Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

des Zweckes, der Vorteile für das Allgemeine imd der Errichtung einer Spar-Casse-Anstalt, mit Rücksicht auf die Erste österreichische Anstalt dieser Art, für das Volk und deren höhere Vorsteher" (Wien). Weber blieb natürlich nicht bloß rühriges Aus schußmitglied, sondern übte im Laufe der Jahre ver schiedene Vereinsfunktionen aus: War 1822 und 1823 Obervorsteher-Stellvertreter, 1824—1829 und 1832— 1837 Kurator, 1838 und 1839 Präs.-Stellvertreter und 1844—1848 Ehrenkurator ^®). Und wie er der Anstalt Anhänglichkeit und Treue bewahrte, so wurden sie ihm auch von der Anstalt gehalten, denn sie ehrte ihn und sein Andenken dadurch, daß sie ihm zu Lebzeiten Ehrenfunktionen zuteilte und ihm vier Jahre nach seinem Tod, das ist 1852, sein Grab auf dem Altmannsdorfer Friedhof mit einem Gedenkstein und folgender Inschrift zieren ließ: „J. B. W., fürsterzbisch. Consistorialrath, emeritierter Dechant und Schuldistricts-Aufseher, k. k. Schloßcaplan zu Schönbrunn, Ehrenprocurator der Ersten österreichischen Spar-Casse,'ge storben den 13. Jänner 1848 im 62. Lebensjahre. — Der Verein der Ersten österreichischen Spar-Casse weiht diesen Stein in dankbarer Erinnerung Seinem Gründer". Auch wurde ein Betrag zur Graberhaltung gespendet ^^). Und dies, obwohl die Sparkasse schon, da der Raum des 1684 umgebauten St. Leopolder Pfarrhofes nicht mehr ausreichte, am 1. November 1821 ins Deutsche Haus (Innere Stadt, Singerstraße 7, alt Nr. 879) übersiedelt war ^2) und sie sich schließlich durch Ankauf eines Hauses am Graben 21 (alt Nr. 572) im Jahre 1825 ein eigenes Heim geschaffen hatte, das dann um drei Häuser erweitert, 1835—1838 unter der Leitung des Architekten L. A. Pichl umgebaut und durch die gegenwärtige Fassade ausgestaltet worden und noch durch den Umbau zweier Häuser nach der Tuchlauben hin 1860—1861 zu seiner jetzigen Gestalt vollendet wurde ^®). Zur anfänglichen Entwicklung des Weberschen Unternehmens sei nur noch bemerkt, daß aus der Mitte des Ausschusses gewählte Deputationen schon im Febuar 1820 den in den sieben Wiener Polizeibezirken (Landstraße, Wieden, Mariahilf, Josefstadt, St. Ulrich, Alservorstadt und Rossau) gelegenen Grundgerichten und Pfarreien sowie denen in der Residenz Beitritts einladungen überreichten, damit alle „möglichen Men schenfreunde" sich der Sparkasse anschließen möch ten. Daß dies fast keinen Widerhall fand, wurde damit begründet, daß für das mit 250.000 Seelen bevölkerte Wien und seine geringen volkswirtschaftlichen Er sparnisse ein einziges Sparinstitut umso mehr genüge, als die Sparkasse nun im leicht erreichbaren Stadt zentrum liege Erwähnt sei nur noch, daß sich bald die „Allgemeine Versorgungs-Anstalt für Unterthanen des österr. Kaiserstaates" mit genannter Sparkasse vereinigte, die 1825 gegründet, allen möglichen Be rufen und Ständen zu einer halbwegs gesicherten Subsistenz in den Tagen der Krankheit und des Alters Vorsorgen helfen wollte. So wandte sich die unten ver zeichnete Aufklärungsschrift im Vorwort auch an den Priester, „der in dem göttlichen Berufe, für das Heil der Seele zu wachen,seinen eigenen Bedürfnissen nicht leben kann und daher in den Tagen abnehmender Kräfte nicht selten auf seinen beschränkten Unterhalt sich zurückgesetzt sieht, hier eine Quelle der Subsistenz trifft,um unter den Bürgern mit Würdezu bestehen ^®)". Nicht weniger, sondern in gleicherweise bezeich nend für Pfarrer Webers sozial-karitatives Denken, Fühlen und Wirken waren auch seine anderen Unter nehmungen. So war es wiederum sein Hauptverdienst, daß am 6. September 1817 die neue Leopoldstädter Hauptschule im Pfarrhof bei St. Leopold grundgelegt wm*de. Fürsterzbischof Hohenwart und angesehene Persönlichkeiten des Klerus und der weltlichen Obrig keit versammelten sich in der Wohnung des Pfarrers, begaben sich in die Kirche, wo sämtliche Schüler aus der Leopoldstadt aufgestellt waren.Pfarrer Weber hielt ein kurzes Hochamt, „um von Gott Gedeihen für das wichtige Unternehmen zu erflehen". Die feierliche Er öffnung und Einführung der Schüler erfolgte am Namenstag des Kaisers, wobei die künftigen Schüler gesondert in die Kirche geleitet wurden. Wieder be richtet die Chronik:„Um diese Einführung mit Würde und zugleich mit Wohltätigkeit auszuzeichnen, wurde von den Vorstehern und mehreren Menschenfreunden hiesiger Gemeinde beschlossen, fünfzig Knaben und eben so viele Mädchen von der ärmeren Klasse, die dieser Schule einverleibt sind, mit ganz neuer und vollkommener Kleidung zu versehen, was auch am Vorabend unter Teilnahme des Wiener Bürgermeisters V. Wohlleben geschah". In der Hauptschule wurde auch die im Jahr 1796 gegründete „Anstalt zum Unterricht der weiblichen Jugend in Handarbeiten" untergebracht. Webers Eifer war auch die Eröffnung des Grund armenhauses zu danken, das dann durch viele Jahre unter der Oberleitung der Pfarre St. Leopold segens reich blühte, bis es von der Gemeinde Wien über nommen wurde und dem pfarrlichen Einfluß entrückt war. Wieder steht in der Chronik zu lesen: „Schon mehrere Jahre wurde von einigen der angesehensten Gemeindemitglieder und mehreren Menschenfreunden in der Leopoldstadt der fromme Wunsch gehegt, da selbst ein Armen- und Versorgungshaus zu bauen. Zu diesem Zwecke wurden einige Jahre her Bälle abge halten und die Einkünfte zur Gründung hinterlegt. Nach allerhöchster Genehmigung und Beysteuer, durch das rastlose Bemühen des Richters Fr. Niki, des H.Pfarrers Weber, der Armenväter, durch viele andere Wohltäter, vorzüglich aber durch die großmütige Spende der Ersten österr. Spar-Casse (wo Weber be stimmend mitwirkte) ging dieser Wunsch in Erfüllung." Es wurde 1826 ein an der Heide gelegenes Haus samt dabei befindlichem Küchengarten gekauft. Der Bau dieses Hauses begann noch im selben Jahr. Zur Grund steinlegung wurde wieder der 4. Oktober (Kaisers Namenstag) 1827 gewählt. An der Feier nahmen unter anderem teil der erste Präsident der Ersten österr. Spar-Casse Graf Colloredo-Mansfeld imd Abgeordnete der erwähnten Anstalt mit Pfarrer Weber und die Armeninstitutsvorsteher. „Weber hielt dabei die Predigt über das eigentliche Wesen und Walten der christlichen Liebe, die umso eindringlicher wirkte, da die von Menschenfreunden mit zweckmäßiger Kleidung ausgestatteten Armen in der Mitte des versammelten Volkes sich befanden." Des edlen Seelenhirten offenkundige Fürsorge und Hilfsbereitschaft für seine Gemeinde und darüber hinaus erwies sich erneut glänzend bei der vorher und

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