Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Kuratenwohnung — Sedlak hat davon nie Erwäh nung getan und auch dieses Opfer zu seinen anderen hinzugenommen — noch die gehörte, daß man jeden Tropferj Trink- und Kochwasser weit ins Haus „her tragen" mußte, was vor allem zur Winterszeit höchst beschwerlich war. Der neue Kurat suchte daher bei der Direktion der Südbahn um die Bewilligung zum Graben eines Brunnens an. Doch wurden die 400 Gulden umsonst ausgelegt, da schon nach ein paar Tagen das Wasser ob seines ekelhaften Schwefelge ruchs unbrauchbar war. Eine eigene Sorge bildete nun der Weiterbestand der Kapelle, bzw., Gemeinde und der Schule. Deshalb wurde am 9. Mai 1857 eine erste Kommission veran staltet, um die Zahl der Ansäßigen zu erheben, die in der Marienkapelle den Gottesdienst besuchen, und die Zahl der Schulkinder festzustellen®); weiters zu er kunden, ob "die Leute für den Fortbestand der Kura tie und der Schule einen jährlichen Beitrag leisten wollten. Tatsächlich erklärten sich einige dafür, ein für allemal etwas beizutragen, falls Kirche und Schule gebaut würden. So verpflichtete sich einer zu 200 fl . und 100 Tage Handrobot, ein anderer zu 100 fl . und 100 Tage Handwerk, ein dritter zu 100 fl . und zur Lieferung von Bauholz im Werte von 30 fl ., der Vor steher Griesauer zu einem Brand Kalk und weitere zu unbedeutenden Beträgen. Auf dieses Ergebnis hin sprach sich das f. e. Konsistorium für den Fortbestand von Kuratie und Schule aus und fand am 6. Juli 1859 eine kreisämtliche Kommission „wegen Auspfarrung und Ausschu lung" der bisher zu Klamm und Maria Schutz ge hörigen Häuser und deren Zuweisung zur Kuratie und Schule im Adlitzgraben. Als bezeichnend für die Mittellosigkeit der Seel sorgestation, aber auch dafür, wie die in der Haupt sache aus Eisenbahnern bestehende Gemeinde doch ansprechbar war, sei die einzige Chronikeintragung aus dem Jahre 1860 angeführt. Anfang dieses Jahres wurde nämlich einem längst gefühlten Bedürfnis in der Marienkapelle durch die Anschaffung einer Fisharmonika (als Orgelersatz) um den Preis von 135 fl . abgeholfen. Durch die eifrige Sammlung des Ing.-Assistenten J. G. auf der Bahnstrecke, Breitenstein und Semmering und in der Gemeinde^ Breitenstein wurde diese Summe aufgebracht. Die Bahnbediensteten spen deten 90 fl ., die genannte Gemeinde 45 fl . Bestimmt wurde, daß das Musikinstrument so lange bei der Marienkapelle verbleiben solle, als diese zum Got tesdienst benützt werde. Sollte die Kuratie aufgelöst werden, gehöre es der Schule, sollte auch sie aufge hoben werden, sei es Eigentum des Armeninstitutes der Kuratie und dürfe zum besten der dürftigen Bahnbediensteten und Arbeiter verkauft werden. Keinen Anspruch darauf habe jedoch die Betriebs direktion, da sie hiezu keinen Beitrag geleistet habe. 1861 mußte nun leider der Kurat melden, und damit schließen seine Chronikaufzeichnungen: Ob gleich sich das hohe f. ej Konsistorium und die hohe k. k. Statthalterei für die Errichtung einer Pfarre im Adlitzgraben ausgesprochen haben und auch die k. k priv. Südbahn-Gesellschaft einen jährlichen Beitrag von 700 Gulden ÖW. für die Erhaltung der Pfarre und Schule zugesichert hat, so hat doch das hohe Staats ministerium die Übernahme des Patronates auf den Religionsfond und den noch fehlenden Betrag nicht gestattet. Daher wurde am 3. August d. J. abermals eine Kommission abgehalten, die jedoch ohne Resultat blieb. Mit Ende Dezember wurde daher die Kuratie mit dem lakonischen Bürokratenvermerk: „unter den dermaligen Verhältnissen", aufgehoben. Kurat Bodenbergerl wurde nun am 19. März 1862 auf die Pfarre Drasenhofen befördert, die er aber nur ein paar Jahre innehatte. Denn im Jahre 1866 ging er als Kurat ins allgemeine Wiener Kranken haus, wo er am 22. 12. 1885 starb. .Ritter v. Ghega war bereits am 14. 3. 1860 ,am Lugeck, in Wien I, gestorben, hatte also das Ende der Küratie nicht mehr mitansehen müssen. Belege u. Anmerkungen: Eoa, Personal-Tabelle I 67; ebd. Liber mortuorum (1782/1916); Personalstand d. Wr. Erzdiözese; Wr. Diözesanblatt 1866, Nr. 16; In gedenkbuch der Kuratie Marienkapelle am Semme ring S. 46/49. — *) Siehe Beilagen Nr. 1 (1962). — D. i. vom 1. Okt. 1851 bis zum Tode des Fürsterz bischofs Vinzenz Eduard Milde am 14. 3. 1853, gewiß ein ehrender Ruf, den die äußerst dürftige Pfarrchronik von Drasenhofen als zu Bodenbergers Ver gißmeinnicht gehörig bezeichnet. Bd. I, S. 24. — Immerhin konnte die Kuratie im Juni 1857 etwa 100 Firmlinge nach Payerbadi entsenden, die dort von Kard. Rauscher gefirmt wurden. IngedenkbucJi S. 47. 6. Schiedsgerichtliche Beilegung eines Streits zwischen Pfarrer Heinrich von Wien und Ulrich von Rodaun über die Kapelle zu Inzersdorf durch Bischof Ulrich von Passau, Herzog Heinrich von Mödling und Rudolf von Pottendorf 1217 September 15 Wien. (Kopiale Überlieferung Nied, österr. Landesardiiv, Hs. 5. Bd. III, p. 207 bis 210; Streun, Collectanea Genealogica; Original zur Zeit der Niederschrift der Kopie in Händen Kaspar Erlbecks*)- P. 207: Radoun**), Ulrich v. Rodaun: Bischof Ulrich V. Passaw, Herzog Heinrich v. Medelich und Herr Ru dolf V. Potendorf bringen einen Vertrag zwischen Ul rich von Radoun und Pfarrer Heinrich v. Wien we gen deren Streitigkeiten über die Kapelle v. Inzinsdorf zustande, so jedoch, daß der Priester, welcher dort in Form des Lesens der hl. Messe den Gottes dienst versieht, nur seinen eigenen Leuten und jenen, die seine damaligen Besitzungen bewohnen, Begräb nis und die anderen geistlichen Handlungen angedeihen lassen darf. Im Jahre 1217. Aus der wörtlichen Kopie, wie folgt. Caspar Erlbedc hat das Original ge habt. Gebhard v. Radoun, Zeuge im Brief Bischof Ul richs V. Passau i. J. 1217 Eberhard v. Radoun, Zeuge im Brief Öischof Ul richs V. Passau i. J. 1217 Heinrich v. Radoun, Zeuge im Brief Bischof Ulridis V. Passau 1. J. 1217 *) Übersetzung von Dr. Rudolf Happach. •*) Ist gleich Rodaun. 49

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=