Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Wiener Diözesangesdiidite BE ILAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr.3 Wien, am 1. Juli 1960 1. Jahrgang Inhalt: 8. Gregor Sebastian Fritz, ein Barockprediger. — 9. Regesten des alten fürsterzbischöflichen Alum nates auf dem Stephansplatz. 8. Gregor Sebastian Fritz, ein Barockprediger Karl Keck, Senning Am 26. Juni 1767 verstarb als Stadtpfarrer von Stein an der Donau vmd wirklicher passauischer Konsistorialrat der namhafte Prediger und Kunstfreund Gregor Sebastian FritzJ) Der Verstorbene stammte aus (Ober-) Hollabrunn und wirkte von seiner Ausweihung (1708) bis zum Jahr 1739 auf dem Boden der heutigen Erzdiözese. Seine Eltern waren der am 20. Oktober 1720 im Alter von 72 Jahren beerdigte Lederer meister, Senior des Inneren Rates und Rektor der Gottesleichnambruderschaft Ferdinand Fritz und des sen mit 37 Jahren am 27. März 1700 beerdigten Gattin Anna Maria.2) Am 11. Juli 1700 schloß Fritz, der da mals Marktrichter war,eine neue Ehe mit der Schwarz färberstochter Anna Rosina Friedrich. Aus dieser Ehe stammen u. a. 2 geistliche Söhne. Der am 1. August 1704 getaufte Ignaz Bernard wurde Zistersienser in Heiligenkreuz. Bei der Primiz dort 1729 predigte Gregor Sebastian (Cantus Eucharisticus secundum tonum Gregorianum, Wien 1729).3) Dieser Bruder, F. Alberik, wurde 1756 Abt und verstarb als solcher am 20. April 1787 in Heiligenkreuz.^) Dort hat sich an der Bernardikapelle der Grabstein erhalten. Der am 13. August 1716 getaufte Ferdinand Leopold feierte am Johann Nepomuktag 1740 in Stein seine Primiz. Am Vormittag hielt Gregor Sebastian die Predigt (Die stille Music bey vollstimmiger Andacht, Krems 1740) und am Nachmittag der Bruder Pater.^) Dem Ferdinand, der lange Jahre bei seinem Bruder Kooperator war und am 18. Oktober 1805 zu Stein als Benefiziat verstarb,6) hätte Pfarrer Fritz gern die Pfarre verliehen gewußt und Abt Alberik war deswegen beim Fürstbischof Leo pold in Passau vorstellig geworden. Aber der Ordina rius nahm bei aller Würdigung Fritzens die Resignation nicht an und schrieb dem Abt: „Meines Erachtens würde desselben Bruder weit rühmlicher handeln, wenn er die Pfarr ferner beybehalten und die ihm anver trauten Schäflein solang als ihme Gott der Herr seiine Lebenstäg zu fristen geruhen wird, nach dem bisher bezeugten Eifer unaussezlich zu weiden" (Original vom 28. Februar 1767 im Stiftsarchiv Heiligenkreuz laut Mitteilung von P. Hermann Watzl, Archivar). Gregor Sebastian Fritz erblickte 1685 das Licht der Welt und empfing am 20. Jänner das heilige Sa krament der Taufe. Vom Tagesheiligen erhielt er den Namen Sebastian. Den Studien oblag er in Znaim und Wien. Er trat in die Gesellschaft der Oratorianer ein und wurde 1708 zum Priester geweiht.'J)Seit seinem Eintritt in den Orden wahrscheinlich erst trägt er den Namen des Papstes Gregor seinem Taufnamen vorge setzt und unter diesem allein erscheint er die meiste Zeit seines Lebens. Zu Ehren des heiligen Gregor und der heiligen Theresia stiftete er 1753 im Verein mit 2 Bürgerinnen der Stadt Stein ein Benefizium, dessen erster Inhaber sein Bruder Ferdinand wurde.^) Im Oratorium fiel das Rednertalent des jungen Paters auf und kam bald in häufige Verwendung. Schon 1711 erschienen 2 Predigten im Druck.9) Die eine hatte er in der Ordenskapelle zu Ehren des heili gen Philippus Neri (Die Geheimnisvolle Frihlingsblihe), die andere bei den Kajetanern zu Ehren des heiligen Andreas Avellino (Geistlicher Waffenstreit) gehalten. 1713 war P. Fritz unter den 7, die, als in Wien die Kirchen wegen der Pest geschlossen waren, auf den Plätzen Hoher Markt, Graben und Hof zu predigen hatten.^9) 1717 kam der 1. Band des Werkes Tridecas panegyricosacra „Ein halbes Schock Allerley, das ist Allerley auserlesene Lob- und auch Trauerreden, welche meistens in Wienn auf denen fümehmsten Cantzeln abgeredef.ii) Im Vorwort dieses in Nürnberg heraus gekommenen Opus schreibt der Verfasser, daß er seit 5 Jahren bis zu 100 Malen auf unterschiedlichen Kan zeln derlei Ehrenreden habe halten dürfen. 1721, 1726 und 1742 erschienen weitere Bände in Wien, Nürnberg und Stein.12) Ein Band war noch geplant. In das Jahr 1718 fällt die Herausgabe von „purpura sacra" (Barnabus: VitaCaesarisBaronii)"). 1721,bzw. 1723 kamen heraus „Der Wohlversehene Sonntags Prediger", bzw. „Der wohlversehene Feyertagsprediger"i4). Vom „Sonn tagsprediger" existiert im Stift Zwettl eine 2. Auflage aus dem Jahre 1734, leider fehlen in ihr durch Nach lässigkeit des Buchbinders fast 200 Seiten, über den „Sonntagsprediger" schrieb ein Ordenspriester: „Für besonders beachtenswert halte ich (dieses Werk), in welchem nebst den ausgeführten Predigten zu jeder Einzelpredigt gewissermaßen als Anfang sog. Subsidia materiae gegeben sind, in welchen Bibelstellen, Väter zitate, aber auch Aussprüche aus klassischen Schrift stellern, ja sogar deutsche Sprichwörter sozusagen als Stoff für die Erweiterung der einzelnen Predigten im reichsten Maße dargeboten werden". Vorher, inzwischen und nachher erschienen einzelne Fest-, Primiz-, Sekundiz- und Trauerreden. Hervorge hoben seien die Reden 1729 bei den Begräbnissen des Pfarrers Franz Emst von Schlangenberg zu Staatz und des Prälaten Vinzenz Wallner zu Klosterbruck in Mähren, 1740 bzw. 1750 bei der Infulierung und dem bald erfolgten Ableben des Propstes Maximilian zu 17

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