Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge Nr. 2 zur Wiener Diözesangesdiidite BE I LAQE DES WIENER DIÖZESANBLATTES Wien, 1, März 1961 2. Jalirgang Inhalt: 5. Cölestin Wolfsgruber als Diözesanhistoriker. — 6. Dissertationen zur Wiener Diözesangeschichte. — 7. Regesten des alten fürsterzbisdiöflichen Alumnates auf dem Stephansplatz. 5. Cölestin Wolfsgruber als Diözesanhistoriker*) Dr. Franz Lo i d 1 Am 27. September 1959 konnte der Verfasser als zweiter Nachfolger und engerer Landsmann des ehe maligen Ordinarius für Kirchengeschichte und Patrologie an der kathol.-theol. Fakultät der Universität Wien Professor C. Wolfsgruber (1903/19) an dessen Geburtshaus „in der Großalm", Pfarre Neukirchen b. Altmünster am Traunsee, eine vom heimischen Aka demischen Bildhauer Moser ausgeführte Gedenk tafel') anbringen lassen und — verbunden mit einer kirchlichen und weltlichen Feier") — einer großen und illustren Festgemeinde diesen tieffrommen Ordens priester, grundgütigen Lehrer^) und fleißigen Publi zisten in Erinnerung rufen. Da der Verfasser zu die sem Anlaß ein quellenmäßiges Lebensbild mit einer Beurteilung und Würdigung der Persönlichkeit und einer Zusammenfassung des reichen Schrifttums des Genannten herausgegeben hat'), seien als Ergänzung hiezu Wolfsgrubers Leistungen und Verdienste auf dem Gebiete der Wiener Diözesangeschichtsforschung und -Schreibung in Kürze behandelt. Nach einigen Arbeiten bzw. Ubersetzungen auf dem Gebiete der Patrologie®) und ein paar Textaus gaben seines Lieblingsbuches, der Imitatio Christi, wozu parallel Untersuchungen über die Autor-Frage liefen und Wolfsgruber glaubte für Johannes Gersen eintreten zu sollen, bis er die Unhaltbarkeit seiner These einsah"), gab er, als Geschichts- und Religions lehrer am Ordensgymnasium bei den Schotten hiezu angeregt, ein illustriertes Lehrbuch der Kirchen geschichte heraus und schließlich eine Kirchenge schichte Österreich-Ungarns. Gleich bei diesem Werk ist ein zweifach hier Interessierendes zu vermerken: daß nämlich auch ihm, wie beim Erscheinen von Kopalliks Kirchengeschichte (I. Bd. 2. Teil) bestätigt wurde: der patriotisch gesinnte Verfasser nehme besondere Rück sicht auf die österreichische Kirchengeschichte''); und dieses Lob wurde anläßlich der Berufung auf den Kirchengeschichtslehrstuhl wiederholt''); und ferner, daß er bereits eine Fülle von Materialien und Details für die Wiener diözesane Personal- und Kirchengeschichte darin beibrachte, die somit zur weiteren Benützung vorlag. Dasselbe gilt von anderen Werken, die wohl auch die Veranlassung waren, daß sich sein hoher Protek tor Kardinal Gruscha (gewiß zum nicht geringen Teil auf Betreiben des eifrigen Förderers der Diözesangeschichtsschreibung Prälat Franz Kornheisl)") im Jahre 1903 für seine Berufung an die kathol.-theol. Fakultät einsetzte und damit zugleich die Betreuung mit der Wiener Diözesangeschichte aussprach, da er in seiner Befürwortung an den Unterrichtsminister erklärte, er habe als Präses der jährlich in Wien ab gehaltenen Bischofskonferenzen Wolfsgruber im Na men des österreichischen Episkopates mit der Aufgabe befaßt, eine Geschichte der kathol. Kirche während der Regierungszeit Franz Josefs I. auf Grund bereits gesammelter Akten zu verfassen'»). Und dazu hätte sicher das Wiener Erzbistum viel Material beisteuern müssen, wenn das Werk in der Form zustande ge kommen wäre. Da sind in erster Linie die großen Bischofs-Mono graphien, wahre Fundgruben für die Bistums geschichte, zu nennen: über Kardinal Joseph Othmar Ritter v. Rauscher, dessen Lebenszeit, ausgenommen die Unterbrechung durch den Aufenthalt als Professor in Salzburg") und als Bischof von Seckau'"), seiner Heimatstadt Wien gehörte, wo er im Geiste des Kon kordates vom Jahre 1855 und seines Jugendideals Klemens Maria Hofbauer von 1853—75 wirkte. Ihm gegenüber erwies sich Wolfsgruber geradezu als Ver walter und Herausgeber des Nachlasses, indem er den von Rauscher selbst noch edierten zwei Bänden der „Briefe, Reden, Zuschriften", 1889 einen III. Band an reihte und auch dessen umfangreichen „Augustinus" herausbrachte'"), nachdem er kurz zuvor im „Vater land" mehrere „Palmblätter zum 6. Okt. 1897 auf das Grab des Kardinals gelegt" hatte"). Dann: die über Kardinal Christoph Anton Migazzi, der unter vier Herrschern in der schwierigen Periode des josephinischen Staatskirchentums, des Jansenismus und Ratio nalismus (1757—1803) die Wiener Kirche leiten und neben den vielen Beschränkungen und Demütigungen den Klostersturm hinnehmen mußte"). Weiters: die über Fürsterzbischof Sigismund Anton Graf Hohen wart (1803—20), der nach seinem Einzug aus St. Pöl ten die zweimalige Franzoseninvasion mit seinen Diözesanen durchlitt, unter dem aber der Wiener Kon greß und die Tätigkeit P. Hofbauers und dessen Schü lerkreises stattfand'"). Wegen der imponierenden, „ungebeugten" Haltung Napoleons gegenüber im Jahre 1809 widmete ihm Wolfsgruber noch eine eigene Untersuchung. Weitere diözesangeschichtliche Ein blicke und Ergänzungen vermitteln auch die kürze ren Darstellungen: über Wolfsgrubers Ordensbruder und Vorgänger als Hofprediger, P. Klemens Kickh, dessen Selbstbiographie er erweitern konnte, dann über den gefeiertsten Homileten J. E. Veith (f 1876),

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