Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge zur Wiener Diözesangesdiidite BE I LAQE DES WIENER DIÖZESANBLATTES Nr.5 Wien,1. September 1961 3. Jahrgang Inhalt: 14. Prof. Dr. Ernst Tomek (1879/1954). — 15. Zur Geschidite der Reformation und Restauration in . Stetteldorf am Wagram. — 16. Regesten der Pfarre Michelstetten. 14. Prof. Dr. Ernst Tomek (1879/1954) Dr. Franz Lo i d 1 „Ein Kind Wiens, seiner Vaterstadt^), ein Sohn schlichter, aber trefflicher Eltern'), ein frommer Bru der einer frommen Schwester®), als sittenreiner und fleißiger Studierender bei den Stiftspriestern,die dem Unterrichte der Jugend obliegen, in bestem Andenken stehend*) — allerdings nicht der Ordensfamilie dieses Hauses angehörig, sondern gewesener Zögling des Alumnates der Wiener Erzdiözese — hat er sich von dem hochwürdigsten Stiftsabte®) die gerne gewährte Freude erbeten, in der Kirche dieser Pfarrei,der seine Eltern als Pfarrkinder angehören®), in diesem Gottes hause, in welchem er als Student betete und die hl. Messe hörte, vor diesem Altar der Gottesmutter, die er kindlich verehrt, den heutigen Ehrentag seiner Ju gend zu feiern". So stellte kein geringerer als der angesehene, langjährige, emeritierte k. u. k. Hofprediger und Pro fessor P. Dr. Klemens Kickh, Kapitular des Schotten stiftes"), als Primizprediger») am St. Annatag d. J. 1903 seinen am Vortag zu St. Stephan geweihten, ehemaligen Sdiüler Ernest Heinrich Tomek der Fest gemeinde vor. Der Weihejahrgang 1903 zählte 24 Neomysten®). Schon nach dreijähriger Wirksamkeit als Kooperator an der liechtensteinschen Pfarre Brühl (Hinter brühl) b. Mödling^") erfolgte die Berufung als Studienpräfekt an das f. e. Alumnat am Stephansplatz 3, da der um ein Jahr früher geweihte Studienpräfekt Theodor Innitzer zum Subrektor aufrückte*^). Von nun an war die fast fünf Jahrzehnte währende Lebenszeit Tomeks bestimmt von der Trias: Akademischer Leh rer, Kirchenhistoriker und Priester. Von der Alumnatsvorstehung (Domkapitular Di rektor Dr. Gustav Müller) als Präfekt für ein weite res Theologiestudium und die Erwerbung des Theo logiedoktorates auserwählt, hatte Tomek, wie seine späteren Freunde ihn in Preßbaum (Generalvikar Tit. Erzbischof Dr. Franz Kamprath 1894, Tit. Bischof Dr. Ernst Seydl 1895, Kard. Innitzer 1902) nun in Brühl einen Seelsorgsposten erhalten, auf dem er genügend Zeit erübrigen konnte, um sich den Studien widmen zu können, so daß er bereits am 14. Juni 1907 zum Doktor der hl. Theologie promoviert werden konnte. Als ehemaliger Hörer des berühmten Kirchenhistori kers Albert Ehrhard (der auch Mitglied der Wiener Akademie der Wissenschaften war^®) methodisch gut vorgebildet, besuchte er in den Jahren 1907/9 als außerordentliches Mitglied am „Institut für österrei chische Geschichtsforschung" Vorlesungen bei Emil v. Ottenthai, Alphons Dopsch und Oswald Redlich, die ihn historisch und wissenschaftlich bestimmend be einflußten*®). Für seine besondere Arbeits- und Spann kraft zeugt, daß er zugleich eben Studienpräfekt und ab 1910 Subrektor am f. e. Klerikalseminar sein konnte. 1910 habilitierte er sich mit K. U. M. Erl. v. 10. 4. d. J. bei Prof. Cöl. Wölfsgruber OSB**) an der kath.-theol. Fakultät der Wiener Universität mit einer aus seiner Dissertation hervorgegangenen Arbeit„Stu dien zur Reform der deutschen Klöster im 11. Jahr hundert, I. Frühreform" (erschienen in den von Wolfs gruber begründeten „Studien und Mitteilungen aus dem kirchenhistorischen Seminar der theol.Fakultät", 4. Bd., 1910'®). Noch vor Kriegsausbruch am 9. Juni 1913 wurde der Universitätsdozent für Kirchengeschichte und Patrologie als a. o. Professor an die kathol.-theol.Fakul tät nach Graz berufen'®), wo er 1917 o. ö. Professor wurde und bis 1919 lehrte. Aus dieser Zeit stammt vor allem seine grundlegende „Geschichte der Diözese Seckau" (1917, I. Teil, 684 Seiten), die er leider, wie er öfter bedauerte, nie mehr fortsetzen konnte, denn nach seinem Dekanat (1918/19) wurde er im ersten Nachkriegsjahr am 28. Oktober 1919 an seine Heimat universität Wien zurückgeholt, um hier nun drei Jahr zehnte lang bis zu seiner Emeritierung am 30. Sep tember 1950 zu wirken. Die Berufung hatte schließ lich sein Freund Innitzer (seit 1911 Prof. f. d. Bibel studium d. N. B. und der Exegese und ebenfalls 1918/ 19 Dekan) gegen den Professor für Pastoraltheologie und Katechetik und Dekan (1919/20) Heinrich Swoboda durchzusetzen vermocht, der energisch für eine Berufung aus Deutschland eingetreten war"). Als Wohnung nahm er das ihm vom Kirchenblattredakteur Prälat Mörzinger angebotene Haus in der Hin terbrühl (Bachstraße 4), wo er eineinhalb Jahrzehnte vorher Kooperator gewesen war. Durch die Nach folge auf den Benediktiner (Schottenkapitular)Wolfs gruber hatte seine mehrfache Verbindung mit den Schotten und der benediktinischen Ordensfamilie'®) ihre BekrÖnung erfahren, die unter der sein Leben und Arbeiten prägenden benediktinischen Devise:Ora et labora! bis an sein Lebensende anhielt. Tomeks Forschungen und Publikationen betrafen in der Hauptsache zwei Gebiete, nämlich die Ge schichte seiner Heimatdiözese Wien und die der Kir che Österreichs. Von Anfang an auf Quellenforschung eingestellt und bald vorzüglicher Kenner des reichen Wiener Diözesanarchivs, dem er auch lange Zeit vor stand, hatte er schon als junger Gelehrter das Lob 25

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