Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Sdiutz, und der steirisdien Abdachung in Spital und Mürzzuschlag Kirchen mit Seelsorgern. Die auf den Strecken von Gloggnitz bis oberhalb Klamm beschäftigten Arbeiter, dann jene vomHaupt tunnel bis Mürzzuschlag finden daher, ohne besonders weit gehen zu müssen, in den obenerwähnten Orten die Möglichkeit, ihrer Obliegenheit als Christen nach zukommen und zugleich den Trost der Kirche in be sonderen Fällen zu erhalten,da die Spitäler in Schlögl mühle unterhalb Klamm nicht gar so entfernt liegen; überdieß werden diese Stredcen in einigen Monaten vollendet und es wäre keine besondere Vorsorge für dieselben erforderlich. Für diejenigen Arbeiter aber, welche von der Weinzettelwand an, entlängs der Spießwand, derPollereswand, der Kalten Rinne, den beiden Adlitzgra ben bis zum Kantnerkogel beschäftigt sind, ist die Entfernung nach jeder der Anfangs bezeichneten Kir chen viel zu groß, und ebenso ist sie es für den Seel sorger, um die Kranken der in der Nähe von Spieß, in der Kalten Rinne, am Wolfsberg stehenden Spitä ler mit den hl. Sakramenten zu versehen. Für diese Arbeiter, die schon jetzt an die 3000 zählen, im Laufe der günstigen Arbeitszeit sich auf 6000 belaufen werden, kann aber eine eigentliche Kir che, um auch nur einen angemessenen Theil zu fassen, nicht wohl erbaut werden, und man müßte sich dar auf beschränken, eine offene Kapelle zu errichten,wo der Priester die hl. Messe lesen und die Masse dieser hl. Fxmktion beiwohnen kann, wie dies bei Feldmes sen ohnehin gebräuchlich ist. Der geeignetste Punkt zur Aufstellung dieser Kapelle wäre die Kalte Rinne, weil diese so ziemlich in der Mitte der Bahnstrecke liegt, dort und in der Nähe die größte Anzahl der Arbeiter noch durch die längste Zeit beschäftigt sein wird, und auch von dort zu den verschiedenen Spitälern am leichtesten zu ge langen ist. Da aber, um den Zweck ganz zu erfüllen, der Seelsorger selbst in der Kalten Rinne wohnen muß, dort aber eine Unterkunft nicht zu erlangen ist, so müßte zugleich für die erforderlichen Wohnräume für den Seelsorger vorgedacht werden; weshalb auch bei dem Entwurf für die Kapelle, welchen ich gehor samst anschließe, diese Wohnräume mitbegriffen sind. Es ist hiebei nur auf einen Seelsorger gedacht, doch kann man mich nicht enthalten, die Ansichtaus zusprechen, daß es immer wünschenswerth wäre,wenn zu diesem ausgedehnten Wirken zwei Geistliche ange stellt würden, damit zwei Messen gelesen und somit die große Masse der Arbeiter darnach sich eintheilen könnte. Die Stunde der hl. Messe wäre in Betracht dessen, daß die Arbeiter am Sonntagvormittag ausbezahlt werden, entweder von 6—7 Uhr oder von 10—11 Uhr festzusetzen. Wegen der Aufstellung der Geistlichkeit, dann der übrigen kirchlichen Einrichtungen, so wie endlich, wegen der so notwendigen Feststellung des Wirkungs kreises dieses neuen Seelsorgers mit Berücksichtigung der schon bestehenden Pfarreien dürften sich Eu.Exz. veranlaßt finden, mit dem hiesigen hohen Ordinariate das Einvernehmen zu pflegen. Die Kosten dieser Kapelle samt dem Wohnraum werden sich imgefähr auf 3000 Gulden CM. belaufen und die Erbauung derselben wird sechs bis acht Wo chen an Zeit erfordern. Schließlich erlaube ich mir noch gehorsamst zu be merken, daß der größte Theil der an diesen Strecken beschäftigten Arbeiter Italiener und Böhmensind und deshalb bei der Wahl des Seelsorgers darauf bedacht zu nehmen wäre, daß mindestens einer von ihnen einer slavischen Sprache kundig wäre"°). Am 3. April richtete denn auch das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten an Erzbischof V. E, Milde folgende vom Minister unterzeich nete Eingabe: Für die auf dem höheren Punkte des Semmering beschäftigten Eisenbahnarbeiter sei es der Entfernung und Beschwerlichkeit des Weges we gen mit Zeitverlust und Anstrengung verbunden, die in der Umgebung gelegenen Kirchen zu besuchen; auch zeige sich, daß die Arbeiter im allgemeinen an einem Gottesdienste nicht teilnehmen und in Erkrankungs- und Todesfällen die Tröstungen der Religion entbehren. Die Zahl 3000 dürfte während der günsti gen Bauzeit auf das Doppelte steigen. Es sei daher selbstredend wichtig, daß für diese Menschen auf die fernere Dauer des Baues an diesen Punkten eine in ihrer Mitte situierte Seelsorge beschafft werde.Zu die sem Behufe sei er (Minister Bruck) bereit, in der Kal ten Rinne eine angemessene konstruierte Kapelle her stellen zu lassen, und zwar samt Sakristei, Wohnung des Priesters (mit Zimmer, Kammer und geräumiger Küche) und des Kapellendieners (mit Zimmer und Küche) samt den notwendigen Bestandteilen einer Wohnung. „In der Voraussetzung der gütigen Zusicherung Euer Fürstl. Gnaden verordne ich gleichzeitig, daß diese Herstellung sogleich in Angriff genommen und mit Beschleunigung zu Ende geführt werde. Zum voll ständigen Gelingen des Zweckes, dem Eu. F. Gn. ge wiß Ihre gefällige Mitwirkung nicht versagen werden, erlaube ich mir das Ersuchen, Hochdieselben wollen an dieser Kapelle einen geeigneten Priester, der mit Rücksicht auf die Nationalität der Arbeiter Sprachen könne, exponieren und ihm bezüglich auf die Eisen bahnarbeiter die Seelsorge in dem möglich großen Umfang übertragen, indem seine Wirksamkeit und sein ersprießlicher Einfluß in dem Maße erhöht wird, als seine Pastoralbeziehungen zu den Arbeitern zahl reicher sind. Ich bin geneigt, diesem exponierten Seelsorgerfür die Dauer seiner Nothwendigkeit eine jährl. Dotation von 600 Gulden CM.zu bewilligen, die er in antizipativen Monatsraten gegen gestempelte Quittungen aus den Eisenbahn-Baugeldern bey dem Oberverwesamte zu Reichenau zu beziehen hätte. Der von Eu. F. Gn. ernannte Priester dürfte an gewiesen werden, sich möglichst bald bey der Bau sektion des mir unterstehenden Ministeriums zu mel den, um mit ihm wegen Anschaffung der notwendigen Paramente und sonstigen Gerätschaften, wegen Be stellung des Kapellendieners usw.die näheren Verab redungen pflegen zu können. Übrigens bestehen an der Pfarre Maria Schutz,in deren Sprengel die Höhen des Semmerings großenteils gehören, ebenfalls zwei Geistliche, die — wie ich er fuhr — beide italienisch sprechen. 38

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