Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

teilnehmen; denn Stiftungs- und Gotteshausgründe werden gebraucht für Fischteiche, die Kaiser Maxi milian dem Herrn von Volkra auf Steinabrunn an zulegen erlaubt hatte^). Eine neue Schmälerung des Kirchenbesitzes erfolgte 1529. Der genannte Pfarrer verkaufte mit dem Marktrichter Valentin Praunseisen im Namen der Kirchenzechleute an Wilhelm von Zelking die Untertanen und Uberländgründe zu Mar kersdorf an der Pulkau-'). Vielleicht waren Repara turen an dem Gotteshaus die Ursache zu diesem Ver kauf. Oder eher die den Kirchen, Klöstern und Bru derschaften wegen der Türkenkriege auferlegte Quart (Steuer). Der Besitz der Kirche war damals mit einem Wert von 102 Pfund eingeschätzt; doch wurde nicht ein Viertel davon, sondern nur die Hälfte per 12Pfund verlangt, „weil sie an iren guetern durch den straif (Einfall der Türken am nördlichen Donauufer um Korneuburg, Schmida und S. Michael b. Neuaigen) hart verdorben-^)". Von den Pfarrern Stiborius, Wolf und Rosenblum erbte die Kirche 1531 ein Joch Wein garten, 6 Bienenstöcke in Oberolberndorf, 13 Pfund Geld, Kleidungsstücke und eine kleine silberne Anna statue (den Armen sollten 4 Joch Äcker, die aus 46 Büchern bestehende Bibliothek und, was vom Erbe übrigbleibt, zufallen), 1589 einen Betrag von 100 Pfund und 1606 ein Viertel Weingarten in der Haid (Heidberg?^®). Im Jahre 1617 besaß die Kirche 12 Viertel Weingarten, 2 Viertel Holzanteile in der Au und eine Wiese^°). Unter den Äckern der Kirche waren 21 Joch, die im Jahre 1334 durch den Pfarrer und die Gemain den Brüdern Streun abgekauft worden waren^^). 1619 wurde die Kirche von den kaiserlichen Soldaten ausgeraubt, sogar die Glocken zerschlug man und führte die Trümmer weg''-). 1639 nahm Bischof Mar tin Geiger die Weihe von 3 Altären vor'^). Um 1643 hatte die Kirche 6 Altäre; die Altar tische waren von solidem Stein, unversehrt und nicht profaniert (vgl. 1619). Auch ein Wandlungsleuchter war vorhanden. Auf den Hochaltar hatte-man 1643 bei der Übergabe der Kolomanikapelle an die Franziskaner die vom Pfarrer Haug anno 1415 dahin gemachte Stiftung übertragen^'-'). Auf der Evangeliumseite befanden sich der Maria Himmelfahrtsaltar und der zu Ehren des hig. Kreuzes. Doch stand letzterer nicht an der Wand und behinderte mit seinen Gegenstück, dem Annaaltar, den Ausblick auf den Hochaltar, weswegen beide 1739 an die Wände gestellt vmrden. Ein Frauen oder Marienaltar erscheint schon 1380; ein Haunold von Stockerau und seine Gattin Katharina stifteten mit 3 Joch Äckern ein ewiges Licht zu diesem Altar^®). Oben hörten wir zum Jahre 1500 von einem zwiefachen Schleierl, das Niklas Fleyshacker zu Un ser Lieben Frau vermacht hatte. Am Frauenaltar hat ten die Lederer laut uraltem Stiftbrief alle Quatember und zu Frohnleichnam ihren Gottesdienst gehabt. Am letztgenannten Tage war auch die Aufdingung und Freisagung getan worden. 1613 aber berichtete der Pfarrer, daß diese Gottesdienste schon abgekommen sind''®). Die Handwerker in Stockerau saßen meistens auf dem Boden der luthex'ischen Grundherrschaften Sierndorf und Steinabrunn und waren zeitweise rabiate Verfechter ihrer Konfession, angeeifert von den Pastoren in Oberhautzental, Sierndorf und Steina brunn. 1707/09 entsteht zu Ehren des bei St. Stephan in Wien viel verehrten Bildes Maria Pötsch eine eigene Kapelle®'^), zu deren Erbauung Vermächtnisse, Spen den und Sammlungsgelder verwendet wurden. Sie scheint durch Ausbrechung der Mauer und Auffüh rung eines Anbaues entstanden sein; denn sie hatte auch ein Dach. Für die Herstellung des Altars darin erhielten 1708 Tischler Peter Schiffmann 150 Gulden. Bildhauer Johann Andreas von Eglau 165 Gulden und Faßmaler Johann Karl Jacobi 330 Gulden; der Altar kam aus Wien®"), Die Gesamtkosten der Kapelle betrugen 1233 Gul den. Aus der Kapelle, die mit dem Neubau der Kirche verschwand, ging man in die Gruft. Der Kreuzaltar trug auch ein Bild des Völ kerapostels Paulus, der bekanntlich das Zeltmacher handwerk gelernt und öfters ausgeübt hat. Dieser Apostel scheint ein Patron der Weber von Stockerau gewesen zu sein; denn in der Kirchenrechnung von 1663 heißt es, daß „von einem Ersamben hantwerk der Weber wegen geprendter Kerz Bey Ihrem gesun genen Ambt an Pauli Bekehrung (25. Jänner) 1 Gul den eingenommen worden sei". Der Kreuzaltar be stand bis zum Neubau der Kirche, in der auch einer vorgesehen war. Auf der Epistelseite hatten um 1643 die Altäre des hl. Apostels Johannes und der hl. Anna sich befunden. Der Johannesaltar wird schon 1476 als Altar des hl. Johannes dos Täufers genannt'^®) und mag auf. den Stifter der Frühmessen, den Ritter Johanes von Siern dorf, zurückgehen. Er bestand''''') noch 1687 und scheint beim Aufkommen des Johannes Nepomuk-Kultes die sem neuen Johannes gewidmet worden sein, wobei es nicht ausgeschlossen ist, daß auf dem Altar aller drei Johannes gedacht wurde. In Kirchen des hl. Johan nes des Täufers finden sich heute noch öfters auch Statuen der anderen Johannes. 1733 wurde in der Kirche ein wächsernes Bild des hl. Johannes Nepomuk aufgemacht''') und 1735 entsteht ein eigener Johann Nepomuk Altar^"). Er dürfte mit einem Bild versehen gewesen sein, vielleicht mit dem, das im Heimatmuseum hängt; denn in der Verrechnung „vor das Heillige Joannis Nepomuceni Altar" ist wohl für die Fassung dieses Altares ein Betrag von 116 Gulden, für den Bildhauer Rochus Mayrhoffer aber nur 14 Gulden ausgewiesen. Mayrhoffer hat um diese Zeit für Senning gearbeitet. Von ihm sind auch die Säulen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Poysdorf und Laa. sowie die Immakulata in Ernstbrunn gestaltet wor den^®), Unser Altar wird 1753 mit einem Päpstlichen Ablasse bedacht'"^) und ist lange Zeit der Mittelpunkt einer Bruderschaft zu Ehren dieses Heiligen gewesen. Der Nepomukaltar heißt 1715 und 1761 auch Kolomanialtar nach einem Bild oder einer Statue dieses Lokalheiligen''") ■'"). Ein Sebastianibild hängt im Museum. (Fortsetzung folgt) Herauageber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlicher Schriftwalter: Unlv.-Prof. Dr. Franz Loldl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mechltaristen-Buchdruckerel. Wien VII, Mechitaristengasse 4. 16

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