Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

gungen der Stiftung kennen: „Ich Georg Eyperger, Pfarrer su Sanct Niclas-Kirchen zur Prügglitz, Salz burgs Pisthumbs bekehn öffentlich mit dem Brieff fier mich vnd all mein Nach Kommen Pfarrer daselb zu Prügglitz als weilant Her Conradt Helberter Pfarrer zu Prüggliz vnd Dechandt herdißhalbe des Semmerings seel. Gedächtnus zu mehrung deß Gottsdinst und zu Hilff eines Pfarrer für Genohmen hat dieselb Pfarrer-Küchen mit mehr Narung zu ver sehen, dadurch zween Priester bei der bemelten Kir chen Gesein, und auch Täglich ain Meeß auf das Münst Gehalten wierdet..." Wie schon durch die Gortschacher Stiftung, sollte also auch durch diese Stiftung der Pfarrer in die Lage versetzt werden, einen Kaplan zu haben. Leider geben die vorhandenen Quellen nur sehr spärlich Auskunft über die Wirksamkeit eines Kaplans. Einmal liegt ein Verkündzettel vor^^), in dem Kaplan Stephan Owöger erklärt, er lese keine Frühmesse mehr, wenn die Leute nicht zahlen, um so „allen künftigen ungeziemenden, ja außerordentlichen Grobheiten,Unordnungen,Streyttereijen, Vorwürfen, und Verdrüßlichkeiten als so Villen Beleidigungen Gottes und leebens Verkürzungen auszuweichen". Später wurde die Angelegenheit durch einen Vertrag geregelt^®). — In den Matrikenbüchern scheint nur sehr selten der Name eines Kaplans auf. Der ursprüngliche Ertrag der Helberterschen Stif tung lag bei 21 Pfund Pfennig jährlich. Die fortlau fende Geldentwertung des 15. Jahrhunderts hat wohl bald den Realwert gedrückt. Mit Kirchengut und auch Eigengut kauft Georg Eyperger bei der Stiftungsüber nahme von dem Edlen Georg Weißenpeckher Gülten, gelegen in der Pfarre, „wann solcher Gült zur merung und vollführung sollichs Gottsdienst als oben geschrie ben stehet zu wenig wäre". DerErtrag der vergrößerten Stiftung wird mit 23 Pfund „Geldt Landts Wehrungs in Österreich oder etwaß mehr" angegeben. 1504^^) wird die Stiftung abermals durch Güter und Gülten zu Pettenbach'^^), Prein, Semmering, Greis^®) und Graben^) vermehrt. Das Visitationsprotokoll 1544^'^) weiß zu berichten, daß als „Diennst von Holden sollen 23 Ib. d. gestifft sein", daß aber — wohl infolge des Türkeneinbruchs — „dies Zeit nit mer als 11 Ib. Yi Ib. d. geraicht wird". Eine Stiftungstabelle von 1569^®) weist Meßstif tungen aus, die auf Grundstücke vinkuliert sind. So hat Hermann Tantschacher mit seiner Hausfrau einen Jahrtag im Advent g^tiftet. „Alle Montag nach ainem Jeglichen Quattember Suntag soll man singen ain Hochambt für den Weissenpeckher Vnnd sein Vor fordern, ist gestifft auf ainen Weingartten Im Stuppachgraben'^")". Zu St. Nikolaus hatte Erhart amKhogl einen Jahrtag mit Vigil gestiftet auf einen Weingarten im Rosengarten^"). Hans Rothwanger hat einen Wein garten im Stuppachgraben gestiftet, der 24 Pfennig dient; von einer Meßverpflichtung ist nicht die Rede. Endlich hat Paul im Rehgraben ein Überland, gelegen in der Felberau"^), dienstbar nach Gloggnitz, für zwei Messen gestiftet. Nach dem Kirchenrechnungsbuch und Eintragimgen in der Stiftungstabelle ist der Bestand eines Teiles dieser Stiftungen bis 1632 bezeugt. Eine Verpflichtung aus der Helberterschen Stiftung wird nicht erwähnt. Auch eine Stiftungstabelle von 1762-''2) erwähnt Helberter nicht. Es bestehe nur eine einzige Stiftung mit einem Kapital von 100 fl für fünf Messen jährlich; Spital, Waisenhaus oder Alumnat gäbe es nicht an der Pfarre. Im Jahre 1758^") wendet sich der präsentierte Pfarrer Leopold Pokomy (1758—1783) mit einem Temporaliengesuch an die niederösterreichische Reprä sentation und Kammer"Ü, da er „ohne denselben längerhin nicht mehr bestehen noch die Curam Animarium weitershin exerciren könne". Die Fassion sei nes Nachfolgers aus dem Jahre 1783^") weist den nicht unbeträchtlichen Reinertrag von 78 fl 6^4 kr aus, wo bei Kleidung und Unterhalt des Pfarrers bereits in Rechnung gestellt worden waren. Die Stiftung des Helberters wurde also als Pfründe betrachtet. Nun lag es ja offensichtlich im Sinne des Helberters, durch die großzügige Stiftung von Gülten die Seelsorge und Messe an dieser Kirche für „ewige Zeiten" sicherzustellen. Helberter hatte wohl von An fang an an eine Pfründenstiftung gedacht. Anmerkungen: ^") 1403, IX 1. Pfarrarchiv Prigglitz. tom. 100, n. 1. — •^") Frohsdorf, OG. Lanzenkirchen. — ^') 16. Jh. U. n. 931; frdl. Mitteilung von P. Emmeran Ritter, OSB. — ^®) Winter, österreichische Weisthümer, Bd. I, S. 93 Anm.— 1") 1459, III 12. Prigglitz. tom. 100, n. 2, 3, 4. — Eyperger ist auf zitierter Urkunde erstmals genannt. Am 19. Februar 1472 wird er vom Wiener Neustädter Stadtrat für die erledigte Kaplanie am kleinen Frauen altar präsentiert. Eyperger starb 1474 (Mayer, a. a. O., I., S. 324, 340). — Wohl 1776. „Den Iten Jäner von mir, Stephan Owöger, Kaplan allhier verkündet wor den." — tom. 101, n. 64. — ^2) 1775^ jjj 3 priggUtz. Von Georgi bis Michaeli ist die Frühmesse um 6 Uhr, von Michaeli bis Georgi um 7 Uhr. Ab 12. 2. 1776 zahlt jeder behauste Pfarrmann 20 kr. Holden oder Inwohner 6 kr an Silvester. — tom. 101, n. 66. — -^) 1504, XI 28. tom 100, n. 5. — Pettenbach, OG. Payerbach. — ^") Greis bei Maria Schutz, OG. Schottwien. Grundbuch 1730: „Dise wisen ist schon vor Jahren verlohren gan gen, unnd ist nicht zu finden". — 2") Göstritzgraben, OG. Schottwien. — Visitationsprotocoll über sämmtliche Klöster und Pfarren in Österreich unter der Enns, tom. I. fol. 211/212. — Im Urbar von 1595. Pfarr archiv. — ^") Rosenhügel, OG. Gloggnitz. — ^") Stup pachgraben, OG. Prigglitz. — 3^) Wohl in Pettenbach an der Schwarza gelegen. — tom. 101, n. 38. — 1758, VII 1. Wien tom. 101, n. 8. — "^) Bemerkens wert ist der Passus im Schreiben Pfarrer Hausers (s. u.), daß das Grundbuch landesfürstlich sei, er sich bloß im Fruchtgenusse befinde. — "''®) tom. 101, n. 92. (Fortsetzung folgt) Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlicher Schriftwalter: Unlv.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mechitaristen-Buchdruckereii Wien VII, Mechitaristengasse 4. 32

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