Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Traun bis zum Frühjahr 1892. Wie er selbst berichtet, hat er sich damals auch um die Agrikultur durch die Gründung und Leitung eines landwirtschaftlichen Casinos verdient gemacht und an der Kommassierung sämtlicher Äcker und Wiesen etc. lebhaft beteiligt, als diese von der Gemeinde Petronell 1889 beschlossen und in den nachfolgenden Jahren verwirklicht wurde^). Man verlieh ihm dafür bei seinem Abschied die Ehrenbürgerschaft. Dankbar erwähnt er später, daß er sich auf diesem althistorischen Boden von Carnuntum durch mehrjährige Leitung der römischen Ausgrabungen manche archäologische Kenntnisse er worben habe. Von Kardinal Gruscha im April 1892 mit der Pfarre Wiener Neudorf betraut, verblieb er hier bis zu seiner im Dezember 1900 erfolgten Berufung als erster Pfarrer von St. Anton von Padua in Favoriten, Wien, X. Bezirk. Vom ersten Gottesdienst am Neu jahrstag 1901 in dieser herrlichen, nach dem Antonius heiligtum in Padua innerhalb von fünf Jahren erbau ten Kirche, entfaltete Eisterer eine allseitige, rege Seelsorgstätigkeit, wie das ausführliche und sorgfäl tigst abgefaßte Gedenkhuch dieser Arbeiterpfarre er weist, bis er am 1. April 1919 wegen Gebrechlichkeit und Kränklichkeit In den zeitlichen Ruhestand trat. Schon am 15. August d. J. starb er in Fischau-Brunn am Steinfeld (heute Bad Fischau), wohin er sich seit Februar zurückgezogen hatte-''). Als für einen Pfarrer schönster Vorzug sei nachträglich erwähnt, daß er mit seinen Kooperatoren stets die Vita communis führte, bis diese ihm am 22. März 1908 kündigen mußten, wie er sehr bedauernd im Gedenkbuch vermerkte, zugleich aber auch als Entschuldigung angab, daß wohl deren große Inanspruchnahme durdh so viele pfarrliche Vereine der Hauptgrund hiefür war. Im Herbst 1901 voifi eb. Ordinariat zum Inspektor des Religionsunterrichtes an den allgemeinen Volks und Bürgerschulen in Favoriten ernannt, war Eisterer im Jahr darauf in die Bezirksvertretung und in den Ortsschulrat gewählt und 1907 als Vertreter des eb. Ordinariates bei dieser Scfhulbehörde bestellt worden. War zudem Schutzpatron der Tagesheimstätte für Knaben „Maria Elisabethinum" und des Vereines „Kinderschutzstationen", wie er überhaupt seit jeher aufgeschlossen für das üppig aufstrebende Vereins wesen ein tätiges und unterstützendes Mitglied vieler katholischer Vereine war, als „sehr in Anspruch ge nommener" Vereinsredner auftrat und u. a. sogar zum Vizepräsidenten des damals für die Politik hoch bedeutsamen Patriotisch-katholischen Volksvereins für Niederösterreich^) gewählt wurde. Daneben wirkte er noch als Superior der Klosterfrauen vom Guten Hirten und Beichtvater der Barmherzigen Schwestern vom hl. Karl Borromäus in Biedermannsdorf und der Schwestern vom hl. Kreuz in Wien. Wdtere Ver dienste erwarb er sich durch seine Teilnahme an der Veranstaltung und Durchführung der von der St. Michaels-Erzbruderschaft in Wien angeregten großen Pilgerzüge nach Rom, Lourdes und ins Hl. Land, die er in größeren Büchern beschrieb. Und damit ist aus gesprochen, weshalb er hier eigentlich biographisch behandelt wird. Jahrelang leitete er als Redakteur das »St. Norbertus-Blatt, die Zeitschrift zur Förderung des katho lischen Lebens^)", und daau auch zeitweise den Dr. H. A. Jarisch „Illustrierten Volkskalender" und ver faßte auch eine Anzahl von Artikeln in anderen Zeit schriften. Zum Kopallik'schen Regestenwerk trug er bei: 1. Regesten zur Geschichte des Klosters der unbe schuhten Karmeliterinnen oder „Siebenbüchnerinnen" in Wien I.)"). 2. Regesten zur Geschichte des Klosters der Karmeliten-Barfüßer in der Leopoldstadt*^); 3. Regesten zur Geschichte der Pfarre Deinzendorf®). Als weitere selbständige Publikationen kamen noch heraus: 1. Katholische Volksandachten. Vorbetbuch zum Ge brauche beim öffentl. hl. Gottesdienste. Wien 1887"). — Detto. Volksausgabe, W. 1890. 2. Das Werk der hl. Sühnemesse sowie die Statu ten der Erzbruderschaft von der hl. Sühnemesse. Wien 1894, 19042). 3. Wallfahrtsbüchlein für den Gnadenort Maria Schmölln in Oberösterreich (Innviertel). Nach an Ort u. Stelle gesammelten mündl. u. schriftl. Beiträgen der Verehrer der Lb. Muttergottes „Maria Hilf". Wien 1896. 4. Erinnerungsblätter an den 2. österr. Pilgerzug nach Maria Lourdes. Im Auftrage des PilgerzugComitees verfaßt. Wien 1897. Erste allgemeine österr. Pilgerfahrt ins Hl. Land vom 12. IV.~16. V. 1898. Wien 1898. Pilgerführer für die päpstliche Jubiläums-PUgerfahrt nach Rom 1903. Wien 1903. Pilgerbüchlein für die österr. Rompilgerschaft vom 22. III.—5. IV. 1905. Im Auftrage der Erzbruderschaft vom hl. Michael. Wien 1905. 5. Festschrift zum 25jährigen Jubiläum des patrio tisch-katholischen Volksvereines in Niederösterreich. Auf Grund der vorhandenen Gedenkblätter u. Sit zungsprotokolle verfaßt. Wien 1895. 6. Die neue Pfarrkirche des hl. Antonius von Padua in Wien, X. Bezirk, Favoriten. Festschrift zur Feier der Einweihung dieser Kirche, Sonntag den 10. XI. 1901. Der Pfarre dargeboten von ihrem Pfarrer. Wien 1901. 7. Das Vaterunser und der Tabernakel?^"). Quellen u. Lit.: EOa. bzw. Diöza., PersonalTabelle VII 206; Klerus-Kartei; Personalstand der Wr. Erzdiözese; WDbl. 1876, 128; 1886, 48; 1892, 96; 1901, 12 und 99; Gedenkbuch der Pfr. Petronell IV (1871/ 1931), 134/168; Gedenkbuch der Pfr. St. Anton v.Padua (1901 begonnen) I, 11—14; II, 206 f., 212; Biograph. Album f. d. österr. kathol. Klerus. Wien, G. Eichinger, S. 46 mit Bild; Keiter, Kathol. Literatur-Kai.; Topo graph. V. NÖ. VII 105 b. Anmerkungen: ^) Taufbuch d. Pfr. Heiligeneich, tom VI fol 102. — 2) Josef Grubmüller, Neunhundert Jahre Petronell, Petronell 1958, S. 11. — ^) Päpstl. Ehrenkämmerer (1904); Besitzer der goldenen Medaille mit dem Allerhöchsten Bild "und Wahlspruch etc. — ^) Wilhelm Salzmann, Christi, soziale Beiträge zur Lö sung der Arbeiterfrage. Wien 1962, S. 35. — ") Jahr gang 1890/1904. Von dem verdienstvollen Curaten b. St. Stephan Joseph Roller, dem Gründer u. Besitzer der leistungsfähigen St.Norbertus-Druckerei(Wien III., Seidigasse 8) ins Leben gerufen. — ®) WDbl. 1887, 193/97, 205/9; Kopallik, Regesten zur Geschichte d. Erzdiözese Wien I (1890) Nr. 4, 33/41. — '^) WDbl.1889,

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=