Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

neuer Choraltar (Hodialtar-s) und 1671 ein neues Po sitiv (Orgelwerk) zur Aufstellung^®). Für den Altar waren in der Pfarre 193 Gulden, 6 Kreuzer und 3 Pfennige ersammelt worden. Die zwei Judenim Markt hatten jeder 3 Kreuzer gegeben. 1713 aber legte eine Feuersbrunst alle Häuser (bis auf 4), den Pfarrhof und audi die Kirche samt der Einrichtung in Asche, nur der Turm konnte errettet werden. Wohl nur mit Mühe barg Pfarrer Tezini Monstranz und Ziborium®®). Der Wiederaufbau, der bald in die Wege geleitet wurde, dauerte von 1714 bis 1722. Der Maurermeister Johann Pauli von Kirchberg am Wagram führte ihn unter der Oberaufsicht des Wiener Ingenieurs und Baumeisters Johann Jakob Castelli, der den Grafen Julius IV auch bei der Modernisierung der Schlösser Stetteldorf und Schmida beriet, durch®'). Die Kirche erhielt größere Ausmaße. Jetzt wurde auch das Schiff gewölbt; damit ein künftiges Feuer verhütet werde, ließ der Graf 6 Häuser in der Nähe der Kirche abrei ßen und auf einem Pfarradcer auf dem Schwingen berg, für den die Pfarre anderwärts entschädigt wurde, aufbauen®^). In der Kirche, zu der am 12. August 1716 der Graf mit seiner Familie hinter dem Hochaltar den Grundstein eingemauert hatte®®), ka men,5 Altäre, zu denen später noch die der Heiligen Familie und des big. Sebastian sich gesellten, zur Ausführung. In der alten hatten bei der Visitation von 1686 nur 3 gestanden: der Hochaltar (von der Statue hat sidi der Oberteil erhalten und befindet sich in Wüener Privatbesitz), der der Muttergottes und der des hlg. Sebastian®*). Am 12. Mai 1726 nahm der Fürsterzbischof von Passau, Graf Dominik von Lamberg (sein Bild hängt im Pfarrhof Hausleiten), assi stiert von 13 höheren und niederen Geistlichen, die Weihe des neuen prächtigen Gotteshauses, des Hoch altars und der 4 Seitenaltäre vor. Als jährlicher Weihefesttag wurde wieder der 3. Sonntag nach Ostern, auf den schon 1494 zurückgegriffen wurde, bestimmt®'^). Vom alten Gotteshause ist nur der Turm stehengeblieben. 1859 aber hat man ihn um 2 Klaf ter erhöht und mit einer 7 Klafter hohen Kuppel ver sehen®®). Die 1734 aufgestellte Säule vor dem Schul hause und das Immakulatamonument (1756 vom Marktrichter Georg Scherer gewidmet®^), sind mitdem stattlichen Gotteshause, dessen Innenrenovierung heuer beendet werden wird, ein prächtiger Schmuck des Marktplatzes und der ganzen Ortschaft. Das Gotteshaus ist jetzt aber dem hlg. Vorläufer Christi, dem hlg. Johannes Baptista, geweiht. Der PatroziniumsWechsel geht wohl auf einen Wunsch der gräflichen Familie zurück. In dieser wär es seit dem 17. Jahrhundert Brauch gewesen, dem Taufnamen der männlichen Mitglieder den Namen Johannes vorzu setzen®®). Alle Bilder der Altäre sind Werke des so genannten „böhmischen" Schmidt, (des 1765 verstor benen Johann Georg®®), der zu seiner Zeit ein nam hafter Maler war und auch für das anspruchsvolle Klosterneuburg einige Altarblätter geliefert hatte. Der Barbaraaltar mag eine Widmung der Gi-äfin" Barbara, einer geborenen Gräfin Hohenfeld, sein,wie gewiß der Hochaltar eine des Grafen war. Der gräf liche Wirtschaftsdirektor Christoph Ferdinand Widhalm stiftete 1722 einen Altar*"). Ob dieser auch wie der vom gleichen nach Etsdorf am Kamp gewid mete*'), dem hlg. Johann Nepomuk geweiht war, ist nicht zu erkennen. 1722 18. 3. schreibt Widhalm dem Grafen, „der Herr Castelli ist hier vnndt lasset mei nen Altar aufsetzen, wierd (meinem wenigen Verstandt nach) gar hibsch herauß kommen, dan den Märbl ist gar sehen vndt daß Blat, welches der Schmidt vorgestert von Schenborn herübergebracht hat, ist wohl auch recht dueth gemacht. Ich hoffe, es wirdt Ihro Hochgr. gd. auch gefallen". Das Altarbild selber zeigt aber die Zahl 1743. Der Katharinenaltar ist eine Erinnerung an das alte Patrozinium der Kir che, der Luzienaltar mag in Verbindung stehen mit der Verehrung dieser Augenpatronin in Tulln, wo durch Jahrhunderte eine eigene, auch von den Land gemeindenmitgliedern beschickte Bruderschaft be stand*®). Die zu diesem Altar hinzugekommenen Al täre der Heiligen Familie und St. Sebastian stehen in Zusammenhang mit den Bruderschaften gleichen Ti tels, die 1692 und 1671 gegründet und später in der Christenlehrbruderschaft aufgegangen sind*®). In die prächtige Kirche sollte 1721 der kaiserliche Orgelmacher eine Orgel liefern, die auf etwa 500 Gul den gekommen wäre**). In der Kirchenrechnung 1724/ 25 heißt es aber: denen Franciscanern in Stockeraw die Orgl bezahlt 104 Gulden. Ein Franziskanerbruder Gelisius Ruprecht Püpner hat 1757 für St. Goloman in Stockerau die Orgel angefertigt, die 1784 um den Betrag von 150 Gulden nach Senning kam und 1936 dort durch eine von Ferdinand Molzer abgelöst wurde*'). Aus der Erbauungszeit der Kirche stammt die mit 3 Reliefen (2 aus dem Leben des hl. Johann Nepomuk und 1 den Steuermann Petrus zeigend) ge zierte Kanzel. Ein 4. Relief an der Rückwand: Salvator mundi deutet gewiß auf den Pfarrer Salvator Te zini als Spender hin. Die Stuckarbeiten an Plafond und Wänden wurden von April bis November 1721 durch Christian Gfall aus Wien um 188 Gulden ge macht*^). Aus der reichen Ausstattung der Kirche seien noch genannt der Weihwasserstein mit der Jah reszahl 1582, der 1726 aus der Schloßkapelle Wolfpassing, wo er bis ca. 1627 der Taufstein der Lutheraner gewesen war, hierher gebracht wurde*'), der Tauf steinaufsatz, den 1847 der Bildhauer Franz Schönlaub gefertigt hat*®), das Bild mit Mariahilf und den Bau ernheiligen aus der 1787 gesperrten Wallfahrtskirche Absberg, wohin es die Bürgerschaft gespendet hatte*®) und das ober dem Tabernakel angebracht gewesene Gnadenbild vom Absberg*®). Das Mariahilfbild mit den Bauernpatronen ist ein Werk des Kremser Schmidt.'®). Unter der Kirche erstreckt sich eine Gruft, die seit 1800 nur noch von außen zugänglich ist"). Sie enthält die von 1730 bis 1914 verstorbenen Mitglieder der Familie Hardegg auf Stetteldorf"). Auf einem kleinen Altar aus der Erbauungszeit darin wird einigemale des Jahres eine hlg. Messe gefeiert. Die steinerne Kreuzigungsgruppe auf diesem Altar steht dem berühmten Bildhauer Giovanni Giuliani, der viel für Heüigenkreuz gearbeitet und in der dor tigen Klosterkirche seine letzte Ruhestatt gefunden hat'®), nahe. Die Pfarre Stetteldorf wurde im 16. Jahrhundert von der protestantischen Welle erfaßt. Waren ja die Herrn von Starhemberg, die in ihrer oberösterreichi schen Heimat frühzeitig Anhänger und Beförderer 28

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