Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

strittenen Verdienste Bakaläf-Srbetzkys erkennen und hervorheben kann. Und die sind vor allem seine Ar beiten und sein Werben für die künstliche, möglichst einfach und regelmäßig gebaute Welthilfs- oder Uni versalsprache Volapük, das „vom kathol. Pfarrer Joh. Martin Schleyer im Badensischen (1831—1912) erfun den und 1879 veröffentlicht war und in den 1880erJahren seine größte Anhängerschaft hatte®), und dann für das von dem russischen Arzt Samenhoff geschaf fene und seit 1887 immer mehr an dessen Stelle tre tende Esperanto^®). Eben 1887 gab Bakaläf seine Volapükgrammatik^i) und sein Volapükwörterbuch'®) her aus. Als weitere Verdienste können ihm noch ange rechnet werden,daß er in deutschen und tschechischen Blättern tapfer gegen Korruption durch die Presse (Schundliteratur) und für den Tierschutz — man lese auch die Angerer-Pfarrchronik nach — auftrat. Auch eine historische Abhandlung über Angern ging aus seiner Feder hervor^®). Schade, daß sich Bakaläf gleich,nach Übernahme der Pfarre zu Ausfällen gegen seinen Vorgänger^"*)und dann vor allem über seinen Nachbarpfarrer in Man nersdorf a. d. March hinreißen ließ und dies kräftig in der Chronik anmerkte. Er scheint direkt von Minder wertigkeitskomplexen und Argwohn gegenüber Man nersdorf und dessen Pfarrer Julius Tlolka^^) geplagt gewesen zu sein. Bedrückten Bakaläf vielleicht Ent täuschungen wegenNichterfüllung gehegter Berufshoff nungen?] Seine Devise: Per crucem ad lucem, könnte es andeuten. Bereits nach dem ersten Jahr in Angern trug er in die Chronik ein: „Rache sei seinem Vater unbekannt gewesen und auch er denke immer: Gott spricht, mein ist diä Rache. — Daher die Liebe über alles. — Gottesmühlen!" Daß sich Tlolka aber nie zu Gegenschlägen in sei ner Chronik verleiten ließ, erweist das Pfarrgedenkbuch von Mannersdorf. Nur beim Abschied Bakaläfs vermerkte er darin; „B. litt an der Manie, daß ich die Pfarre Angern mit Mannersdorf zu vereinigen trachte, sowie es zur Zeit des Baues unserer Kirche"'«) im Plan war, und schrieb von diesem Zeitpunkt an so manchen Blödsinn in das dortige Gedenkbuch." Typisch Bakaläf lautet seine letzte Eintragung 1912: „Nun: zum Philosophieren (= eine Kirche hier bauen) bin ich schon zu alt (65 Jahre). Man hat mich in Wien denunziert. Anmerkung: Denunziant? Wer? Was? Schluß!!!! J. M. B. Pfarrer". Mit 1. Jänner 1913 resi gnierte er und trat in den Ruhestand''). Lebte dann in Branowitz in Mähren, wirkte als Katechet in Felds berg und starb als pensionierter Katechet und resig nierter Pfarre am 23. Jänner 1935 in Podinu-Kostel, wo er auch bestattet ist. Quellen und Literatur: Eoa, Personal-Tabelle II 675f; Personalstand d. Wr. Erzdiözese 1897/1936; Wie ner Diözesanblatt 1897, 180; 1913, 12; Pfarrgeschichte von Angern a. d. M. von 1785 ab, I. Bd., S. 89—110; sh. die weitere Literatur oben im Text, — Leider war aus den noch in Frage stehenden Orten der CSSR nichts zu erfahren. — Anmerkungen:') I (1957) 45. — ®) Gymn. in Kremsier(?), Realgymn. in Prerau(?), Theologie in Brünn. — «) Heute zerstört und durch die neue moderne Kirche ersetzt. — ^) Und etwa 80 Protestanten u. Juden. — «) Sh. unten Nr. 9. — «) Neue illustrierte Blätter.i — ') Einerseits mußte jeder Eingeladene selbstPhoto und Biographie einsenden, andererseits mußte die Redak tion den individuellen Anschauungen der einzelnen Rechnung tragen. Sh. Vorwort zum Biograph. Album f. d. österr. kathol. Klerus, Wien 1911, Verlag G. Ei chinger, 253 S. — «) Umgebildet aus engl. world = Welt und speak=sprechen. Herder's KonversationsLex. XII (1935) 410. — «) Ebd. VIII (1907®) 1489. — '«) Ebd. —")Mlnonice svetomlnoy, boh., Groß-Mesesitsch, J. F. Sasak,1887.—'®) Slovnicek feci, detto. — '®) N. ö. Volks- u. Vereinszeitung, Gänserndorf, Nr. 14 V. 25. 7. 1909. —")Alex. Matz (1845/96), als großer Bo taniker bezeichnet und als Jubelpriester Ehrenbürger von A. u. M. — '®) Wird im Gedenkbuch und von Zeugen noch als feiner, sympathischer Mensch ge schildert, der nach Jusstudium und Dienst als Eisen bahnbeamter später zum Priestertum gelangte, von 1891/1935 die Pfr. M. pastorierte, ein guter Priester war und streng auf Ordnung in Kirche und Schule sah. War GR. von Wien und KR. von Tyrnau. — '«) In den 60er Jahren hieß es: Wer die größere Kirche baue, bekomme auch die Pfarre. Angern, seit 1785 Pfarre, begnügte sich aber mit der vorhandenen Schloßkapelle, während die kaum 700 Köpfe zählende Mannersdorfer Gemeinde ihr 1000 Personen fassendes, jedoch zu großes Gotteshaus aufführte und 1867 zur Pfarre erhoben wurde. — 'ü Der Chronist von Man nersdorf nennt nur nebenbei potus als Grund der Re signation. 14. Anmerkungen zum Artikel Nr. 10: Möns.Franz X. Stauracz Anmerkungen:') Auch Stauraö. — ®) Sein Bruder war Glasermeister. — ®) Heüigmäßiger Redemptorist 1820/ 1902. Sh. Lex. f. ThK (Buchberger) mit Lit. (1937) IX 1048; Reiter E., 50 Jahre kathol. Jünglingsverein. Nach dem Archiv bearbeitet... W. 1907, S. 35. — Ü WDbl. 1882, S. 144. Mit-Neomysten waren der spätere Mund artdichter u. Stadtpfr. v. Baden Karl Frimm u. der Diöz-Regesten-Bearbeiter Rychlik. — «) Reiter,a.a. O., S. 35 f. — ®) Ebd. S. 36. — ■*) Eifriger Diöz. RegestenBearbeiter. Wird nodi einmal behandelt werden. — ®) Pfarrchronik Laa a. d. Thaya, tom. IV, Fol. 228. — ®) Pfarrarchiv Laa a. d. Th., Dekret d. f. e. Ord. 1885 Z. 5497. — '«) Nun: Ecke Einsiedlerg. 9/ll-Siebenbrunnengasse 78/76, vom Orden (1927) an die Gemeinde Wien veräußert, von Bürgermeister Richard Schmitz zu einem Familienasyl ausgebaut und mit der Statue seines Patrons St. Richard geziert. — ") Krebs Leop., Das carit. Wirken d. kath. Kirche i. östen\ im 20. Jahrh., Graz und Wien 1927, S. III f.; Lex. f. ThK (1933) V 79. — ") Correspondenz d. Assoc. pers. sacerd. 1919 (XL), S. 78. — '®) 75 Jahre Margareten. Fest schrift 1937, S. 17, Verlag d. Bezirksvertretung Marga reten; Missong A., Hl. Wien, W. 1948, S. 169 f.; hier bestand auch eine „Ehrenwache des göttl. Herzens", eine von den verschiedenen Arten der HJ-Verehrung, 1863 in Bourges entstanden. Das Apostolat d. christl. Tochter (St. Angela-Blatt) Vni/6, S. 127. — '"') Reiter, a. a. O. — '5) Sh. St. Angela-Blatt. — '«) WDbl. 1912/ 24. — '■') Correspondenz, a. a. O., S. 79. — '«) Reichs post 1918, Nr. 346. — '«) Glossen zur Mittelschulreform, Wien 1910, Verlagsbuchhandlung A. Opitzs Nachfolger, 66 Seiten. — ®°) War durch eine Gedenktafel gekenn zeichnet: Zu memoriam Nons. F. St. 1855—1918. Ein edler Priester, ein Freund der Jugend (mit plastischem Relief). Sh. H. Markl, Die Gedenktafeln Wiens. W. 1948, S. 105 f. — ®') St. Angela-Blatt VIII/6, S. 126 (Ver sammlung am 26. IV. 1896 i. Apostolat d. christl. Toch71

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