Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

ausgeliehenen Gelder nicht erhalten und stand ohne Zehrung da. Graf Julius III. teilte dies am 19. Sep tember seinem Vater mit und meinte, daß man um eine Terminerstreckung einkommen sollte®'). Doch kam der Graf den Vertriebenen mit Geldern der Mi chaeliabgaben der Untertanen zuhilfe®''). Die Prädikanten und Schulmeister sind wohl alle ins Reich ge zogen oder haben in Ungarn eine Zuflucht gefunden. Am 5. Oktober konnte man dem Dominikanerpater Ernst von Frank, der von der Regierung zum Refor mationskommissär bestellt worden war und neben seiner Propstei Schrattental auch die Seelsorge Inder Pfarre Stetteldorf, Oberabsdorf und Oberhautzental, Oberrußbach zu bestreiten hatte, in der wiener Woh nung des Grafen sagen, daß die Prädikanten und Schulmeister bereits abgefertigt seien. Danach zu fra gen, hatte ja der Kaiser, dem an der Heimkehr der Hardegg zur alten Kirdie unendlich viel gelegen war, vor seiner Abreise dem Pater Prank aufgetragen.Der gräfliche Beamte, Peter Ulrich, konnte am 7. Oktober auch melden, daß der Kurfürst von Brandenburg und ein anderer Großer katholisch geworden seien®*). Am 16. wurde mit Pfarrer Prank die Besoldung für ihn und einen Kaplan ausgemacht®*). Aus Wien kamen 3 Kelche; und der Graf, der bereits Bilder und Kreuze für die Kirche hatte besorgen lassen, schaffte in Wien um 360 Gulden 7 Meßkleider, 1 Antependium zum Al tar sowie 12 große und 8 kleine Fahnen an. Zu Niko lai (6. 12.) war dann in der Pfarrkirche der erste ka tholische Gottesdienst. Aus den Nachbarorten waren die Pfarrer mit dem Pfarrvolk erschienen und auch der Graf mit seiner Familie®®). Der Dechant von Tulln hielt den Gottesdienst. Dieser 6. Dezember 1617 war ein Freudentag für Kirche und Regierung. Der reiche Bürger Tobias Sprengnagl zu Krems schreibt®^) am 12. November, als er Kunde von diesem Gottesdienst erhalten hatte, an den Grafen, „daß dies bej Ihr(er) M(a)j(estät) Eur g(na)d(en) gewiß zur Höchsten gnad (en) gereichen vnndt dieselbe solches mith freude(n) anhere(n) werdt. Gott gib, das dieser Anfang bey vill{en) Seelle(n) vnnd gemietern vorderist bey Eur G(na)d(en) vnnd dero lieb(en) angeherig Vill Früchte vnnd den Rechten weg zur Sellikheit befördern und weille(n) Zweifels ohne dißer anfang Ettwas saur wirt ankhumben sein", so schickt er ihm einen Rosenkranz und ein Büchl, das ihm gar von Graßau kürzlich an diesen Simonimarkt geschickt worden sei®®). Auch Pfarrer Heinrich Kramer von Hausleiten, in dessen Pfarrsprengel sich die Prädikanten des Grafen zu Stetteldorf, Wolfpassing, Oberrußbach und Oberhaut zental Eingriffe in die Seelsorge erlaubt hatten, drückt in seinem Schreiben an Propstpfarrer Prank seine Befriedigung aus. Nur sein Traum, daß die Pfarrstelle Stetteldorf unter die Patronanz von Haus leiten kommen werde, erfüllte sich nicht®^). Die Gra fen zu Hardegg blieben die Vergeber der Pfarre; Im Jahr 1628 kam der Graf dem kaiserlichen Dekretwe gen Ablieferung aller unkatholischen Bücher nach.Er ließ den Propstpfarrer in alle Zimmer ein, 2 Offi ziere, (herrschaftliche Angestellte) trugen die Bücher vors Schloß, wo sie verbrannt wurden, oder in den Pfarrhof zur weiteren Untersuchung,teilte seinen An gestellten und auch den Untertanen mit, daß in der nächsten Zeit der Propstpfarrer in die Dörfer kom men werde, und befahl die Ablieferung. Als der Graf „daraufkam", im Keller stünden 2 Truhen, die zu einer unruhigen Zeit dahin gebracht wurden, ließ er sie für den Reformationskommissär öffnen und ihn daraus nehmen, was verboten war®"). Als aber der Pfarrer Kramer von Hausleiten in Goldgeben, Seizersdorf und Wolfpassing die unkatholischen Bücher einzog, wurde der Graf wild, ließ die 3 Richter 4Tage im Schloß einsperren, verbot eine weitere Ablieferung und befahl, den Pfarrer mit Prügeln zu empfangen"^). Und als Pater Prank in Schmida „amtshandelte",wird der Graf noch einmal erbittert und schreibt dann am 27. Juli seinem Sohn: frag den Peter (Ulrich), w(a)s d(er) Prankh Jungst zu Schmida vor Ins(o)lenzen ver übt. Icht hette es gewiß nit glitten, da ich waer gesundt gewesen, sonder(n) Ich hette Im in die Freßn geschmißn v(nd) hette ich herüber d(a)s Landt mei den sollen^*). Einige Monate später verstarb der alte Graf®®). Auch sein Sohn Julius III. (verstorben 1684) woirde nicht katholisch®*). Am 29. April 1630 wurde dessen Sohn Johann Albrecht katholisch getauft®*), was in der Folge wohl bei allen seinen Kindern ge schah. Erst vor 1700 bekannte sich der einzige über lebende Sohn von Julius III, Graf Johann Friedrich II. zu Hardegg, zum katholischen Glauben. Aus Freude darüber hat seine Gattin Anna Kreszentia, geb. Gräfin von Brandis, in der Manier des Abraham a Sancta Clara ein Gebetbüchlein für ihn verfaßtund drucken lassen®®. Nach 1627 gab es durch eine Reihe von Jahren einen oftmaligen Pfarrerwechsel. Schon 1627 wird das Vikariat Oberhautzental, mit dem bis 1783 Oberrußbach verbunden ist, wieder eine selb ständige Pfarre»®). Und 1783 scheidet auch Oberabs dorf aus dem Pfarrverband mit Stetteldorf, in den es 1627 gekommen war, aus®®). Über 1650 hinaus gab es wohl noch einige Protestanten'^'®). Stetteldorf war aber wieder katholisch. Obige Ausführungen mögen aufmerksam machen auf die 1960 und 1961 vor sich gegangene Innenreno vierung des prächtigen Gotteshauses zum hl. Johan nes dem Täufer in Stettendorf. (Fortsetzung folgt) Anmerkungen: ^") Wie ^*) und ^®). ^') Wie ®), Relationsbuch S. 167. 22) Wie "). 2») Wie ®). Fasz. Maurerarbeiten. **) Wie 12, Originalurkunde, 1954 aus dem Archiv Stetteldorf von den Schwestern Felizitas und Maria Hardegg dahin gespendet. '*) Wie 6, Grundbuch über St. ex 1545. •®) Wie 12, Consistorialprot. 1657 ff. *') Ebendort, Fasz. Stetteldorf, Gesuch v. 15. 5. 1662. ='®) Wie 13, Kirchenrechnung 1669/70. *®) Ebendort, Kirchenrechnung 1672^74. 3®) Wie 6, Ambtsprot. (auch Pfarrgedenkbuch). . ,") Ebendort, Fasz. Kirche; Pfarrgedenkbuch. . ®') Wie 30. *3) Wie SO. »«) Wie 15. '''') Wie 30 und Monatsschrift f. d. ostbairischen Grenzmarken 1922, S. 13. *®) Wie 30. »') Wie 4. *®) Stammtafel der grfl. Familie von dem" 1945 verst. Erforscher der Hausgeschichte Gf. Josef zu Hardegg. *®) Unsere Heimat 1951, S. 153. "°) Wie 6, Widhalmbrife. 30

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