Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

über „die Haltung des Wiener Klerus "in den März tagen 1848", u. n. a.^^. Nicht übersehen seien „die Studien und Mitteilun gen aus dem kirdienhistorischen Seminar",deren Pub likationen W. anregte und die er mit einer größeren Chrysostomus-Jubiläumsfeier einleitete^) und die er bis zum Ausbrudi des I. Weltkrieges auf fünfzehn Hefte brachte, darunter Heft acht und elf, die diözesangesdiichtliche Themen behandeln'®). Einige ver wertbare Materialien sind auch in der großen drei bändigen Biographie über den Kardinal von Salzburg und Prag, Friedrich Fürst Schwarzenberg-^), und in den Habsburger-Lebensbildern, d. i. über Kaiser Franz I. und die „Kaiserin-Mutter" Carolina Augusta"), enthalten. Richtig Diözesangeschichtlidies betreffen und ver mitteln auch die Monographien über mehrere Heilig tümer: so über die durch Josef II. aufgehobene Camaldulenser-Eremie auf dem Kahlenberg, über die erst von den beschuhten, dann von den unbesdiuhten Augustinern und schließlich vom Weltklerus betreute Hofkirche zum hl. Augustin und über die LoretoKapelle daselbst; und vor allem über die Geschichte der Hofburgkapelle, mit der das Höhere Priesterbil dungsinstitut „Ffintaneum" zusammenhing. Gerade in diesem über 600 Seiten umfassenden Werk wird der Leser mit einer Fülle von geistlichen Persönlichkeiten bekannt gemacht, die als Hofprediger, Theologiepro fessoren, Kanoniker und Bischöfe in der Wiener Diözesangeschichte eine mehr oder minder bedeutsame Rolle spielten^-). Hier verdienen auch sogar noch ein zelne Jubel-Predigten und Nachrufe angeführt zu werden''^). Und dasselbe gilt von Ws. Veröffentlichun gen über sein „geliebtes" Schottenstift und aus dessen Ardiivbeständen, wie es z. B. die Regesten in den „Quellen zur Geschichte der Stadt Wien" sind®*).Noch in den letzten Monaten vor seinem Tode (26. 11.1924) arbeitete er an der Vorbereitung der Biographie des großen Ironikers Bischof Christoph deRojasy Spinola von Wiener Neustadt (1687—95). Wolfsgruber war ein „bienenfleißiger" und un verdrossener Archivbenützer, wie die Angaben in den „Vorworten \md Vorreden" seiner jeweiligen Werke bezeugen. So schöpfte er gewissenhaft aus dem Wie ner Diözesanarchiv und seinen Filialen, dem Alum natsarchiv, den Klosterarchiven (der Schotten, Augu stiner, Kapuziner u. a.), Pfarrarchiven, dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Hofkammerarchiv, den Archi ven des Obersthofmeisteramtes, des Ministeriums für Kultus und Unterricht, des Äußern, der Stadt Wien, des Landes Nö., bemühte sich aus Familien- und Pri vatarchiven, handschriftlichen Nachlässen, Aufzeich nungen und Briefen „eingedenk des Heilandswortes: Coiligite fragmenta ne pereant, die einschlägigen Da ten sorglich zu sammeln und zu einer (objektiven) Darstellung zu benützen"®''), holte sich die Werke und Zeitschriften aus den betreffenden Studienbiblio theken herbei und spannte für die Anfertigung der ge nauen und reichen Indices, der Personal- und Sach register, und zur Druckbogenkorrektur jüngere Mit brüder®") und seinen späteren Nachfolger") ein, die er jedesmal mäzenhaft belohnte. Leider begnügte er sich mit den allgemeinen Ar chiv-, Bibliothek- und anderen Quellen- und Litera tur-Nennungen und unterließ die in den Fußnoten üblichen und dringlich erwünschten genauen Zitatio nen, wodurch eine wissenschaftliche Nachprüfung und Verifizierung erschwert und nicht selten unmöglich ist. Auch verlor er sich oft zu sehr in Details und weitschweifige Ausführungen und wich bewußt und unbewußt letzter historisch geforderter Kritik aus, was ja sdion anläßlich des Vorschlages für die Uni versitätskanzel bemängelt wurde-^) und ihm bis in die neueste Zeit nachgesagt werden muß®"). Leichte Hem mungen werden sich gewiß auch aus seiner Stellung als Hofprediger ergeben haben. Dennoch zählt C. Wolfsgruber zu den bleibenden und höchstverdienten Wiener Diözesangesdiichtsforschem und -darstellern, da er eine reidie Fülle von Material verarbeitet und für eine weitere Auswertung bereitet hat, und wird daher kein Wiener Diözesanhistoriker daran vorbei sehen dürfen; im Gegenteil, er wird mit Vorteil aus dieser reichgefüllten Fundgrube schöpfen oder daraus wenigstens Anregungen empfangen. *) Quellen u. Literatur: Sh. das zugrunde liegende Werk: F. Loidl, Cölestin Wolfsgruber (1848—1924), Wien, Hollinek, 1959 (39 Seiten), mit sämtl. Quellen u. Literaturangaben (S. 33/36) u. vollständigem Werkverzeichnis (S. 36/39). Weitere Anmerkungen u. Belege: ') Der Text: Zum Gedächtnis — an Univ. Prof.P. Dr. Cölestin Wolfsgruber — Kapitular des Schotten stiftes Wien — hier geb. am 14. Mai 1848, in Wien, gest. am 26. November 1924 — den fruditbaren Kir chenhistoriker — eifervollen Hofprediger — frommen Ordenspriester — idealen Förderer von Priesterberu fen — treuesten Sohn seines Heimatlandes. — 2) Linzer Volksblatt 1959, Nr. 226 (Kunst u. Kul tur); Salzkammergut-Zeitung 1959, Nr. 39; Linzer Kirchenblatt 1959, Nr. 47; österr. Hochschulzeitung 1959, 15. Nov. — ®) Schenkte jedem seiner Hörer zum Studienbe ginn: J. Marx, Kirchengeschidite, C. Wolfsgru"ber,Kg. Österr.-Ungarns, J. Marx, Abriß der Patrologie, K. Ploetz, Auszug aus der Geschichte, O. Hübner, Geo graphisch. statistische Tabellen. — *) Sh. oben. — *) F. Loidl, C. Wolfsgruber, S. 36. — • «) Ebd. S. 18 f., 37. — ') Wr. Diözbl. 1884, S. 248; vgl. Beiträge z. Wr. Diözgeschichte 1960, Nr. 2, S. 10. — 8) F. Loidl, a. a. O., S. 15—18. — ®) Sh. C. Wolfsgruber, J. O. Card. Rauscher, 1888, S. VII; ders., Chr. A. Migazzi, 1897®. S. VIII; ders. Die Hofburgkapelle, S. VI. — Demnächst folgt auÄ eine Würdigung Komheisls im ÖBL und in den Bei trägen z. Wr. Diözgesch. — F. Loidl, a. a. O., S. 16 f. — ") C. Wolfsgruber, Rauscher, S. 32—42. — *2) Ebd. S. 58—85. — '") Sh. weitere Ausgaben bei F. Loidl, a. a. O., S. 36. — '*) Zu Rs. lOO.Geburtstag. — Nr. 271: Rs. Lemjahre, 272: Rs. Verdienste um die ErzdiÖz., 273: Rs. kirdil. Wirksamkeit, 275: R. als Staatsmann, 276:Ein blick auf Rs. Seelenleben. — ") Ravensburg, 18972, S. 81—891. — '") Graz-Wien 1912, S. 4—12, 26—31, 59—322. — ^') Sh. F. Loidl, a. a. O., S. 38. — "8) Heft 1 (1908), S. 7—11.— '») Theodor Deimel: Christi. Römerfunde in Carnuntum ... W. 1911, 60 S., — Karl Hold: Austria Sancta. Die Heiligen u. Seligen Nös. seit dem Regie rungsantritt der Habsburger. W. 1913, 149 S. (Joh. v. Capestrano, Petrus Canisius, Stanislaus Kostka, Lau10

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