Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge y^/fener Diözesangesdiidite BE I LAQE DES WIENER DIÖZESANBLATTES Nr.3 Wien, 1. Mai 1961 2. Jahrgang Inhalt: 8. Banater Priesterkandidaten im Wiener Stephaneum zur Zeit Maria Theresias. — 9. Regesten des alten fürsterzbischöflichen Alumnates auf dem Stephansplatz. 8. Banater Priesterkandidaten im Wiener Stephaneum*)zur Zeit Maria Theresias Dr. Koloman J u h äsz, Szeged Gleich mit Beginn des genannten Alumnats wur den darin fünf Plätze für Priesterkandidaten ausdem Banat gestiftet'). Die Kameralkassa des Temesvarer Distriktes entrichtete jährlich 400 Gulden „juxta intimationem Administrationis Banaticae de dato 28. Juli 1759" für zwei Alumnen, (also für einen 200 Gulden), für die anderen drei Kleriker aber trug die Lasten die sog. Bergwerk-Stiftung, „Fundatio Montanistica"-), die 16.837 Gulden und 24 Kreuzer aus machte, „juxta resolutionem regiam de dato 13. Juni 1760", was mit 4 Prozent gerechnet jährlich 674 Gul den und 29 2/4 Kreuzer ergab. Der Bischof des Banates berichtete selbst über diese Stiftungen der Monarchin: „Nun aber haben Ihro Majestät nach angestammter höchst dero Pietät diese geringe Anzahl (gemeint ist die Stiftung des Bischofs Dolny für zwei Kleriker im Priesterseminar zu Tyrnau) mit Stiftung fünf neuer, unter der hohen Aufsicht seiner Eminenz und fürstl. Gnaden des dor tigen H. Erzbischofs in dem Wienerischen CuratenHaus zu erziehenden Alumnen allergnädigst zu ver mehren geruht, aus welcher fürtrefflichen Pflanzsdaule dem Bistum, wie ich hoffe, von Jahr zu Jahr immer mehr taugliche und geschickte Seelsorger zu wachsen werden"''). Das zwischen der Marosch, Theiß, Unteren Donau und den Siebenbürgischen Alpen liegende Temesva rer Banat gehörte kirchlich zum Bistum Tschanad. Dies wurde samt den Kapiteln, Stiften, Klöstern und Pfarreien während der Türkenherrschaft gänzlich zer stört und nach der Zurückeroberung mußte es neu er richtet werden. Damals wurde der Bischofsitz mit Bei behaltung des alten Namens Tschanad in die Metropole des Banats, nach Temesvar, verlegt. Die Provinz wurde nicht Ungarn einverleibt, sondern nach dem Frieden von Passarowitz 1718 unmittelbar den Wiener Behör den, dem Hofkriegsrat und der Hofkammer, unter stellt und im Banat die österr. Verwaltung eingeführt. Die Temesvarer Landesadministration meldete ein mal selbst der Kaiserin: „Ew. Majestät besitzt im Banat ein eigentümliches Land: Mit Ausschließung jedes Feudal- und Grundherrschaftsrechtes, welche in anderen Ländern der Adel genießt, gebührt jedes Recht ausschließlich Ew. Majestät,als einziger Grund herrin und Schirmfrau des Landes"-'). Die Monarchin war somit auch die einzige Patronatsherrin der Kir che im Banat. Dies erklärt ihre besondere Sorgfalt für die Kirche daselbst und hiermit auch für den Klerus, einschließlich des Priesternachwuchses. Als Patronatsherrin übte sie das Ernennungsrecht der Bischöfe und anderer kirchlicher Personen aus. In ihre Regierungszeit fiel nun die großangelegte Be siedlung des Banates mit Katholiken aus dem Reiche. Für deren seelsorgliche Betreuung waren aber Prie ster nötig. Einheimischer Priesternachwuchs war nicht vorhanden, denn ein Diözesanpriesterseminar bestand noch nicht; deshalb bildete die größte Borge des Bischofs von Tschanad, des Grafen Franz Anton Engl von Wagrain, eben der Priesternachwuchs. Der Ministerial-Bancohofdeputations-Präses Graf Rudolf Chotek verständigte am 30. September 1761 den Temesvarer Landesadministrations-Präses, daß zwei Kandidaten in das eb. Priesterseminar nach nach Wien entsandt und nach Absolvierung ihrer Studien im Temesvarer Banat in der Seelsorge ver wendet werden können^). Aufnahmsbedingungen waren, daß sie die Philosophie bereits absolviert haben, in den im Banat üblichen Sprachen bewan dert seien und über ihre Studien und ihr Benehmen ein gutes Zeugnis aufweisen. Der Bischof machte da von Gebrauch und brachte mit 10. Juni 1762 Stephan Magyar und Georg Pulzer in Vorschlag auf die „neu erlich" in Wien organisierten zwei Stiftungen. Die Landesadministration verständigte den Bischof, daß sie die Angelegenheit sofort an die berufene Obere Stelle weiterleitete; bis zum Eintreffen des Beschlus ses von der Hofkammer möge der Bischof die Bitt steller zur Geduld ermahnen"). Der Bischof konzi pierte eigenhändig die Gesuche für sie. Ein solches Konzept mit Angabe des Datums: Raab, den 15. Juni 1764, blieb erhalten. Auch die Namen der Kandidaten sind angeführt: „Joannes Erdödy, absolutus I. anni theologus, Emericus Köszeghi, absolutus philosophus, Henricus Peszel, I. anni theologus, Georgius Märffy, absolutus philosophus". Auf der vierten Seite ist ein Formular mit einem kürzeren Gesuch angefügt: Joannes Kapniczay, Budae studens". Dieses Konzept veranschaulicht,daß Bischof Engl auf seiner Reise nach Wien oder nach seinem Familiengut Fels zumeist in Raab ausstieg, um für Priesternach-wuchs zu sorgen. Die angeführten Namen dürften die der in Kombina tion gezogenen Kandidaten gewesen sein. Der Bischof brachte an Stelle des Georg Kapagnay und Anton Erny die Zöglinge Johann Erdödy und Georg Märffy in Vorschlag.Nachdem letzterer inzwischen in St.Mar tin zu den Benediktinern eingetreten war, schlug der 13

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