Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

zese betraut wurde.^') Sofort räumte er ihm und dessen Mitarbeitern bereitwilligst genügend Platz im WDbl. ein, so daß in den Jahrgängen 1887 bis 1890 die Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klö ster Wiens, in den Jahrgängen 1887 und 1890 bis 1894 die Regesten zur Geschichte der Bischöfe und Erzbischöfe Wiens^®) und schließlich in den Jahrgän gen 1894, 1895, 1897 bis 1919^°) die Regesten zur Geschichte der Pfarreien herauskamen, die von 1925 bis 1932 fortgesetzt wurden und seit 1951 neuerdings — so weit es der Raum zuläßt — vom Verfasser fort geführt werden.^2) Auch Kopalliks zweitem Nachfolger und nicht weniger verdienstvollem Diözesanhistoriker Prof. WoLfsgruber^^) ließ er seine Unterstützung angedeihen, der sich z. B. in seiner großen RauscherBiographie „für wichtige Mitteilungen, insbesondere über die Jugendzeit genannten Kardinals und dessen Fürsorge um die Pflege der Kunst und Wissen schaften", bedanken konnte.^^) Das gleiche gilt von dessen Nachfolger Prof. Tomek. Nicht geringer waren — und dürfen daher keines falls übersehen werden — Kornheisls Bemühungen und Verdienste um die Diözesane Denkmalpflege und die kirchliche Kunst. Selbst aktives Mitglied des Dombauvereines druckte er immer wieder Artikel aus dem Wr. Dombaublatt im Diözesanblatt ab und brachte dem Klerus darin die kirchlichen und staat lichen Verordnungen sorgsam zur Kenntnis. Sein Interesse und Verständnis dafür war keinesfalls ver wunderlich, war er doch in seiner Studienzeit auch Schüler der Akademie der bildenden Künste gewesen und schuf in seinen freien Stunden mit Stift und Pinsel manches beachtliche Bild. War deshalb in Künstlerkreisen bekannt und bei den Kunstaus stellungen ein ständiger- Gast. Fühlte sich deshalb besonders mit seinem alten Freunde, dem Domkapell meister Preyer, verbunden, der eine wertvolle Bilder sammlung besaß.^°) Mehr als Ergänzung sei noch angeführt, daß Prälat KornheisI wie andere Dignitäre und Domkapitulare auch in der Schwestemseelsorge tätig war. Er leitete die Kongregation der „Töchter des gött lichen Heilandes", die seit 1857 in der Kaiserstraße (Wien VII.) ihr Mutterhaus und Noviziat besitzt, „als tatkräftiger Freund, Beichtvater der Schwestern, die vom Volksmund einfach als Kornheislsschwestern bezeichnet wurden, als Ratgeber der Oberin und als einer der größten Wohltäter vor allem der Nieder lassungen in der Kaiserstraße, Waldgasse (Wien X.) und in Gablitz b. Purkersdorf.-®) Hier fand er auch in der Priestergruft des Schwesternfriedhofes seine letzte Ruhestätte, nachdem er am 26. März 1917 von seinen schweren Leiden erlöst war. Hatte im Greisen alter das Gehör und Augenlicht ganz verloren und die letzten zwei Lebensjahre wegen Altersschwäche im Bett zubringen müssen.'^') Mit KornheisI war ein Stück Alt-Wien, richtig verstanden der allerletzte Josefiner, dahingegangen, dessen tadelloses Priestertum, männliche Frömmig keit und stille Wohltätigkeit freilich nach außenhin durch eine einmalige Originalität verdeckt erschienen. Vor allem waren es sein nie versagender Humor und treffender Witz, die bei seinem Umgang mit) dem Klerus und seiner Behandlung einzelner Gesuchstel ler zahlreiche Anekdoten und geflügelte Worte ver ursachten, die seit jener Zeit bis heute im Klerus die Runde machen und das Andenken an ihn wacher halten. Sie zu sammeln, so lange noch Zeugen leben und zu einem Lebensbild dieser köstlichen Priester gestalt auszubauen, sei hier mit dieser Kurzbiogra phie angeregt. Hauptsächliche Quellen und Literatur: Eb. Ordi nariatsarchiv (Eoa), Klerus-Kartei; Personalstand d. Welt u. Ordensgeistlichkeit d. Erzd. W.; Wr. Diözesan blatt (WDbl.) 1863/53, 1867/76, 1868/108, 1875/252. 1910/132; Blätter d. Vereines f. Landeskunde v. N.Ö., 1916/17, S. 253 f.; Donin Ludw., Der Stefansdom u. seine Diener, W.1874, S.231; Zschokke Hermann, Gesch. d. Metrop.-Capitels zum hl. Stephan, W. 1895, S. 411; Keiter Heinrich, Kathol. Literaturkalender 1907; Fried Irmbert, Das Metrop.kapitel v. St. Stephan in seiner personellen Zusammensetzung i. d. Zeit v. 1722/1900, ungedruckte phil. Diss., W. 1952, S. 94f.; Schw. M. Theodora, Die Heilanclstöchter in Wien, Gesch. d. Kongregation, Winterberg 1928, S. 298; Reichspost 1917, Nr. 141, 146. Belege und Anmerkungen: ^) 29. 9. 1806 geboren. Legte mit „sufficiens" die Prüfung über Chirurgie an der Wr. Univ. am 4. 5. 1831 ab und war damit Ma gister der Chirurgie. Cathalogus Chirurgorum examinatorum ab a.1822/90. — ^) „Studien I. Klasse, KR. mit Eminenter", Eoa, Personal-Tabellen II 239. — K. k. Univ. Matrikenbuch 1843/4—1849/50, S. 1886. — ®) 9. II. 1856 Päpstl, Ehrenkaplan; 9. V.1859 Päpstl. Ehrenkämmerer. — ^) Zschokke, a. a. O., S. 411. — ®) Blätter d. Ver. f. Landeskunde v. N. ö., 1916/17, S.253. — Gern ironisierte er dabei seine Situation: (Bischof) Schneider ist im Himmel (t 1905), (Bischof) Marschall tauft auf einem Schloß irgendwo, der Kar dinal (Gruscha) ist in Arco, bzw. auf Kranichberg und mich habens da sitzen lassen. — ®) Erschien mit 36 Nummern, wurde z. Preis v. 1 fl. 50 kr.ö.W.„im Wege der f. e. Konsistorialkanzlei bezogen. War, damit das Blatt möglichst vielen Priestern zugänglich, den Koop. u. anderen nichtselbständigen Seelsorgs-Geistlichen um 1 fl. ö. W." erwerbbar. — ') Von 1863/83 (W. 1884); 1863/1900 (W. 1900). — «) Von 1863/1912 W. 1915). — ») WDbl. 1869, 92-1870, 243 zus. 41 Art.). — ^®) Ebd. 1872, 15-1874, 103 (zus. 41 Art.). Zur Pfarreinteilung d. Erzd. W. — ^^) Blätter d. Ver. f. Landesk. 1916/17 S. 253. — Übrigens war noch ein KornheisI Karl, Beamten der k. k. Südbahngesellschaft, im Ausschuß. Ebd. 1867, S. 218. — Gleich WDbl. 1865, S. 51 f., u. a. — ^®) Blätter d. Ver. f. Landesk. 1865 (I. Jg.), Nr. 3: Das General-Seminarium zu W. 1783/90; Nr. 6: Stadt u. Diöz. W. i. J. 1646 (Männer- u. Frauenklöster in Stadt u. Vorstadt); Nr. 7: Einsiedelei b. St. Veit nächst Wien; 1866 (II. Jg.), Nr. 7: Das Dienstboten wesen in der Umgebung des „Wechsel" i. N. ö.; Nr. 8: Provinzialismen aus der, Umgebung des „Wechsel"; Nr. 9 detto. — Hier sei noch erwähnt, daß er 1868 J. Geigers Karte der Erzd. W. in 2. verbesserter Auf lage herausgab. A. Meyer, Gesch. d. geistigen Cultur in Nö., Wien 1878. S. 297/7. — ") Blätter d. Ver. f. Landeskunde 1916/i7, S. 254. — i®) WDbl. 1882, 1451886, 113 (mit 22 Themen). Regesten z. Gesch. d. Erzd. W., I. Ed., S. III, Anm. — Beiträge z. Wr. Diözgesch. 1960, Nr. 2, S. 11, 14. — i®) WDbl. 1882, 229-35, 261-67; 1886, 241-45, 253-57, 265-70. Reg. z. Gesch. d. Erzd. W., I. Bd., S. III, Anm. — Beiträge z.Wr. Diözgesch. 1960, Nr. 2, S. 14. — ^'') Schon 1884 (sh. daselbst WDbl. S. 248). — Kopallik, Regesten I, S. III u. VIII. — Beiträge zur "Wr. Diözgesch. 1960, Nr. 2. S. 11. — ^®) Ebd. S. 12 u. Anm. 41, 42, 43. — Erschienen 1890 als I. Bd. der Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien. — ^®) Ebd.S.12 u.Anm. 44, 45, 46. — Erschienen daselbst 1894 als II. Bd. — ^®) Lagen als III. Bd. vor bereitet (Achau bis Bisamberg, I. Teil, Bockflüß bis Dürnkrut II. Teil) 1903 zur Auflage vor. —^ ^^) Bei träge zur Wr. Diözgesch. 1960, Nr. 1, S. 7. — Ab 1961 wird mit den Regesten zur Gesch. der Pfarre Feist34

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