Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

In der bekannten Urkunde Giselas von Kranich berg von 12702) scheint eben dieser „Volchwemus in Purkeleins" als erster Zeuge unter den Weltgeistlichen auf. 12S7^) teilen Heinrich von Klamm und Heinrich und Adelheid von Stubenberg die Vogteien über Klamm, Prigglitz und Bromberg. Die Stubenberger verzichten auf alle ihnen zukommenden Vogteirechte über die Kirchen von Klamm und „Prokeleys" (sie!) „simpliciter et precise", während der Klammer auf Bromberg (Pranperch) verzichtet und die Rechte den Stubenbergern überträgt. Bis zur Einlösung dieses Versprechens sollen Heinrich und Adelheid von Stu benberg die Vogtei über Prigglitz (Prokeleys) „pacifice" besitzen. Es ist nicht bekannt, wann die Vogtei über Prigglitz endgültig an die Klamm-Schneeberger über gegangen ist. Die nächste Erwähnung von Prigglitz erfolgt 1321'^), wo Niklas, der Pfarrer von Pruckleins als Zeuge einer Meßstiftung auf dem Frauenaltar zu Gloggnitz auf scheint. Anfangs scheint die Pfarre ziemlich schlecht do tiert gewesen zu sein, so daß Herr Chunrad von Goitschach=) 1344«) „bedacht hat dy notigkeit vnd die armut des egenanten gotshauses ze Prucleins das ein pharrer nicht wol gehaben noch verwesen mocht zu im ainen prister". Zur „merung des gotsdienst" macht Herr Chunrad eine Stiftung von 6 Pfund Gülten, die schon sein Vater letztwillig angeordnet hatte'). Diese Gülten sind gelege-n „enhalb des Gschaids®), ain guet do gotfried an dem Eslberg®) aufsitzet... vnd ainer hofstat in dem Altenberg do Vlrich aufsitzet". Ein Meierhof auf dem „kesteig"'") war schon der Pfarre dienstbar; er wurde zur Stiftung geschlagen. Ulrich in Altenberg hatte überdies von einer Wiese an der Mürz 60 Pfennig zu dienen. Mit dieser Stiftung übernahm der Pfarrer, Wül fing der Sture bzw. „seine nachkommen" die Ver pflichtung, zweimal wöchentlich, mittwochs und frei tags in der Schloßkapelle — die hiemit erstmals er wähnt wird — eine heilige Messe zu lesen; eine dritte Messe war auf dem Petersaltar der Pfarrkirche zu zelebrieren. Wenn aber „ain hochzaitlicher tag daran geviel oder ain erber leych da wer, das sy von der pharr nicht enmoohten, so sollen sy die egenanten meß des negsten tags vor oder nach begen vnd die dritte meß alle wochn zu Pruckleins auf sanct Peter altar". Was aus dieser Gortschacher Stiftung geworden ist, läßt sich nicht sagen. Chunrad und seine Erben behal ten sich vor, sich „des egenanten guets zu unterwin den, wen das wer daz der egenant pharrer her Wül fing oder sein nachkommen die egenanten drei meß nicht begiengen noch volprechten vnd volfurten und sawmig daran waren als vor geschrieben stet". Es nimmt aber nicht wunder, wenn der Stiftung keine lange Dauer beschieden war. In der Stiftung des Pfarrers Conrad des Helberters'') wird der Gortschacher Stiftung nicht gedacht. Ebensowenig in der Übemahmsurkunde Georg Eypergers aus dem Jahre 1459''). Die Verpflichtung aus der Gortschacher Stiftung war wohl zu schwer. Zweimal wöchentlich den beschwerlichen und damals nicht ungefährlichen Weg'2) von Prigglitz nach Gortschach zu machen, wird sich der Geistliche wohl bald überlegt haben. So werden die Herren von Gortschach ihr Recht ge braucht haben, die Stiftung einzuziehen. Die Gülten im Altenberger Tal dürften an das Kloster Neuberg an der Mürz gekommen sein'«). Der Meierhof in Gasteil war von dieser Maßnahme anscheinend nicht betrof fen; Neuberg hatte im Prigglitzer Pfarrsprengel nie Besitz. Aus den vorliegenden Quellen läßt sich der Meierhof nicht identifizieren; vielleicht gehört er zu den untex-gegangenen Gehöften der Rotte Gasteil. Wie schon erwähnt, hat Pfarrer Conrad der Helberter"), „Pfarrer zu Priggleins und Techant dießhalben des Semmerings Salzburger Bisthumbs" eine neue Stiftung gemacht. Anmerkungen:') 1265, VI 5. Steiermärkisches Lan desarchiv n. 844b — Die Angaben H. Wolfs in den „Erläuterungen zum Historischen Atlas der österr. Alpenländer" über Prigglitz sind ungenau und z. T. irrig. — ^) 1270, VIII 21. Kirchberg am Wechsel. St. L. A. n. 944 — Vgl. auch Topographie von Niederöster reich, Bd. III, Spalte 336. — «) 1287, IV 23. Orig. Perg. (latein) mit 5 anhangenden Wachssiegeln St. L. A. n. 1299. Vgl. Othmar Pickl, Die Herrschaften Klamm und Reichenau, in den „Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchivs 2", 1960, S. 261. — '*) 1321, III 12. Gloggnitz. Siehe: Karl Lechner, Das Ardiiv der ehe maligen Propstei Gloggnitz in der „Festschrift des Haus-, Hof- und Staatsarchiv 1949", I. Bd., S. 60; Regest 19. — «) Goitschach, Gortschach heute St. Christof (bei Prigglitz). Zum Geschlecht der Gort schacher vgl. O. Pickl, Zur Geschichte der Herren von Gortschach und ihrer verschollenen Feste, in „Unsere Heimat" Monatsblatt des Vereines f. Landeskunde von Nö. und Wien, XXX. Jhg. (1959), S. 157 ff. — «) 1344, VI 29. St. L. A. n. 2247 d vgl. Pickl, a. a. O. S. 158. — ') In der Pfarrkirche befindet sich ein Grabstein eines „Chunrad miles de Gortschach et uxor eius in eodem loco". Die Jahreszahl ist nicht mehr lesbar. Josef Leit geb, „Prigglitz, St. Christof" (1883), S. 7 berichtet von diesem Grabstein; Chunrad wird „von Kreuzbadi" genannt. Unter Berufung auf Sacken gibt Leitgeb die Jahreszahl mit 1331 an; er muß aber zugeben, daß die Inschrift sehr schlecht lesbar ist. Es ist denkbar, daß Herr Chunrad, der die Stiftung angeordnet hat, hier begraben liegt. — ®) Preiner Gschaid, — «) Eselberg, OG. Altenberg, Stmk. — '") Gasteil, OG. Prigglitz. — ") Siehe unten! — '2) Im Jahre 1514/15 soll Pfarrer Hieronymus Neuberger auf einem Versehgang von Wöl fen überfallen worden sein und für glückliche Erret tung aus dieser Gefahr die Prigglitzer Monstranz (im Wiener Diözesanmuseum) gestiftet haben. — '«) Pickl, a. a. O., S. 158, Anm. 12. — ") Nach J. Mayer, Geschidite von Wiener Neustadt, Bd. I., S. 384 ist ein Pfarrer Konrad von Prigglitz bereits 1387 erwähnt. Ob es der Helberter ist, bleibe dahingestellt. 1414 ist Con rad der Helberter als Pfarrer und Dechant in St. Loren zen am Steinfeld genannt (Mayer, a. a. O., S. 529). — (Fortsetzung folgt) Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Brzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlicher Schriftwalter: Unlv.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mechitaristen-BuchdruckereJ. Wien VII, Mechitaristengasse 4. 24

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