Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

mit der gewissenhaftesten Treue erfüllt habe", wie seine Zeugnisse anzeigten. Vom Mai 1798 bis August 1799 wirkte er an der 1. f. Stadtpfarre zu den neun Chören der Engel Am Hof (Wien I.)'0. Als durch die Ernennung des Hofkaplans Franz v. Bauernfeind zum Kanonikus von St. Stephan dessen „Supernumerär-Hofkaplanstelle" frei wurde, beteiligte sich D. mit fünf Bewerbern am vorgeschriebenen Kon kurs und erlangte mit kaiserl. Entschluß v. 25. 9.1799 die begehrte und ehrende Anstellung als k. k. Hofkap lan an der k. u. k. Hofburgkapelle"). Interessehalber sei das Urteil des Hofpredigers P. Zobel — der übri gens selbst als „bezaubernder Vortragender" belobt wurde — ") über seinen einstigen Zögling und dessen Probepredigt angeführt; „Der Eingang ist zwar nicht vom Evangelium, sondern ganz von den Umständen hergenommen, übrigens aber natürlich. Der Hauptsatz und die Eintheilung hat die gehörige Simplizität und Kürze. Die Beweise sind der Denk- und Fassungskraft des bestimmten Auditoriums angemessen. Nur an der Art, wie der Verfall der Religion in unseren Tagen und wie die Geschichte von der wunderbaren Rettung Petri (Predigtthema) dargestellt wird, könnte man vielleicht etwas rügen. Die Stellung des Körpers und die Mienen verrathen männliche Bescheidenheit und fromme Andacht ohne Verstellung und Gleissnerei. Die Geberden sind natürlich und meistens mit den Sachen und Worten übereinstimmend"»). Als mit Ende September 1801 auch Darnauts Mit alumne Jakob Frint als Hofkaplan (bis 1808) nach rückte, mit dem er bei den Sonntagspredigten abwech seln mußte'o), und im Juli 18Ö5 (bis 1810) noch der damalige L^rer der Katechetik und Pädagogik bei St. Anna (Wien I.), Vinzenz Eduard Milde, in gleicher Eigenschaft dazu gesellt wurde''), war ein Dreibund von Freunden begründet, „die am Beginn des 19. Jahr hunderts in das eisigkalte Kirchenwesen Österreichs belebende Frühlingswärme einzuführen mithalfen"'-'). War dies zwar D. nicht in so auffallendem und weit reichendem Maße möglich, wie seinen beiden bischöf lichen Freunden, so darf keineswegs übersehen werden und unbedankt bleiben, daß er sich später mit Frint, der ab 1809 (bis 1827) als Hof- und Burgpfarrer ge nügend Einfluß besaß, und mit Fürsterzbischof Sieg mund Anton Graf v. Hohenwart (1803/20) vornehm lich in den entscheidenden Jahren 1819/20 für P. Kle mens Mlaria Hofbauer wirksam einsetzte'^) und die endliche Zulassung der Redemptorlstenkongregatlon in Österreich durchsetzen half, die laut kaiserl. Dekret vom 19. April 1820 von Franz I. genehmigt wurde'*). 1803 wurde an der theologischen Fakultät die Lehr kanzel für Kirchengeschichte frei, da Matthias Dannenmayer, der sie seit seiner Berufung aus Freiburg i. Br. i. J. 1786 innehatte, davon enthoben und „mit Anerken nung seiner Verdienste" zum ersten Kustos der Univer- .sitätsbibliothek und Hofbücherzensor des theologischen Faches wurde'"). Am Konkurs (1. August d. J.) nah men mit D. noch drei, bzw. vier Kompetenten teil, von denen aber nur P. Augustin Braig aus dem säkulari sierten Benediktinerstift Weingarten (Schwaben) und Lehrer der Moraltheologie im Stifte Göttweig sein em ster Konkurrent wurde. Wieder gibt die Beurteilungim ausführlichen Bei-icht der n. ö. Regierung v. 1. Okt. und im Vortrag und Gutachten der vereinigten Hof kanzlei vor dem Kaiser im selben Monat'») Aufschluß über D., da es heißt, er habe sich nach Versicherung der prüfenden Professoren und des Direktors Spendou „durch Ordnung, Bestimmtheit des Ausdruckes, Deut lichkeit in der Darstellung seiner Ideen und selbst durch die lateinische Sprache bes. ausgezeichnet und seine Lehrfähigkeit hinlänglich bewiesen". Da jedoch auch Braig die ihm vorgelegten Fragen ordentlich, kui'z und richtig beantwortete, die Kirchengeschichte kenne und sie auch mit gutem Erfolg vorzutx-agen im Stande sei, könnten die Professoren Dannenmayer und Tobenz nicht entscheiden, ob Braig vor Damaut oder diesem vor jenem der Vorzug gebühre; man fände beide für gleich würdig. Trotzdem zögen aber die Prüfer D. dem genannten Pater „bestimmt" vor, weil sie da für hielten, „daß dessen Aufsatz umfassender, reicher an Kenntnissen und auch in Rücksicht auf Ordnung, Klarheit und Präzision in der Darstellung geraten sei". Nach dem Ermessen der n. ö. Regierung habe Darnaut durch seine Ausarbeitung einen Beweis geliefert, daß er für das Lehi-amt der KG vorzüglich geeignet und ein fleißiger Selbstforscher ist, der mit der Ruhe prüft, ohne sogar den Meinungen berühmter Männer blind zu folgen, der die Flecken der christl. Kirche nicht verkleistert und mit edler Schonung dergestalt auf deckt, daß hiedurch die der Kirche schuldige Ehrfurcht nichts verlieret, der als Psychologe in die Ursachen der Gebrechen eindringt und seine Schüler lehren wird, nicht überall, wo Fehler begangen wurden, dieselben niedrigen Triebfedern zuzuschreiben. Er ist auch in al len übrigen Theilen des theolog. Studiums sehr bewan dert und hat alle Theile der Rechtswissenschaft mit vorzüglich gutem Erfolg studiert. Er besitzt die sel tene Gabe, das, was er ordentlich gedacht hat, auch ordentlich, deutlich und mit anständiger Popularität seinen Schülern vorzutragen. Auch hat er als Seelsor ger, Katechet und Prediger oft bewiesen, daß er seinen Zuhörern die Wahrheiten nicht nur in das Gedächtnis, sondern auch in den Verstand und das Herz einzuflö ßen weiß. Sein ganzes Betragen nöthigt jedem, der ihn kennt, Hochschätzung ab, denn er benimmt sich immer als ein Mann, dem sein Beruf heilig ist und der das,was er mit Worten lehrt, durch Thaten bekräftiget. Dem Lehrer der KG müssen (ja) die Neulinge des geistli chen Standes anvertraut werden, und bey diesen komme alles darauf an, daß ihnen gleich anfangs Liebe und Ehrfurcht für den Stand, welchen sie wählten, ein geprägt und sie für ihre künftigen Studien gut vorbe reitet werden. Dieser Eigenschaften wegen halte sich die Regie rung verpflichtet, D. an erster Stelle vorzuschlagen... Es wäre für das Ganze nachteilig, wenn ein so wür diger Kandidat vom Lehramt ferngehalten würde; denn diese Entfernung wäre unvermeidlich, wenn die Wahl auf einen anderen fiele, sei ja D. k. k. Hofkaplan und könne daher außerhalb von Wien nicht angestellt wer den. Bei dieser Wiederbesetzung der KG-Lehrkanzel kam auch das Gehalts- und Nachwuchsproblem der Theologielehrer zur Sprache und wurden heute noch interessante Einblicke insofern geboten, als aufgezeigt wurde, daß die Theologieprofessoren — finanziell ge sehen — nicht bloß hinter den anderen Professoren, sondern sogar hinter dem Seelsorgsklerus zurückstan Z

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