Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

nes uralten Hauses, das um Göllersdorf reidi begütert war und von 1656 bis zum Jahre 1710 den Grund des heutigen Rathauses besaß), eine Kolomanireliquie,(die er aus Melk erhalten hatte) ans Kloster®). Bischof Puchaim verkaufte übrigens mit kaiserlicher Erlaub nis seinen ganzen Besitz an den Reichshofvizekanzler und Koadjutor des Bischofs von Bamberg Graf Fried rich Karl von Sdiönbom^®); selber gab, nun Graf von Schönborn-Puchheim geworden, am 22, 4. 1716, das Haus in Stockerau dem Marktrate zu kaufen. Es steht noch, während der übrige Teil des Grundes vom 1738/ 1740 erbauten Rathause eingenommen wird"). 1729 ließ der Pfarrer Josef Wilhelm Knörring von Simonsfeld die Immakulatasäule vor der Kirche er richten'®); sie steht jetzt auf der Landstraße. 1739 wid meten Graf Johann Karl zu Hardegg auf Stetteldorf und seine Gattin Maria Elisabeth, geb. Gräfin von Sinzendorf, die Kolomanistatue; sie stand in der Qua dratur des Klosters und erhebt sich jetzt an der Süd seite der Pfarrkirche'®). Eine weitere Statue muß In einer Ecknische des Gartens gestanden haben. Das ist dem Kupferstich von 1740 zu entnehmen. Vielleicht war dort der hardeggische Koloman und stand in der Quadratur das steinerne Kreuz mit der Schmerzhaften. Dieses Kreuz kam später vor die Kirche in Nieder hollabrunn®®), ist aber jetzt durch ein anderes ersetzt. Die Marienstatue ist vor einigen Jahren bei Erdarbei ten im Pfarrhofgarten zum Vorschein gekommen. 1783 wurde das Kloster aufgehoben und 1784 von den Mönchen verlassen®'). Alle Schritte bei der Re gierung um Belassimg des für die Seelsorge in der Umgebung so wichtigen Klosters waren erfolglos. Am II. 8. 1783 erging von oben der Bescheid „wegen hin länglicher Bestellung der Seelsorge in ihren Orten in allem Falle unbekümmert zu sein." Um 1800 waren Kirche und Kloster bereits abgetragen. Inneneinrichtung. Im Jahre 1660 bestanden in der Kirche 3 Altäre. Der St. Kolomanihochaltar wurde 1726 durch einen kunstmarmornen ersetzt. Er trug ein neues schönes Bild®'), es kam nach der Aufhebung in die Pfarrkirche. 1886 wurde es durch das von Leopold Kastner ersetzt, währetid Tabernakel imd überbau er halten blieben®®). Das Kolomanibild hängt jetzt im Museum. Das 1726 in das Brüderoratorium gekommene Bild des 17. Jahrhunderts Ist verschollen. Im Hoch altarraum standen ein Marienaltar mit einer Schnitz figur (alle Dienstage bestand dort das Altarprivilegium) und Franziskusaltar®''). Letzterer war eine Wid mung des 1667 f Hauptwohltäters Christoph Honoratus Geyer von Edelbach®®), der dort samt seiner 1659 t Gattin Barbara Ämilie geb. Gold von Lampo ding, bestattet wurde®®). Eine Erinnerung an dieses wohltätige Ehepaar ist die Steinsäule oberhalb des Dorfes Oberparschenbrunn mit den Wappen der bei den und den Initialien; sie ist geziert mit den Re liefen: ölberg, Geißelung und Kreuzigung. Ob der Wunsch des Sohnes Karl Leopold, der 1672 das Gut Oberparschenbrunn an Hans Leopold von Kuefstein veräußerte, in der Geyergruft begraben zu werden, 1683 erfüllt wurde®'), ist unbekannt. Wohin dieser Al tar 1784 gekommen ist? Er sollte in der Pfarrkirche Herzogbirbaum samt dem Hochaltare aufgestellt wer den; doch kam es nicht dazu. Diese Kirche dürfte nur 8 hölzerne Leuchter, ein Rauchfaß samt Schifferl, zwei zinnerne Lampen und eine Sakristeiglocke erhalten haben®®). Welche Darstellung auf dem Marienaltare gewesen ist, kann nicht festgestellt werden. In Oberhautzental gab es in der Sakristei noch 1954 eine ca. 80cm hohe Pieta, in der auf der Rückseite das rote Siegel von St. Koloman angebracht war. Vielleicht stammte diese ausdrucksvolle Darstellung der Schmer zensmutter mit dem toten Heiland auf dem Schoß vom Marienaltar von St. Koloman. Ein vierter Altar, dem hl. Antonius von Padua zugeweiht, war 1688 von den Pfarrern der Umgebung, wo die Patres oft®®) und fleißig aushalfen, gestiftet worden. Er stand 1740 in einer Kapelle und war durch ein eisernes Gitter ab geschlossen. Diese Kapelle befan^ sich wohl in dem Anbau an der Nordseite der Kirche. Im Schiff der Kirche, wohl an den Flächen außer halb des Presbyteriums, standen die 1727, bzw. 1730 vom Kammerprokurator Joachim Georg von Schwandter gestifteten Altäre zu Ehren der hlg. Johann Nepomuk, bzw. Joachim und Anna^®). Beide sehr kunstvol len Altäre mit ebensolchen Bildern stehen jetzt in Niederhollabrunn, wohin auch die reich geschnitzte Kanzel gekommen ist. Auf dem Johann Nepomukbilde hat der namhafte Maler Petrus von Roy seinen Namen angebracht. Von diesem Maler, der das 1945 zugrunde gegangene Rathausbild „Verleihung des Marktrechtes durch Friedrich IV" geschaffen hat, stammt sicher auch das Joachim- und Annabild. Kammerprokurator Schwandter war in Stockerau wohnhaft. Kleinere Altäre standen im Brüderoratorium imd im Heiligen Grabe. Im Kreuzgang hingen Bilder von den Wundertaten der heiligen Franziskus und Anto nius^'). Die 1754/57 vom Bruder CJelasius Ruprecht Tüpner erbaute Orgel wurde 1784 um 150 Gulden von der Pfarrkirche Senning angekauft"). 1936 wurde sie durch eine neue ersetzt; Bilder haben sich erhalten. Die massiven Kirchenstühle taten von 1784 bis 1962 Dienst in der Pfarrkirche Großmugl. Von anderen Fährnissen der Kirche kamen der Antoniusaltar nach Glaubendcrf (auch nicht mehr erhalten), 2 Beichtstühle nach Auersthal und die 2 Glocken nach HanftaF®). Anmerkungen: *) Dem Missionsschwesternhaus St. Koloman zugeeignet vom Zusammensteller K. K., Pfr. in Senning. P. Siemdorf, — ') Starzer, Geschichte der Stadt Stockerau, S 316 ff (Das Klösterl). — ') Mittei lungen des österr. Institutes f. Geschichtsforschung, 52. Bd. S 213. — ®) Wie 1. — '') Pfarrarchiv Stockerau. — ®) Diöz. Archiv, Original. — ®)') Wie 1 S 282, 316. — ®) N.ö. Landesarchiv, Alte Einlagen, Kirche Stockerau. — ®) Wiedemann, Geschichte der Reformation II S443. — '®) Wie 1. —")Diözesanarchiv, Faszikel Stockerau. — '2) Diözesanarchiv, Konsistorialprotokoll 1561/80 Fol. 74. — '®) Pfiarrarchlv, Kirchenrechnungen Stockerau. — '^) Wie 1. — '^) Wie 11, Faszikel, Kolomankloster. — '®) Pfarrarchiv. — ") Herzog P. Placidus: Cosmographia Frandscana. — '®) Pfarrgedenkbuch Stranzendorf I S 55. —'®) wie 1,S 424. — '®) Wie 13. — ®') Wie 1. — '-) Archiv Nö (Unterabteilung Archiv Stockerau 37/16a Folio 110. — '®) Wie 17. —") Wie 1. — ®®) Wie 17. — 'S) Topographie von NÖ III S 358. —") ®®) Wie 1. — »0/30/31) "Wie 1. — 3S) 17_ _ 33) 1. - Wie 17. — ®5) Wißgrill, Schauplatz III S 283. — ®®) Totenbuch Stockerau. — ®') Adler 1900 S 132. — ®®) Wie 1. — 3fl/'io^4i) 17 — 4S) Pfarrgedenkbuch Sen ning. — ''®) Wie 1, 4

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