unerläßli chen kleinen Bausteinen setzt sich erst das große und bunte Mosaik des gesamten Geschichtsbildes zusam men. Heute wird dies von der Forschung wieder mehr erkannt und verlangt. „Das Heil der Geschichte liegt im Detail", erklärte eben erst der beste Bearbeiter des Trienter Konzils, H. Jedin, ^ und andere Fachleute äußerten sich ähnlich. Es ist daher bestimmt sehr von Vorteil, wenn auch das Wiener Diözesanarchiv und damit die Wiener Erz diözese — wie es schon lange bei einer Reihe von Bis tümern im deutschen Raum zutrifft —für diese kleine ren Publikationen und Bausteine ein eigenes Publika tionsorgan in der Form eines Beiblattes zum Amtsorgan der Erzdiözese erhält. Vorliegendes Beiblatt möchte sich nun folgende drei Hauptziele stecken: 1. Durch personalgeschichtli che Darstellungen auf ein längst fälliges bibliographisdhes Lexikon des Diözesanklerus hinzuarbeiten, wie es die beiden Suffragan-Bistümer Linz (L. Guppenberger, Bibliogi'aphie d. Klerus d. Diöz. L. seit 1893) und St. Pölten (A. Erdinger, Bibliographie d. Clerus d. Diöz. St. P. seit 1889) besitzen; 2. das weitausholende Werk der Pfarr-Regesten energisch voranzutreiben und endlich zu beenden (sh. unten!); 3. wenigstens die Neuerscheinungen zur Diöaesan- undiPersornalgeschichte zu erfassen und zu beurteilen. Jakob Burckhardts Devise: „Alle gesunde Ge schichtsbetrachtung hat von der Geschichte der Hei mat auszugehen", darf und soll auch hier angewandt werden: „Alle gesunde Kirchengeschichtsbetrachtung hat von der Geschichte der Diözese auszugehen". Schließlich ist Diözesangcschichtsforschung und -Schreibung nicht bloß Dienst an der Wissenschaft, sondern auch Dienst an der Kirche und an der Diözese, weil Kirchen- und Diözesangeschichte immer wieder Rechtfertigung der Kirche und Darstellung des Glau benslebens im Wandel der Zeiten bedeutet. Bleibt nur noch der Wunsch offen, daß dadurch wie in früheren Zeiten beim Klerus dafür Interesse ge weckt und zur Mitarbeit angeregt werden möge. Dr. Franz L o 1 d 1 2. Vinzenz (Pius) Darnaut'* Von Dr. Franz L o i d 1 „Glücklich derjenige, dem es bey Durchlesung die ses Werkes öfters beyfallen wird; Das haben unsere Vorfahren gethan, sollen wir weniger oder gar nichts für die Nachwelt thun?". Darnaut, Kirchl. Topogra phie I, s. xm. Wurde am 11. Juli 1770 zu Wiener Neustadt als Sohn des Christian D., welschen Sprachmeisters an der unter Maria Theresia aufgebauten k. k. Militär-Akade^ mie, geboren-). Sein Vater, heißt es, habe von der Gründung dieses Institutes an durch volle 28 Jahre „als ordentlicher Lehrer mit anerkanntem Nutzen"für die Zöglinge gedient»). In den „Elementarkenntnissen" .sei D. von den Piaristen in Wien „mit dem glücklich sten Erfolg gebildet und unterrichtet worden", konnte sein Schulpräfekt und Vizedirektor am k. k. Konvikt, der spätere Hofprediger P. Raimund Zobel, bestäti gen*). Wie er selbst angibt»), habe er sich dem Studi um der Philosophie und allen Zweigen der Rechtswis senschaft „mit solchem Eifer gewidmet, daß er von der Studienhofkommission mit dem Unterrichtsgeld-Stipen dium, dann mit einer Windhagschen Stiftung belohnt wurde". Aus freiem Willen habe er den geistlichen Stand erwählt, sei nach der Auflassung des General seminars in das wiedererrichtete . f. e. Alumnat am Stephansplatz eingetreten, „wo er seine Studien zur allgemeinen Zufriedenheit vollendete", und wurde 1795 mit Jakob Frint, dem nachmaligen Gründer und Leiter des Höheren Bildungsinstitutes St. Augustin für Welt priester (Frintaneum) und Bischof von St. Pölten (1827/34), und noch drei Diakonen im Stephansdom geweiht. Weiter berichtet er von seiner ersten Anstel lung an der landesfürstl. Pfarre (Kaiser-) Ebersdorf und Albern a.d.D., „daß er hier bei einer großen, die Summe von 2000 Seelen übersteigenden Gemeinde, das Schloß nicht einmal mitgerechnet, durch dritthalb Jahre die Pflichten des Seelsorgers und Volkslehrers 11 i^lKi iiIi'Bi&lllni r lÜliltTiiifllf

mit der gewissenhaftesten Treue erfüllt habe", wie seine Zeugnisse anzeigten. Vom Mai 1798 bis August 1799 wirkte er an der 1. f. Stadtpfarre zu den neun Chören der Engel Am Hof (Wien I.)'0. Als durch die Ernennung des Hofkaplans Franz v. Bauernfeind zum Kanonikus von St. Stephan dessen „Supernumerär-Hofkaplanstelle" frei wurde, beteiligte sich D. mit fünf Bewerbern am vorgeschriebenen Kon kurs und erlangte mit kaiserl. Entschluß v. 25. 9.1799 die begehrte und ehrende Anstellung als k. k. Hofkap lan an der k. u. k. Hofburgkapelle"). Interessehalber sei das Urteil des Hofpredigers P. Zobel — der übri gens selbst als „bezaubernder Vortragender" belobt wurde — ") über seinen einstigen Zögling und dessen Probepredigt angeführt; „Der Eingang ist zwar nicht vom Evangelium, sondern ganz von den Umständen hergenommen, übrigens aber natürlich. Der Hauptsatz und die Eintheilung hat die gehörige Simplizität und Kürze. Die Beweise sind der Denk- und Fassungskraft des bestimmten Auditoriums angemessen. Nur an der Art, wie der Verfall der Religion in unseren Tagen und wie die Geschichte von der wunderbaren Rettung Petri (Predigtthema) dargestellt wird, könnte man vielleicht etwas rügen. Die Stellung des Körpers und die Mienen verrathen männliche Bescheidenheit und fromme Andacht ohne Verstellung und Gleissnerei. Die Geberden sind natürlich und meistens mit den Sachen und Worten übereinstimmend"»). Als mit Ende September 1801 auch Darnauts Mit alumne Jakob Frint als Hofkaplan (bis 1808) nach rückte, mit dem er bei den Sonntagspredigten abwech seln mußte'o), und im Juli 18Ö5 (bis 1810) noch der damalige L^rer der Katechetik und Pädagogik bei St. Anna (Wien I.), Vinzenz Eduard Milde, in gleicher Eigenschaft dazu gesellt wurde''), war ein Dreibund von Freunden begründet, „die am Beginn des 19. Jahr hunderts in das eisigkalte Kirchenwesen Österreichs belebende Frühlingswärme einzuführen mithalfen"'-'). War dies zwar D. nicht in so auffallendem und weit reichendem Maße möglich, wie seinen beiden bischöf lichen Freunden, so darf keineswegs übersehen werden und unbedankt bleiben, daß er sich später mit Frint, der ab 1809 (bis 1827) als Hof- und Burgpfarrer ge nügend Einfluß besaß, und mit Fürsterzbischof Sieg mund Anton Graf v. Hohenwart (1803/20) vornehm lich in den entscheidenden Jahren 1819/20 für P. Kle mens Mlaria Hofbauer wirksam einsetzte'^) und die endliche Zulassung der Redemptorlstenkongregatlon in Österreich durchsetzen half, die laut kaiserl. Dekret vom 19. April 1820 von Franz I. genehmigt wurde'*). 1803 wurde an der theologischen Fakultät die Lehr kanzel für Kirchengeschichte frei, da Matthias Dannenmayer, der sie seit seiner Berufung aus Freiburg i. Br. i. J. 1786 innehatte, davon enthoben und „mit Anerken nung seiner Verdienste" zum ersten Kustos der Univer- .sitätsbibliothek und Hofbücherzensor des theologischen Faches wurde'"). Am Konkurs (1. August d. J.) nah men mit D. noch drei, bzw. vier Kompetenten teil, von denen aber nur P. Augustin Braig aus dem säkulari sierten Benediktinerstift Weingarten (Schwaben) und Lehrer der Moraltheologie im Stifte Göttweig sein em ster Konkurrent wurde. Wieder gibt die Beurteilungim ausführlichen Bei-icht der n. ö. Regierung v. 1. Okt. und im Vortrag und Gutachten der vereinigten Hof kanzlei vor dem Kaiser im selben Monat'») Aufschluß über D., da es heißt, er habe sich nach Versicherung der prüfenden Professoren und des Direktors Spendou „durch Ordnung, Bestimmtheit des Ausdruckes, Deut lichkeit in der Darstellung seiner Ideen und selbst durch die lateinische Sprache bes. ausgezeichnet und seine Lehrfähigkeit hinlänglich bewiesen". Da jedoch auch Braig die ihm vorgelegten Fragen ordentlich, kui'z und richtig beantwortete, die Kirchengeschichte kenne und sie auch mit gutem Erfolg vorzutx-agen im Stande sei, könnten die Professoren Dannenmayer und Tobenz nicht entscheiden, ob Braig vor Damaut oder diesem vor jenem der Vorzug gebühre; man fände beide für gleich würdig. Trotzdem zögen aber die Prüfer D. dem genannten Pater „bestimmt" vor, weil sie da für hielten, „daß dessen Aufsatz umfassender, reicher an Kenntnissen und auch in Rücksicht auf Ordnung, Klarheit und Präzision in der Darstellung geraten sei". Nach dem Ermessen der n. ö. Regierung habe Darnaut durch seine Ausarbeitung einen Beweis geliefert, daß er für das Lehi-amt der KG vorzüglich geeignet und ein fleißiger Selbstforscher ist, der mit der Ruhe prüft, ohne sogar den Meinungen berühmter Männer blind zu folgen, der die Flecken der christl. Kirche nicht verkleistert und mit edler Schonung dergestalt auf deckt, daß hiedurch die der Kirche schuldige Ehrfurcht nichts verlieret, der als Psychologe in die Ursachen der Gebrechen eindringt und seine Schüler lehren wird, nicht überall, wo Fehler begangen wurden, dieselben niedrigen Triebfedern zuzuschreiben. Er ist auch in al len übrigen Theilen des theolog. Studiums sehr bewan dert und hat alle Theile der Rechtswissenschaft mit vorzüglich gutem Erfolg studiert. Er besitzt die sel tene Gabe, das, was er ordentlich gedacht hat, auch ordentlich, deutlich und mit anständiger Popularität seinen Schülern vorzutragen. Auch hat er als Seelsor ger, Katechet und Prediger oft bewiesen, daß er seinen Zuhörern die Wahrheiten nicht nur in das Gedächtnis, sondern auch in den Verstand und das Herz einzuflö ßen weiß. Sein ganzes Betragen nöthigt jedem, der ihn kennt, Hochschätzung ab, denn er benimmt sich immer als ein Mann, dem sein Beruf heilig ist und der das,was er mit Worten lehrt, durch Thaten bekräftiget. Dem Lehrer der KG müssen (ja) die Neulinge des geistli chen Standes anvertraut werden, und bey diesen komme alles darauf an, daß ihnen gleich anfangs Liebe und Ehrfurcht für den Stand, welchen sie wählten, ein geprägt und sie für ihre künftigen Studien gut vorbe reitet werden. Dieser Eigenschaften wegen halte sich die Regie rung verpflichtet, D. an erster Stelle vorzuschlagen... Es wäre für das Ganze nachteilig, wenn ein so wür diger Kandidat vom Lehramt ferngehalten würde; denn diese Entfernung wäre unvermeidlich, wenn die Wahl auf einen anderen fiele, sei ja D. k. k. Hofkaplan und könne daher außerhalb von Wien nicht angestellt wer den. Bei dieser Wiederbesetzung der KG-Lehrkanzel kam auch das Gehalts- und Nachwuchsproblem der Theologielehrer zur Sprache und wurden heute noch interessante Einblicke insofern geboten, als aufgezeigt wurde, daß die Theologieprofessoren — finanziell ge sehen — nicht bloß hinter den anderen Professoren, sondern sogar hinter dem Seelsorgsklerus zurückstan Z

den. Der bereits genannte Direktor Spendou unterbrei tete deshalb die Anregung, „daß wegen der großen Teuerung aller Lebensbedürfnisse die Besoldungen der Professoren des theolog. Faches in der Hauptstadt als in den Provinzen erhöht werden sollen, da derrhal ein Capellan auf dem Lande um viel bequemer und standosmäßiger als ein solcher Lehrer leben könne und, wenn nicht Abhilfe geschehe, man bald keine brauch baren Kandidaten zu solchen Stellen der Theologie fin den werde". Bei dem herrschenden Priestermangel „be zahle nun jeder Pfarrer seinen Kooperator beträcht lich, um mit dieser Aushilfe versehen zu sein. Der Pro fessor lebe nur von trockenen Gehältern und die Teue rung sei für ihn um so mehr empfindlich, da er von seinem Gehalte auch Bücher kaufen solle.Der Koopera tor erhalte seine Kost sogar frei vom Pfarrer, habe eine nähere Aussicht nach einer Pfründe als sie der sich anstrengende und vorteilhaft auszeichnende Lehrer habe, und könne auch, da er sorgenfrei lebe, auf eine Verbesserung seines Schicksales leichter als der Lehrer warten. Bei solchen Umstän den sei es nicht denkbar, daß ein fähiger Mann nicht eine Kooperatorenstelle um viel lieber als ein Lehramt wählen könnte. So sei eine Theologie-LehTkanzel in Klagenfurt schon seit langer Zeit wegen Mangel an Lohramtskandidaten nicht ordentlich besetzt, da sich ungeachtet wiederholter Konkursausschreibung nie mand dafür gemeldet habe. Selbst um das hiesige Lehr amt der Dogmatik werbe, P. Braig ausgenommen, niemand und ein Zufall sei es, daß dieser die gehörige Fähigkeit dazu ganz habe". „Ferner sei zu wünschen, daß die Lehrer der Theologie nicht sehr junge Männer seien, die von der Seelsorge keine Erfahrung haben, sondern Priester, die schon einige Jahre in der Seelsorge zugebracht. Das Beste der Studien erfordere auch, daß die Lehrer ihre Lehrämter nicht schnell verließen, sondern durch meh rere Jahre dabei blieben und daher sei eine Gehaltsauf besserung unerläßlich, und zwar um den zu einem sol chen Lehramte geeigneten Kooperator dazu zu locken und bei den bereits angestellten Lehrern dieses Stu diums ein Verbleiben zu erwirken". Bei einem Vergleich mit den anderen Fakultäten zeige sich folgender Unterschied: Während nämlich die Lehrer der Arzneiwissenschaft mit 1000, 1200 und so gar 2000 fl. jährlich besoldet seien und die Lehrer der juristischen Wissenschaft gar bis auf 3000 fl. aufstie gen, müßten sich die Lehrer der Theologie, ungeachtet sie dem Staate nicht minder nützlich, ja sogar notwen dig seien, ohne Unterschied und Aussicht auf Verbesse rung ihrer Lage mit jähii. 800 fl. begnügen. Mät dem Hinweis auf ein Dekret v. 4. Okt. 1790, das Möglichkeiten biete, wurde daher vorgeschlagen, die Besoldung verdienter Professoren von Zeit zu Zeit, -z.B.alle 3 od. 5 Jahre, „verhältnismäßig" zu erhöhen. Auf die sechs Theologielehrer an der Wiener Universi tät nun angewandt, müsse daher „zum Besten der Wis senschaften" dazu geschritten werden, daß sie zwar mit einem Gehalt von 800 fl. jährlich angestellt wür den, nach guter Verwaltung des Lehramtes aber stu fenweise so aufgebessert würden, daß sie nach 5 Jah ren 1000 fl., nach 10 Jahren 1200 fl. erhielten und nach 15 Jahren mit 1500 fl. „erfreut" würden. Mit kaiserl. Entscheid v. 29. Okt. 1803 wurde also Darnaut „in Ansehung seiner Kenntnisse und Eigen schaften" zum Professor für KG an der kath.-theol. Fakultät ernannt und vom Kaiser verfügt, daß er zu seinem systemisierten Anfangsgehalt von 800 fi. die Hälfte der Besoldung, die er bisher als Hofkaplan er hielt. fortan beziehe"). Wie sein kirchlicher Vorgesetz ter, der Hof- und Burgpfarrer, äußerte und bestimmte, war eine Enthebung von der Hofkaplanei nicht nötig, da auch Frint bereits die Stelle eines Spirituals „bei dem jungen Klero an dem hiesigen neuen Convict" da zu übernommen hatte'»). Dieser „Hinauf'-Meldung hatte er noch beigefügt, „daß er sogar Hoffnung habe, noch einer oder der Andere der H. Hofkapläne werde bei öffentl. Lehranstalten angestellt"'»). Im Jahr da rauf, d. i. 1804, erwarb der Neuernannte den Doktor der Hl. Theologie. Als Nachfolger Dannenmayers mußte er nach des sen Buch; Institutiones historiae ecclesiasticae Novi Testamenti (2 Bde. Wien 1788=), 1806),seine Vorlesun gen einrichten und halten, da es lt. Verordnung als ver pflichtendes Lehrbuch vorgeschrieben war und davon nicht abgewichen werden durfte. Konnte dieses Werk ob gewisser großer formeller Vorzüge als musterhaft bezeichnet werden, so ist es doch verwunderlich, daß es trotz seiner durchaus josephinisch-staatskirchlichen und antipäpstlichen Auffassung noch bis zum Jahre 1834 vorgeschrieben blieb»»). Leider wurde Darnaut schon nach ein paar Jahren durch ein heimtückisches Lungenleiden in seiner eifer vollen und ersprießlichen Tätigkeit sehr gehemmt und schließlich gar zur Aufgabe seines Lehramtes gezwun gen. Wahrscheinlich hatte er doch durch die Ausübung des Doppelberufes: Akademischer Lehrer und Hofseel sorger, seine physischen Kräfte überschätzt. Denn im Herbst 1809 meldete der Burgpfarrer, schon seit sie ben Jahren versehe Hr. Darnaut ununterbrochen das Predigtamt. Der sei ganz erschöpft und seine Brust fordere gebieterisch eine Erleichterung"). Sie wurde nun auch gleich anläßlich der durch den Tod des Hof predigers P. Zobel und die Berufung des Piaristen Bauer bedingten Veränderung durch allerh. Resolution Mitte Oktober verfügt, wonach D. nur „insoweit mit drei anderen Feiertagspredigern abwechselnd herange zogen werden sollte, als es seiner Gesundheit nicht nachtheilig sei"-'»). Aber schon am 3. Dezember teilte der- Kaiser dem Obristhofmeister in einem Handschrei ben mit, daß er den Hofkaplan D. bei Seiner Familie zu verwenden gedenke. Es sei diesem daher aufzutra gen, sich nach Ofen zu begeben, überdies sei der be vollmächtigte Hofkommissär zu verständigen, damit wegen der Lehrkanzel Darnauts „das Erforderliche vor gekehrt werde"»»). Die Supplierung der Lehrkanzel wurde für zwei Monate (Mitte Dezember bis Mitte Fe bruar 1809/10) „dem vorteilhaft" bekannten Stiftsgeist lichen und Lehrer der KG an der theolog. Hauslehran stalt in Klostcrneuburg, Jakob Ruttenstock, übertra gen, der aber auch dann noch weitei'hin einspringen mußte»'). Obzwar D. nochmals seine Lehrtätigkeit ver suchte und vom 6. XII. 1810 bis 5. XII. 1811 als Dekan der Fakultät waltete"), mußte er sich doch ,.wegen seiner mißlichen Gesundheit" schließlich pensionieren lassen, was auch anfangs 1812 „auf die ausdrückliche Anordnung des Ihm jedoch stets wohlwollenden Kai sera Franz I. geschah". Da sich bereits im Herbst 1810

hatte erkennen lassen, daß Darnaut „die Lehrkanzel nicht leicht länger werde versehen können", war der Supplent Ruttenstock von der Studienhofkommission zur Anmeldung aufgefordert worden. Vom Kaiser war u. a. mit 17. Nov. 1811 die eheste Erstattung des Vor schlages abverlangt worden, dem die Dienststelle am 29, Nov. nachkam-"). Darauf wurde der genannte Kan didat mit der prov. Versehung der Lehrkanzel betraut und tatsächlich mit Sept. 1813 der Nachfolger und lehrte die KG bis zu seiner Erwählung zum Propst des Augustiner Chorherrnstiftes Klosterneuburg i. J.1830-'). Die Versicherung des aufrichtigen Wohlwollens durch den Kaiser war keine Phrase, denn D. blieb wei terhin als Hofkaplan im Hofdienst und bewahrte sich bis zu seinem Tode am 30. Jänner 1821 (zu Wien)-") dessen uneingeschränktes Vertrauen. Als dem Kaiser das Hinscheiden gemeldet wurde, nahm er den Bericht mit dem Bemerken zur Kenntnis: „Ich bedaure den Hintritt dieses räfchtschaffenen Priesters"«»). War D. auch nicht der Nä'clfeolger des am 3. August 1809 ver storbenen Hof- und Burgpfarrers Langenau geworden, wie nach dessen Testament zu erwarten gewesen""),so war er Beichtvater des Kaisers»'). Begleiter des Ho fes"-) und Religionslehrer von Mitgliedern des Herr- .scherhauses gewesen, so u. a. des Herzogs v. Reich stadt (bekanntlich Napoleons und Maria Louisens Sohn, der seit 1814 in Österreich weilte, im Juli 1832 aber bereits starb)""). Nun zu seinen literarischen Arbeiten. Als Mitar beiter von Jakob Frints Theologischer Zeitschrift"») lieferte er hiezu an Beiträgen: „Entwurf einer Religi ons-Geschichte des alten Bundes oder Darstellung der göttlichen Voranstalten zur Einführung des Christen thums für die Schüler der ersten Humanitäts-Klas sen","") wozu er einige Jahre vorher bereits eine zwei seitige Skizze mit Angabe der Hauptmomente heraus gebracht hatte"«). Dann: „Über den Begriff und Wert) der christlichen Religions- und Kirchengeschichte, Eine Aufmuntenang zum Studium derselben""'), worü ber wohl eine Fortsetzung angekündigt wurde, die ihm aber wegen seiner Krankheit nicht mehr beschieden sein sollte"")- Als selbständige Publikationen liegen vor: „Katholisches Lehr- und Gebethbuch zum vorzüglichen Gebrauche für die Jugend,"") und „Leben der hl. Eli sabeth, Landgräfin von Thüringen"*«). Besondere Verdienste erwarb sich Darnaut jedoch um die kirchliche Topographie von Österreich und da mit auch um die Wiener Döizesangeschichte. „Längst empfand man das noch niemals gehörig berücksichtigte Bedürfnis, endlich einmal ernst und rasch Hand anzu legen an die Rettung und Sammlung von Materialien, wie an die unerläßlichen Vorarbeiten zu einer pragn^atischen Kirchengeschichte Österreichs"»'); auch daß man bisher noch keine Geschichte der Pfarren und De kanate besaß, die sich immer mehr als ein unabweisliches Bedürfnis herausstellte, da Marian Friedlers „Monasteriologie" wohl ein ähnliches Ziel verfolgte, aber nur die Bistümer und Klöster und selbst diese ziemlich mangelhaft behandelte»-). Deshalb trug sich D. „seit geraumer Zeit mit dem Gedanken, eine kirchliche Topo graphie Österreichs liefern zu können. Ausführlich schildert er in der Vorrede zu diesem Werk (sh. unten g I—xrV) seine Bemühungen wie überhaupt den lan gen Weg, „bis sein Vorsatz nach manchem Kampf alle Schwierigkeiten besiegte". Als erstem teilte er seinen Plan dem n. ö. Sekretär Aloys v. Bergenstamm — ihm ob der vielen Schriften und reichen Sammlungen zur Österr. Geschichte bekannt — mit, der ihn freudig mit zwei „patriotisch gesinnten" Männern als Förderern, dem k. k. wirkl. Regierungsrat Joseph Freiherrn v. Heinke und dem ehemaligen Stiftsbibliothekar von Ge ras Hieronymus Alram zusammenführte. Reisen nach Braunau a. Inn und nach Schottwien am Semmering halfen ihm, „sehr achtenswerte" Geistliche zur Mitar beit anzuregen, worauf er sich an die Ordinariate von Wien, St. Pölten und Linz wandte»"), um von da ein Umlaufschreiben zu erbitten, das die Pfarrer — ohne deren Mitwirkung solch ein wichtiges Werk nicht zu Stande kommen könne — zur Bearbeitung kleiner Pfarrbeschreibungen einlud. Bin gedrucktes Schema, das er beilegte, gab die Hauptmomente an, worauf bei den Arbeiten vor allem Rücksicht zu nehmen war. Des gleichen wurden die Stifte und Klöster Österreichs uhi ihre Geschichten und um die der ihnen inkorporierten Pfarrein ersucht. Selbstverständlich gelang es ihm,sel ber zu wichtigsten Archiven Zutritt zu erhalten, wie zum Wiener Consistorialarchiv — das ohne allen Ver gleich die reichhaltigste Quelle für die Pfarrbeschrei bungen enthält — zum daranstoßenden, ausgiebige Ausbeute liefernden Passauerarchiv, zum Hofkammer archiv etc. Die richtige Erkenntnis, daß dies nicht die Arbeit eines Menschen sein könne, und „seine schwächlichen Gesundheitsumstände", die ihm wenig Hoffnung zur Ausdauer gäben, weiters die Wichtigkeit seines Unter nehmens „nebst der Hochachtung, die er seinen Lesern schuldig sei", veranlaßten ihn, wie er eigens hervor hebt, an einen literarischen Verein zu denken, der sei nen Plan verfolge und dessen Ausführung verbürge, ..wenn schon der Tod ihn hindern sollte, die Vollendung zu bewerkstelligen". So schuf D. einen „weiteren" Ver ein für die zahlreichen ernsthaften und oefähigten Mit arbeiter und einen „engeren" mit einem Dreierausschuß, dem der schon genannte v. Bergenstamm und der Klosterneuburger Chorherr Aloys Schützenberger angehör ten, die mit ihm in der Haupt- und Residenzstadt einen Centralpunct für die Besorgung der Redaktion und des Druckes bildeten. Gleich „im Eingang" dieses Werkes wurde ausge führt, was die Leser erwarten und was sie nicht erwar ten durften. So würden keinesfalls Urkunden — ausge nommen ganz wenige ungedruckte — vorgelegt, son dern nur die Resultate daraus, d. h. „das Interessan teste aus der vaterländischen Staats- und Kirchenge schichte, aus der Altertumskunde und Literatur ge bracht. Ebenso wenig könne eine vollständige Pfarrge schichte geboten werden, und zwar nicht bloß wegen der Unmöglichkeit, sondern auch, weil es dem ange kündigten Zweck widerlaufe. Denn, so führte D. aus, um eine solche Geschichte zu liefern, würde ich jeden Acker und jede Wiese der Kirche und ihres Pfarrers, und nicht nur dies, sondern auch jede darüber entstan dene Streitigkeit erzählen, ich würde die Inventarien aller Kirchen und PfarrhÖfe aus allen Zeiten aufneh men, alle Kirchenrechnungen durchgehen, zahllose Na men von Cooperatoren anführen und viele andei'e Ge genstände berühren müssen, die für den Leaer ganz ohne Interesse bleiben. Mögen sie wie immer für den

jeweiligen Pfarrer eines bestimmten Ortes wichtig sein, sie gehören in seine Hausgeschichte, in unsere Pfarrge schichte gehören sie nicht". Dagegen werde er sich „nach Maßgabe seiner Hülfsqucllen" ausbreiten: über die topographische Lage des Ortes, da er die Kenntnis des Schauplatzes für sehr zweckmäßig halte; über die Temperatur, die Zahl der Einwohner, deren Hauptnahrungszweig und Charak ter, ein vorhandenes Schloß und die merkwürdigsten Ortschicksale etc. Weitläufiger werde jedoch vom Hauptgegenstand dieses Werkes, von der Pfarrkirche, und zwar von ihrem Ursprung, ihrer Bauart, gegenwärtigen Beschaf fenheit und Einrichtung, ihrem Patrocinium, merkwür digen Grabmälern, Filialen und Nebenkirchen, gehan delt. „Wenn ich so glücklich bin", bemerkte D., „dem Ursprünge der Kirchen einigermaßen auf die Spur zu kommen, so haben wir schon die Directionen, in wel chen sich das Christentum in^ Österreich verbreitete; ein Resultat, das uns in mehr als einer Hinsicht wich tig sein muß. Die Beschreibung der Kirchen wird uns zugleich mit schätzbaren Altertümern bekannt machen, und diese werden dadurch dem verzehrenden Zahne der Zeit und der Verwüstung, wenigstens dem Andenken nach, entrissen werden". Fortfahrend mit der Aufzählung der Materie wer den von D. weiters genannt: die Geschichte der Pfarre, da man wissen soll, wie sie geworden ist; ebenso die des damit verbundenen Patronates; dann die Folge reihe der Pfarrer und dazu „würdiger Männer" aus dem Welt- und Regularklerus, wenn sie sich um Religion, Kirche und Staat, die Menschheit im allgemeinen, die Erziehung der Jugend, die Literatur oder wie immer verdient gemacht haben. „Solche Männer verdienen hier ihren vorzüglichen Platz. Es sind Blumen von der dank baren Nachwelt auf das Grab dieser Edlen gestreuet, ein irrimergrünendes Vergißmeinnicht, ein sanfter Zu ruf an uns alle: „Brüder, seid unsere Nachfolger!" Die sen seien auch die Wohltäter der Kirche beizuzählen, „denn in ihnen regte sich das lebendige Streben, die innere Religion äußerlich darzustellen und fortzupflan zen". Und bedauernd fügte er hier bei, daß er nach einem historischen Gesetz, das ihm verbiete, in ein gar kleines Detail einzugehen, nur die voi'züglichsten Wohl täter erwähnen könne, übriges wohl wissend", daß die arme Witwe, die nur Einen Heller in den Schatzkasten warf, großgeachtet war in den Augen unseres Herrn". Endlich werde auch die Schule, „diese zärtliche Mutter der Kleinen",nicht vergessen und alles über deren Ur sprung, Fortgang und gegenwärtigen Zustand gesam melt. Freilich gestand er auch gleich ein, daß er nicht dafür bürgen könne, ob alles wirklich und immer in der angegebenen Weise und in dieser systematischen Anordnung zu bringen sein werde. Denn sich und sei nen Mitarbeitern müsse er auf der topographischen Reiseroute manchen Seitenblick gestatten, wie ja auch der Wanderer manche Blume am Weg, wie es ihm ge falle, pflücke. Diesem Werke sollten, wie angekündigt, zwei an dere damit in Verbindung stehende Werke zu ihrer Zeit nachfolgen; nämlich eine Beschreibung aller be stehenden und „bestandenen" Kirchen, Stifte, Klöster und Kapellen Wiens — in der Stadt und in den Vor- , Städten; und eine zusammenhängende, in Perioden ge ordnete Geschichte des Christentums in Österreich, da er glaubte, „daß der vollständigen Entwicklung seiner Hauptidee sonst noch etwas mangeln dürfte", wenn darauf verzichtet würde. Gerade das letzte Werk er schien ihm notwendig wegen der* Möglichkeit, „die wichtigsten Punkte unserer vaterländischen Geschichte zu berühren, die Religion mit allen ihren Segnungen auf unserem Boden zu entwickeln, den edlen würdigen Menschen, die sie befördern halfen, ein dankbares An denken zu weihen und unser Gemüt durch die leben dige Vorstellung von dem segensreichen Einfluß der Bemühungen unserer Vorfahren zur fruchtbaren Nach ahmung für uns und unsere Nachkommen erwärmen zu lassen". Sich nun bewußt, daß es vielleicht doch angemes sener gewesen wäre, die beiden letztgenannten Werke gleich zu einer Einleitung der Topographie der Land dekanate vorauszuschicken, mußte er, sich entschuldi gend, gestehen, daß beide „noch unter der Arbeit und ihrer Vollendung nicht sobald nahe seien" und man da her die Leser nicht warten lassen wolle. Zudem sei es viel leichter, ,,ein Dekanat nach dem andern zu lie fern". 1819 und 1820 vermochte D. durch die Herausgabe der ersten zwei Bände den großangelegten Plan seiner Kirchlichen Topographie von Österreich (Ein Beytrag zur Kirchen-, Staats, und Culturgeschichte des Lan des) in Wien bei Anton Strauß endlich verwirklicht zu sehen. Hatte er sich noch darüber freudig geäußert, „daß die Gesellschaft seiner Mlitarbeiter an zwei Prie stern der Metropolitankirche, am Cooperator und Pre diger daselbst, Joseph Adler, und am Katecheten bei St. Anna, Ignaz Reinharter, einen neuen Zuwachs er halten habe", da der eine nebst der Bearbeitung des , Dekanates an der March, die ihm bereits unmögliche Korrektur, der andere die Sammlung und Ordnung archivalischer Manuskripte übernahm"), so war ihm selbst keine Frist mehr zur weiteren Arbeit gelassen, riß ihm doch Ende Jänner 1821 der Tod die Feder aus der Hand. Fast zur selben Zeit starb auch v. Bergen stamm. Die vorausschauende Gründung des „weiteren" Vereines und die Gewinnung eines genügenden Mitar beiterstabes sicherten jedoch die Fortführung des Wer kes, so daß schon 1824 der III. Bd. erscheinen konnte und bis 1840 der XVIII. Bd. vorlag. Die eigentlichen Garanten für die Topographie des Wiener Erzbistums waren vor allem nun die beiden regulierten lateranensischen Chorherrn des Stiftes Klosterneuburg, Aloys Schützenberger und Max Fischer, und für das gesamte Werk — überhaupt was die Herausgabe und Kosten deckung betrifft — der Kanonikus von St. Stephan, Dr. Johann Christoph Stelzhammer"). ^ Da nach dem Ableben Darnauts die Klage jedoch fast allgemein geworden war, daß die kirchl. Topo graphie zu weitläufig sei und daher niemand das Ende des Werkes erleben werde — übrigens scheint schon D. dies befürchtet zu haben, bat er doch in der Einleitung seines II. Bd, S. LXI, den christlichen Leser, die ob der Reichhaltigkeit der Gegenstände entstandene Weitläu figkeit zu entschuldigen —, wurde ab dem III Bd.ver einbart, „das Entbehrlichscheinende" hinwegzulassen

{sh. III, S. IV f.) und die Änderung durch den neuen Obertitel anzuzeigen; „Historische u. topogi'aphische Darstellung der Pfarren, Stifte, Klöster, Stiftungen und Denkmähler im Erzherzogthume Oesterreich". Hier sei nur kurz auf die Bände hingewiesen und an sie erinnert, die für die Wiener Diözesangeschichte in Frage kommen; es sind dies nach den Bänden I und II die Bde. III, IV, V, IX, XI, XII, xm. XV-«) Bd. I (1819) und Bd. II (1820) behandeln das Dekanat Klostemeuburg, Bd. III (1824) hat zum Gegenstand;Mödling und dessen Umgebung (=Dekanat Laa), Bd. IV (1825) das Dekanat Baden und das Stift Heiligenkreuz, Bd. V (1826) das Dekanat Pottenstein, Bd. IX (1829) Korneuburg und Stockerau samt ihrer Umgebung (=:Dekanat am Michaelberg), Bd. XI (1831) Wolkers dorf und Groß-Rußbach samt ihrer Umgebung (—De kanat Pillichsdorf), Bd. XH (1832) Wiener Neustadt und Umgebung (—Dekanat Wiener Neustadt), Bd. XIII (1835) das Cisterzienserstift in Neustadt, die Cisterzienser-Nonnen in Wien u. a., Bd. XV (1836)das gewesene Stift St. Dorothea und die (Serviten) Pfarre Roßau mit der vom Lichtenthai. Daß dieses Sammelwerk als eine „tüchtige Vorar beit für eine den allgemeinen Bedürfnissen des Landes entsprechende Topographie" angesehen wurde, bezeu gen die verschiedenen positiven Beurteilungen, worauf aber, weil hier nicht beabsichtigt, nicht mehr näher eingegangen werden kann«^). es sei nur noch zur Cha rakteristik Darnauts, seiner Absicht und seines Wer kes, das er selbst ein historisch-moralisches Gemälde (II, S. LXI) nannte, angeführt, womit er die Vorrede zu seinem I. Bd. (1. Sept. 1818) beschloß — und was auch von dem mit diesem Blatte geplanten Unterneh men gelten möge —:„Wir sind nicht gleichgültig ge gen den Beyfall unserer verehrten Leser, und deßwegen haben wir aus Achtung gegen sie uns alle Mühe gegeben, ihren billigen Erwartungen zu entsprochen. Aber,da wir nicht nach eitlem Ruhme geitzen,so haben wir auch nicht Ursache, die Urtheile derjenigen zu fürchten, denen man nichts recht machen kann. Wir begnügen uns mit dem Bewußtseyn, nicht ohne große Anstrengungen dasjenige gesammelt zu haben, was an tausend Orten zerstreut vorhanden ist, und wir freuen uns, wenn unsere Arbeiten die Liebe zum Studium der vaterländischen Kirchen- (und Wiener Diözesan-, De kanats- und Pfarren-) Geschichte anregen oder zur Be seitigung einer Zeit und Sitten verderbenden Leetüre beytragen sollten. Ja wir hoffen mit Zuversicht, daß der Versuch, den wir hiemlt liefern, nicht ohne Nachalimung bleiben" und zur Mitarbeit bewegen werde. Hauptsächl. Quellen u. Lit.: Verwaltungsarchiv Studienhofkommission 4 Theologie Kg(VA);Personal stand d. Wr. Erzd. Jg. 1803/22; Vorrede zur „Histor. u. topograph. Darstellung" I.; österr. National-Encyclop. (v. Gräffer u. Czikann, Wien 1835) I; C v Wurzbffch, Biogr. Lex. III 165; A. Wappler, <3esch. der theol. Fakultät d. Wr. Univ. (1884) (Wappler)- Hurter, Nomenciator (1911) V 1; C. Wolfsgruber, Die k. u. k. Hofburgkapelle etc, (Wien 1905) (Hofburg kapelle); W. Kosch, Das kathol. Deutschland (1933) I 398;LThK (1958) m 124. Anm. u. Belege: ') Auch d'Arnaut. — 2) Taufprot. d. Propstoipfr. Wr. Neustadt (1765/79). — f) Hofburg kapelle 346. — *) Ebd. 339, 345. — f-) Ebd. 345 f. — •') War der 11. Kooperator (.seit der Pfarrerrichtung 1783). J. Kurz, Gedenkbucli d. I, f. Stadtpfr. zu den neun Chören der Engel Am Hof (Wien I.) 1891,126.— ') Hofburgkapelle, 345, 346. Für die ersten 2 Jahre war er eigentl. Burgvikar (zugleich Almosenausteiler),ebd. 621. — «) Ebd. 338 f. — '•') Ebd. 346, 352. — «)Ebd. .356 (354 f., 617). — «') S. 366 (617). Der 1. bürgerl. Fürsterzbischof v. Wien (1832/53). — Darnaut bezeich net ihn selbst als seinen vieljährigen Freund. Kirchl. Topographie I, S. V. — '-) Hofburgkapelle, 345. — J-') C. Wolfsgruber, Sigm. A. Graf Hohenwart, Wien 1912, 282. — '») Ders. Kg. östen-.-Ungarns, 1909, 66; sh. mehr darüber bei Seb. Brunner, Clemens M. Hof bauer u. seine Zeit. Wien 1858, 220, 236. — «)"Wapp ler, 436, 266. — ^") VA.— '') Ebd. — '«) Hofburg kapelle, 362. — '«) Ebd. — -") Wappler, 267; Herders Lex.:' 1903 II 1048. — "') Hofburgkapelle, 382. — "=) Ebd. — ■■ i-n Ebd. 385. — •») VA. — 25) Actafacult. theol. (ab a. 1795). — 2«) VA. — 27) Wappler, 266 f. Unter den Bewerbern um die Nachfolge war auch der spätere Linzer Bischof Ziegler, B. Hosp, Greg. Thom. Ziegler, Linz 1956, 24 f. — ^h) e. b. Ordinariatsarchiv, über mortuorum (1782/1916); Archiv d. Stadt Wien, Totenprot. 1821/30. 1.; Allgem. Amtsbl. z. österr. Kai serl. priv. Wr.-Zt. 1821; AStW. Verlassenschaftsab handlungen F 2, 5103/814; Hofburgkapelle, 409. — 2!)) Ebd. — :"') Ebd. 383, 384, 386. — -"»i) Ebd. 409; AStW, Totenprot. 1821/30. 1. — a:) Hofburgkapelle, 405. — aa) Ebd. 409. — a*) Wien u. Triest, Verlag der Geistingerischen Buchhandlung. — 30) igi3 (i. j Bd., 49—76), 1815 (III. Jg., II. Bd., 193—230). — Er schien als SA in Wien 1816 als: Religionsgeschichte des A. B. — »3) Ebd. 1813, 49. — a-) igie (Jg.IV, H. Bd., 135—164). — M) Ebd. 1815, 193 f. — ae) 2Bdchen, Wien 1801. — «) Wien 1813. — ") Archiv 1818 (IX. Jg.) Nr. 108, 425. — '") A. Mayer, Geschichte d. gei stig. Cultur i. N. ö:... Wien 1878, I 285. — «) Der Bd. ist den drei Oberhirten der einzelnen Diözesen ge widmet. — «I) Kirchl. Topographie i. ö., I, S. VI. — *•'■) Ebd. III, S. IV. — österr. National Bncycl. 111,206. — Der letzte Exjesuit, ab 1792 Prof. der Physik in Kla genfurt. am Theresianum in Wien, Direktor des physikal.-astronom. Kabinetts, 1825 Domherr, f 1840 zu Linz. Wappler 436. — J. Fried, Das Metropolitankapitel zu St. Stephan. Jg. 1952. S. 163—65. — <») Die an deren Bde. behandeln die Diözesen St. Pölten (VI, VII, XVI), Salzburg (VIII), Linz (X, XIV, XVII, XVm). Angemerkt sei noch, daß in der Regel jedem Bd. eine Karte u. eine topograph. Ansicht beigegeben ist. — -»') Mayer a. a. O. 284 f. u. angegebene Lit. 3. Ein kurzes Vorwort zur Regestenarbeit „Urkunden-Editionen und Regestensammlungen gehören zu den schwierigsten, zeitraubendsten und sub tilsten Arbeiten, die ein Historiker sich vornehmen kann. Sie erfordern eine unendliche Kleinarbeit, die sich nicht (oder nur in gewissem Grade) .rationalisie ren' (das heißt auf Mitarbeit oder Maschinen abladen) läßt und deren Ausmaß dem fertigen Werk kaum an zumerken ist; nur der Fachmann, der sich schon ein mal an Ähnlichem versucht hat, vermag es voll zu er messen. Ist das der Grund, weshalb derlei Unternehmun gen heute viel seltener sind als früher, obwohl es we der an aufzuarbeitenden Materialien noch auch an öf fentlicher Förderung für sie fehlen würde, entschlösse sich nur jemand (oder ein Team) dazu, diese asketi sche Aufgabe auf sich zu nehmen? Ist das der Grund, daß sich eben mit anderen. leichteren, weniger Selbst verleugnung erheischenden Vorhaben rascher etwas .erreichen' läßt? Es paßt jedenfalls in das Bild der Zeit und auch des .Wissenschaftsbetriebes', daß es so

ist; wie in so vielen anderen Bereichen, so leben wir auch in diesem weitgehend von der Substanz, d. h. hier von der Grundlagenforschung, die in einer fleißigeren, weniger auf raschen Erfolg bedachten und vielleicht auch gründlicheren, in Bezug auf die .handwerkliche' Ausbildung besser geschulten Vci-gangenheit unternom men wurde". (Rheinischer Merkur 1958, Nr. 44, S. 10: zum Quellenwork über Bernhard II. von Baden). Bisher sind Pfarr-Regesten erschienen im WDbl. Jg. 1894—1919, 1925—32. Im Jahre 1932 begann K. Bednar mit den Regst, der Pfr. Enzersfeld b. Korneuburg, die aber erst 1951 .von Fr. Loidl abgeschlossen wurden. Ders. gab zuletzt 1953—54 die Regst, der Pfr. Enzesfeld a. d. Triesting u. der Filiale Lindabrunn heraus. Seither bestand keine Publikationsmöglichkeit mehr. Dr. Franz Loidl 4, Regesten des Franziskanerklosters Maria Enzersdorf Von Dr. Franz Loidl I. Päpstliche Ablässe: 1. 1779 April 15. Rom. Pius VI. gewährt unter den vorgeschriebenen Bedingungen jedem Wallfahrer nach Maria Enzersdorf jähi-lich einmal einen vollkommenen Ablaß. Orig. 2. 1782 Juni 27. Wien. Notariell beglaubigte Kopie. 1 Petschaft. U. Veniiögensstand: 1. 1801. Fassion über die geistlichen Stiftungen (6 Nummern). „Realitäten oder andere jährl. Erträg nisse besitzt das Kloster nicht, sondern es werden für jedes geistliche Individuum aus Allerhöchster Gnade 230 fl. zum Unterhalt derselben, der Dienstleute, Klo stergebäude, Kirchen, Paramenten und zur Bestreitung aller übrigen höchsten Bedürfnisse nach Abzug der obigen Interessen, Kurrentmessen und anderen sich etwa" ereignenden Zuflüssen, die quartalsweise zu ver rechnen sind, aus dem k. k. Religionsfond erhoben". Unterschr.: P. Ivo Stummer, Quardian, 2. 1832 November 1. Erträgnisausweis über die Zeit V. 1. November 1831 bis 31. Oktober 1832. Unter schr.: P. Bernardin Steiner, Quardian'. III. PersonaJstand: 1. 1785 Juli 16. Wien, a) von den 26 Priestern be finden sich 21 im Kloster, 5 außerhalb des Klosters, b) zur „wüi'cklichen" Seeisorge sind 8 angestellt, c) einer als Pfarrer i. E., als Kooperatoren 2 i. E., von den 5 je einer in Mauerbach, Laab, Schöngrabern, Pfaffendorf, Pottenstein. d) weiters sind noch zur „Aussetzung" auf Pfarreien, Lokalkaplaneien oder Kooperaturen „würcklich" tauglich; die PP. Parthenius Jahr (?), Polycarpus Köhler, Germanus Summer, Pa schalis Frickh, Amatus Liebe, Marcellus Hueber, also 6. e) zum Chor, Beichthören u. anderen Klosterverrichtungen sind noch vorhanden u. fähig: 11, zus. 17. f) ganz unbrauchbar ist derzeit einer, g) Kleriker u. Stu denten sind nicht hier. — Unterschr.: P. Anacletus Pi'ätsch, Prov. 2, 1788 Juli 27. Enzersdorf. P. Ildephons Sippel bittet das Konsist. um Verleihung der Lokalkaplanei Heberstorf u. begründet sein Ansuchen. 3. 1822 Juli 17. Enzersdorf. P. Rainer Niemetz bit tet das Konsist. um Verlängerung seiner Jurisdiktion. — Vermerk d. Konsist. am 20. Juli d. J., daß sich der Bittsteller beim erzb. Examinator Don Ignaz Thomas, Propst u. Pfr. von St. Michael, zur Prüfung u. Erneu erung seiner Jurisdiktion zu melden habe. — Beilage: Testur d. Eraminators v. 22. Juli d. J. 4. 1832 November 1. Enzersdorf. Personalstand: Patres: P. Bernadin Steiner. Quardian, zugleich Pfarrver weser, geb. zu Preßnitz i. Böhmen 1795, Prof. 1816, Priest. 1819. P. Solanus Winkler. Beichtvater, geb. zu Inns bruck 1757, Prof. 1780, Priest. 1784. P. Athanas Schuster. Pfarr- u. Konvents-Vikär, geb. zu Lichtenwarth 1. österr. 1799, Prof. 1825, Priest. 1826. P. Joseph Pallmann. Feiertagsprediger, geb. zu Hohenmauth i. Böhmen 1791, Prof. 1816, Priest. 1818. P. Rainer Niemetz. Prediger, geb. zu Gewitsch i. Mähren 1790, Prof. u. Priest. 1820. P. Medard Schöbeck. Prediger, geb. zu Deschna i. Böhmen 1799, Prof. u. Priest. 1825. P. Emanuel Fleischmann. Katechet u. Koop., geb. zu Edelspitz 1. Mähren 1801, Prof. 1827, Priest. 1828. P. Wolfgang Dietl. Prediger, geb. zu Kornau 1. Böhmen 1806, Prof. 1830, Priest. 1831. Laienbrüder: Fr. Cassian Habertha, geb. zu Techau i. Böhmen 1752, Prof. 1778. Fr. Valerien Grünwald, geb. zu Rosenberg i. Böh men 1748, Prof. 1778. Fr. Dominik Haidinger, geb. zu TuIIn in österr. 1758, Prof. 1830. Fr. Gotthard Wimmer, geb. zu Wien 1784, Prof. 1813. Fr. Pacifik Elsler, geb. zu Wien 1802, Prof. 1824. Fr. Wenzel Painz, geb. zu Eger i. Böhmen 1800. Prof. 1825. — Unterschr.: P. Bernardin Steiner, d. Z. Quardian i. E. IV. Quardiane: 1. 1810 Oktober 15. Wien. Provinzial P. Job. Bapt. Freundlich zeigt dem Konsist. die Wahl u. Bestätigung des vorigen Quardians P. Ivo Stummer an. Unterschr.: der Provinzial u. die beiden Definitoren P. Paschalis Frickh u. P. Carolas Kues (?). — Rückvermerk des Konsist.: Die Wahl wird im Einzelfall bestätigt, dem Provinzial jedoch aufgetragen, an die Landesregierung darüber Anzeige zu machen, „übrigens ist über eine vorgenommene Wahl eines Klosterobern nach den be stehenden Vorschriften nicht bloß, wie hier geschehen ist, eine Anzeige zu machen, sondern um eine Bestä tigung (ist unterstrichen) der Wahl selbst geziemend anzuhalten, indem eine Wahl ohne Bestätigung des Konsist. unkräftig wäre". 17. Okt. 1810. 2. 1816 Dezember 23. Wien. Bericht des Konsist. an die Landesregierung über die ordnungsgemäße Wahl des P. Avellin Hackenberger zum Quardian v. E. u. dessen Bestätigung am 24. Okt. d. J. durch das erzb. Ordinariat. Konzept. 3. 1816 Dezember 31. Wien. Landesregierung an das Konsist. über die Genehmigung obiger Wahl. Unter.sehr,: Reichmann.

4. 18.19 Oktober 14. Wien. Provinzial P. Pasqual Werbinz (?) bittet das Konsist., die Quardiane der drei in der Erzdiözese gelegenen Klöster: P. Viktor Bi schof in Wien, P. Anton Hirsch i. Lanzendorf u. P. Avellin Hackenberger i. E. auf drei Jahre zu bestäti gen. V. Disziplin: 1. Monitum an den Quardian von E. und an den Provinzial propter quemdam bibulum, rixorosum etc. in Enzersdorf u. Lanzendorf. Konzept. Mundiert (1811?). VI. „Aushülle" in Mödling: 1. 1820 Dezember 22. Wien. Am 15. d. M. erhielt der P. Quardian von E. vom Konsist. den Auftrag, je den Sonn- und Feiertag einen Priester seines Konvents zur Meßaushilfe nach Mödling zu senden, bis der Pfar rer von seiner Krankheit genesen sei. Provinzial P. Pasqual Werbinz beteuert den guten Willen, begrün det aber die Unmöglichkeit, dem nachkommen zu kön nen, denn „a) zählt das Kloster E. fünf Priester, wo von nur drey brauchbar sind, indem laut ärzti. Zeug nis P. Reginalt über 80 Jahre u. blind, P. Quardian an das 80. Jahr angränzend u. halb taub, nebenbey auch von immerwährendem Schwindel geplagt, folglich beyde im Beichtstuhl, der an allen Sonn- u. Feyertagcn sehr viel zu schaffen gibt, den Beichtenden zu die nen außer Stande sind, b) Der Klosterpfarrer P. La zarus Greiner, ein Feind des Beichtstuhls, wovon sich Unterzeichneter zur Zeit seiner Anwesenheit in E.selbst überzeugt hatte, glaubt seine Pflicht schon ganz erfüllt zu haben, wenn er die Pfarrmesse gelesen u. eine kurze Homilie gehalten hat (in Betreff dessen Unterzeichne ter dem Hochw. Konsist. ehestens Mehreres melden wird). Er erscheint an Sonn- u. Feiertagen nicht im Beichtstuhl, sondern weiset alle, die drey, viele bis zu fünf Stunden weit hieher kommen, um zu beichten, an die vier Kloster-Individuen: Quardian, Reginalt, Thyesus u. Hieronymus, c) Wenn nun P. Thyesus oder P. Hieronymus, welche zwey allein ausgehen können, an Sonn- u. Feyertagen nach Mödling zur Aushülfe gesen det werden sollen, so bleibt für das Kloster u. die Pfarre E., wohin nicht nur Enzersdorf selbst, sondern auch Brunn, Medling, Berchtoldsdorf u. alle benach barten Ortschaften, um zu beichten, strömen, ein ein ziger Beichtvater übrig. Und da dieser, wie es einleuch tend ist, nicht alle auf die Beicht Wartenden befriedi gen kann, so entsteht hieraus nothwendiger Weise un ter dem Bauernvolke die größte Unzufriedenheit, öf fentliches Mjurren u. Schimpfen, kalte Abneigung gegen das Kloster, wo es allzeit die Ruhe des Gewissens suchte und fand, und grobe Verweigerung jener Liebes dienste, die es dem Kloster aus Dankbarkeit für die geistliche Hülfe jederzeit geleistet hat, und ohne wel cher das Kloster nicht bestehen kann, d) Bedarf Möd ling wahrhaft nicht, daß ein Priester aus dem Kloster zu E. zur Meßaushülfe dahingehe, theils weil beynahe die ganze Gemeinde von Mödling laut der eingesam melten Beichtzettel, nach E. kommt,um die hl. Sakra mente zu empfangen: theils well Mödling ohnedieß mit zwey Priestern, dem Hr. Vikär und Spitalbenefiziat, versehen, täglich zwey Messen, folglich auch an Sonnu. Feyertagen den Vor- und Nachmittägigen Gottes dienst hat". Er bittet um Entledigung des Quardians von dem Auftrag und „verheißt hoch u. theuer^ daß er sich zur größten Ehre rechnen werde, wenn er bald durch Vermehrung seiner Ordens-Individuen in den Stand wird versetzt worden scyn, in jedem Falle nach dem Winke des Hochw. Konsist. zur Aushülfe in der Seelsorge, was ohnehin das Wesentliche des Berufs je des Franziskaner-Priesters ausmacht, zu Diensten ste hen zu können". Vermerk auf der Rückseite: Anerken nung der „Unmöglichkeit" durch das Konsist. Vn. Stiftungen: 1. 1690 Marz 21. Cathariha Luegerin stiftet auf 3 hi. Messen pro Woche. — Erneuerter Stiftbrief v. 1. vn. 1755. Unterschr.: Prov. et. Def. 2. 1692 Februar 16. Carl Christoph Fernberg stif tet auf einen solemnen Jahrtag. Unterschr.: wie Nr. 1. 3. 1692 November 29. Apollonia Lienhartin stiftet auf monatlich 1 hl. Messe. — Erneuerter Stiftbrief V. 25. I. 1767. 1 Papiersiegel. Unterschr.: P. Leonhard Wcichardt, Quardian. 4. 1694 März 4. Maria Böckin stiftet auf 2 hl. Mes sen pro Woche.— Erneuerter Stiftbrief v. 31. XII.1742. Unterschr.: wie Nr. 1. 5. 1696 Mai 6. Jungfrau Agnes Sandnerin stiftet zur Erhaltung eines ewigen Lichts bey dem Hochwür digsten". — Erneuerter Stifbbrief v. 25. I. 1767. 1 Pa piersiegel. Unterschr.: wie Nr. 3. 6. 1716 Juni 26. Humbertus Antonius Freyberg oder Freyenberg stiftet auf wöchentlich 3 hl. Messen. — Erneuerter Stiftbrief v. 25. I. 1767. 1 Papiersiegel. Unterschr.: wie Nr. 3. 7. 1744 Jänner 24. Freiin Fräulein v. Geyerin stif tet auf einen solemnen Jahrtag u. auf jährlich 10 hl. Messen. — Erneuerter Stiftbrief v. 4. V. 1744. Unter- .schi%: Placidus Herzog, Quardian. 8. 1744 Juli 17. Anna Maria Kleinin stiftet 2 solemne Anniversarien u. auf jährl. 17 hl. Messen. — Er neuerter Stiftbrief v. 5. VIII. 1744. Unterschrift wie Nr. 7. 9. 1748 November 29. Peter Strasser stiftet 6 hl. Messen und zwar je"eine in der Kapelle auf der Land straße (Wien III.,), bei den Augustinern dortselbst, zu Maria Taferl, zu Maria Schußberg, zu Maria Lanzen dorf, zu Maria (Heil der Kranken) Enzersdorf ä 500 Gulden an seinem Todes-, Geburts- u. Namenstag, in der Seelenoktav, am Fest Maria Himmelfahrt u. Mariä Empfängnis. Unterschr.: wie Nr. 1. 10. 1755 Juli 1. Stiftungsinstrument der 3 Stiftun gen Nr. 1, 2 u. 4. Unterschr.: wie Nr. 1. 11. 1761 April 2. Enzersdorf. Fassion über die 9 obigen Stiftungen. Unterschr.: P. Damascenus Allmayr, Quardian. 12. Specification der 9 obigen Stiftungen für das Konsist. Unterschr.: wie Nr. 3. 13. 1761 Oktober 23. Enzersdorf. Wie Nr. 12. — Stiftung Nr., 3 wird „unordentlich" gehalten, die wei len darvor das Stipendium cadens unordentlich entrich tet wird". Unterschr.: wie Nr. 11. 1 Papiersiegel. (Schluß folgt) Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlicher Sohiiftwalter: Univ.-Prof. Dr. Franz Loldl. Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mechitarlsten-Buchdruckerei, Wien VII, Mechitaristengasse 4. 8

Beiträge y^iener Diözesangeschiditc BE ILAQE DES WIENER DIÖZESANBLATTES Nr. 2 Wien, am 1. April 1960 1. Jahrgang Inhalt: 5. Joseph Kopallik. — 6. Regesten des Franziskanerklosters l^ria Bnzersdorf des alten fürsterzbischöflichen Alumnates auf dem Stephansplatz. (Schluß). 7. Regesten Die 5. Joseph KopalHk Dr. Franz Lo i d 1 Wiener Diözesangeschichtsforschung und -Schreibung richtig in Schwung gebracht und sich ihr gar verschrieben zu haben, darf mit Fug und Recht von Joseph Kopallik ausgesagt werden, der, wäre sein Le ben und Arbeiten nicht so jäh und allzu früh abgebro chen worden, ein Mehrfaches von dem auf diesem Ge biete geschaffen hätte als nun tatsächlich vorliegt. Als Sohn eines subalternen Beamten im k. k. Fi nanzministerium am 8. Mai 1849 zu Wien geboren^), absolvierte J. K. das akademische Gymnasium und stu dierte nach seiner Matura i, J. 1868 als Alumnus des f. e. Klerikalseminars am Stephansplatz Theologie an der kath.-theol. Fakultät der alten Wiener Universität und hörte unter anderem im dritten Jahrgang 1870/71 Kirohengeschichte „mit vorherrschender Rücksicht auf Dogmen- und Verfassungsgeschichte" bei Anton Wapplc.r2), dessen Nachfolger er eineinhalb Jahrzehnte spä ter werden sollte. Empfing mit zwanzig Ordinanden^) nach dem Subdiakonat am 12. Juli und dem Diakonat am 16. Juli am 21. Juli 1872 im'Stephansdom die Prie sterweihe, kam auf zwei Jahre als Kooperator nach Wolkersdorf (Dekanat Pillichsdorf) und wurde mit 9. Sept. 1874 als Studienpräfekt ins Priesterseminar berufen und am 1, Sept. 1876 zum Subrektor ernannt. Schied am 12. August 1878 aus dem Alumnat, da er in die Kurgeistlichkeit als Levit eingereiht wurdet). Nachdem er bereits als Kooperator mit seinem er sten Rigorosum begonnen hatte, legte er während die ser Zeit die drei weiteren Rigorosen — alle mit sehr gutem Erfolg — ab und wurde nach Annahme seiner 120seitigen Dissertatio canonica: De electione Summi Pontificis, am 10. Mai 1878 zum Dr. theol. promoviert''). Durch die Bestellung zum Adjunkten der theol. Fakultät für das Kirchengeschichtslehramt ausersehen«), erkannte K. sehr wohl, daß es notwendig sei, in die historische Methode eingeführt zu werden. „Fre quentierte" deshalb 1881/82 Vorlesungen der Profan geschichte und mehr noch der historischen Hilfswissen schaften (richtiger Grundwissenschaften) an der phi losophischen Fakultät bei den damaligen Leuchten die ser Di^plinen'), Professor Theodor von Sickel«) und Prctfessor Engelbert Mühlbacher»), beide Vorstände des durch sie ausgebauten angesehenen Institutes für österreichische Geschichtsforschung. Schrieb damals Berichte über die katholische Mis sion (bziw. Missionen) in Zentralafrlka im WDbl.io) und brachte als sein Erstlingswerk eine „nach den Quellen gearbeitete Biographie" über Cyrillus von Ale xandrien (t 444 herausii), der bis dahin unverdien termaßen von der historischen Forschung weniger als andere Kirchenväter Beachtung gefunden, denen er an Geistesgröße und an Verdienst aber keineswegs nachsteht (Einleitung). Freilich, kein leichtes Unter fangen, da es hiebei einerseits um eine rücksichtslos stürmische Persönlichkeit ging, die andererseits in der Kirchen- und Dogmengeschichte als größter Sachwal ter der Orthodoxie im Kampfe wider den Nestorianismus zu gelten hatte^s). Der Autor schien zwar keiner Schwierigkeit aus dem Wege zu gehen und räumte ein Drittel des Buchumfanges der genauen Behandlung der Werke dieses Kirchenvaters ein. Wurde nun auf der einen Seite der große Fleiß und die reiche Sachkennt nis belobt, auch daß es die erste Monographie über diese Persönlichkeit war, so wurde das Werk doch als in allen seinen Teilen als nicht befriedigend bezeichnet. Dennoch wurde jhm „die Ehre zuteil, in die k. k. Fideicommißbibliothek aufgenommen zu werden" — und dies glückte auch späteren Schrifteni"), was für Kopalliks Berufung eine nicht zu unterschätzende Emp fehlung bedeutete. Schon am 24. Mai 1882 -wurde K. laut a. h. Ent schluß zum o. Professor für Kirchengesohichte an der theol. Fakultät in Olmütz emannti^), womit seine aka demische Lehrerlaufbahn begann. Noch im selben Jahr gab er wie zum Programm heraus: „De historiae ecclesiasticae indole, o-bjecto, utilltate"i5), eine klare Entvvdcklung des Begriffes und Gegenstandes der Kg. sovde des Nutzens, den ihr Studium bietet. Zwei Jahre später ließ er rasch hintereinander Tom I und n sei ner „Historie ecclesiae cathohcae" erscheinende). Als Leitfaden der Kg. für die Theologie Studierenden ge dacht, wurde das Werk zwar im knappen Anschluß an Hergenröthers Kg. verfaßt, zeichnet sich aber, wie im Fakultätsgutachten v. 8. Februar 1886 ausgesprochen, besonders dadurch aus, daß darin die Kg. aller Länder der österreichisch-ungarischen Monardiie berücksich tigt und bei den wichtigeren Materien die einschlägige Literatur angegeben wird. Eis umfaßt im Tom I das kirchliche Altertum zur Gänze, im Tom II aber das Mittelalter nur bis zum J. 1303. Bezeichnend ist die vom Autor gewählte Periodisierung: 1. Periode bis 313 (Circularmandat v. Mailand), 2. bis 800 (Kaiser krönung Karls d. Gr.), 3. bis 1073 (Regierungsantritt Gregors VII.), 4. bis 1303 (Tod Bonifaz VIII.). Das MA läßt er bis zum Anfang des XVI. Jhs. reichen. Gleichmäßig wird jede Periode in die drei Kapitel auf gegliedert: I. De statu ecclesiae exiterno, II. Intemo, III. De ecclesiae efficacia ad morum discipUnam et literarum artiumque studia spectante. Im Jahre 1885

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