Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

P. 208 und 209: Ulrich, von Gottes Gnaden Bischof der Passauer Kirche, allen Christgläubigen unseren Gruß in Ewigkeit. Da von uns etwas verlangt wird, das einerseits durch die Kraft der Billigkeit gerecht und ehrenvoll ist und von dem anderseits das Gesetz der Vernunft fordert, daß dies durch den Eifer unse res Amts zum schuldigen Erfolg gebracht wird, so wisse die Gesamtheit der jetzt lebenden und der zu künftigen Menschen, daß der Streit, welcher zwischen dem geliebten Sohn Heinrich, Pfarrer v. Wien, auf der einen Seite, und dem uns geliebten Ulrich von Radoum auf der andern über die Kapelle von Inzersdorf geführt wurde (von welcher der genannte Pfar rer behauptete, daß sie rechtmäßig zu seiner Kirche gehöre, weil sie im Gebiet seiner Kirche erbaut ist, während der genannte Ulrich sich weder durch Tausch noch durch Privileg verteidigen oder schützen konnte, daß die schon genannte Kapelle exempt sei) unter Vermittlung von uns, Herzog Heinrich v. Medelic und Rudolf v. Potendorf durch freundschaftli chen Vergleich in der Weise glücklich entschieden wurde, daß dem genannten Pfarrer und seinen Nach folgern der nämliche Ulrich zu Lehen jährlich 12$ aus gesicherten Einkünften sowohl zu vollem Recht als auch besonders zu Vogtrecht mit rechtskräftiger Hand übergeben und die Kapelle frei und exempt be sitzen solle, so jedoch, daß der Priester, welcher dort den Gottesdienst durch Feiern der Messe versieht, nur seinen eigenen Leuten und jenen, welche seine Besitzungen, die er damals besaß, bewohnen, die Be gräbnisfeier und die andern geistlichen Sakramente angedeihen lassen solle außer der Jurisdiktion, wel che ungeteilt dem Pfarrer gehört. Wir aber, die wir den Bitten beider Parteien unser Ohr liehen, haben vorliegende Seite, damit vorgenannte Vereinbarung frei und unangetastet bleibe, mit unterschriebenen Zeugen und durch Anhängung unseres Siegels be kräftigen lassen. Die Zeugen dieser Sache aber sind: Otto Torse, Chunrad von Schenowe, Wichard v. Las sendorf, Ulrich V. Patenberg, Markward v. Velwen, Wichard v. Arenstinie, Gebhard v. Radoun, Megenhard v. Macllinstorf und Gerung, Eberhard und Hein rich v. Radoun, der Pfarrer von Medelic, der Pfar rer von Ruspach, der Pfarrer v. St. Andreas (?), der Pfarrer v. Gumpoltschirchen, Leutwin, Priester in Wien, die Passauer Kanoniker Propst Hartmann, Archidiakon Gottfried, der Pfarrer v. Mistelpadi Ma gister Heinrich v. Wienn, der Notar Heinrich des Her zogs, der Pfarrer v. Niwinchirchen Notar Reinpert des Bischofs, der Schüler Rencher. Geschehen ist das zu Wien am 15. September i. J. des Herrn 1217, Indiktion 5, irh 2. Jahr unserer Re gierung. P. 210 leer. 7. Regesten der Pfarre Michelstetten Dr. Franz Lo i d 1 5. 1686 März 30. Gnadendorf. Pfr. Farkaß an ge nannten Notar: „Wohl Edl. gestrenger u. sonder hoch geehrter H. Notari u. geliebter Vetter. Überschicke dem Herrn den bericht über die Pfr. M., wie ihn Pfr. Krauß lieferte (folgt weiter unten). Bitte den Herrn ganz untherthänig, meiner zu verschonen, damit H. Graf V. Sinzendorf nit erfahre, daß ich das Vbl. Consist. informiert hab, das er das ganze einkhommen genieße von der Pfr. M, Sondern der Herr stelle es also ahn: ohne Maaß geben: der Herr Citiere ad Consistorium H. Petrum Krauß post ferias Paschalis u. examiniere ihn über gemelte puncta, die er mir an vertraut: er Wirts nicht leugnen, den er hat mit H. Grafen nicht zu negocieren: ich aber möchte eine feintscliaft überkhommen u. verfolgt werden., Sodann kan man dem H. Grafen v. S. cum aliquo saltem fundamento ermahnen, weil die Pfr. M. totalitär spoliert ist, von allem ihrem einkhomen, auch der Pfarrhof ödt wordten dardurch, ad restitutionem in integrum. weil er die Zehnten, Unterthanen, Äcker, Teich, Wie sen, Walt, Zieglofen genießet, wie mit mehreren der einlag im landthauß außweiset u. probiert. — Secundo.' Ist mein: des H. P. Krauß Unterthan Stephan Schlei fer vors Vbl. Consist. zu citieren u. zu verhören. — Tertio ist mein parere: dem H. Grafen durch ein höf liches briefl zu berichten, dafern man sich zu keiner restitution bequemen wollte, weil die Pfr. M. Jure devolute dem Ordinario heimbgefallen. Man einen flnte oder auf M. bestelle, welcher per processum die re stitution vindicieren, urgieren könnte, weil die sach gar zu klar ist, so dem H. Grafen disreputierlich fal len könnte. — Quarto. Darzu taugte, meo judicio, solvo meliori, H. Hanß Paumgartner, gewester Pfarrer zu Wolkerstorf, so er' noch am Leben ist. — Der Herr Vetter ist ihm gescheit genug. Bitte, nur meiner zu verschonen. — Unterschr. Meines lieben H. Vettern ganz unterthäniger Vocativus. — P. S. Wann der Bericht ad Vbl. Consist. nit recht einge reicht ist, bitte mich zu corrigieren u. ein Concept dar über zu machen. — Mein Ib. Lißl laß ich 100.000 mahl grüßen, bin mit ihr nit zufrieden, weils mir ein schlechtes Nachtquartier geben hat neulich und mei ner Köchin ein besseres..." Nun der Bericht des Pfr. P. Krauß von Nieder leis: Weiland Marcus Anton Schmidt, Pfr. zu Niederleiß u. M., hat das völlige Einkommen genossen, i. e. „den völligen Wein u. getreidt Zehnt zu M. Es hat auch die Pfarre M. schöne Äcker ganze Preyten. Schöne Teich und Wiesen, ein schönen Walt, etliche Unterthanen zu M., einen Ziegelofen, so bei dem Pfarrhof noch steht. Dieses alles genießet H. Theodor Graf V. S. gibt Steuer ins Landthauß 27 fl. Lebt noch ein Zeig: Nahmens Stephan Schleifer, Herrn Pfarrers zu Niederleiß Unterthan. Von der Alumnats Pension kann ich nichts erfahren". In einer weiteren Beilage berichtet Pfr. Farkaß. daß er heut am 31. März d. J. seinen Kaplan befragt, was er ihm wöchentl. pro administratione curae animarum geben solle. „Respondit: er begehre wöchentl. 1 fl. 30 X. durchgehent die halbe stolam als denen hochzeiten, todtenbegräbnissen, kindtstaufen strafen(?): alten Wein, ein besseres tractament (Verkösti gung). Dixi: keinen alten Wein kann ich ihme nit ge ben, denn ich kauffe ihn nur vor mich den Eimer pro 8 fl.(?). Mein Pfarr tragt mirs nit, kein besseres trac tament vermag meine würtschafft alß täglich mit fisch, kraut, köll, ruhen, mnudel, aier, suppen, Card. fior(?), arbes, linßen, gersten, grieß... Die kleine stolam wil ich ihm geben, wie es im ganzen landt bey uns der brauch ist, aber die große nicht. Habe ihm demnach s. 50

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=