Eine interessante Rom-Pilgerfahrt Reportageabteilung Dr.Fritz Waldstein Wien,den 24. März 1949 Otto H.Dangel Dr.Fritz Waldstein Arbeitstitel: Zwei Ravag-Reporter pilgernzuFuß nach Rom. Dieser Plan, der vor einiger Zeit in der Reportageabteiiung aufgetaucht ist, klingt zuerst phantastisch, bei näherem Nachdenken erhält er etwas Bestechen des. Marschroute: Wien-Rom ungefähr 1200 km Wien Semmering 100 km Leoben Abstecher nach Sekkau 160 km Friesach Gurk ViUach Tarvis Udine Treviso Venedig Ferrara Bologna Pistoja Florenz Arezzo Perugia Assisi Rom 250 km 350 km 380 km 470 km 600 km 720 km 770 km 870 km 910 km 1000 km 1080 km 1100 km 1200 km (Radiostation (Radiostation) (Radiostation) (Radiostation) (Radiostation) Die zahlreichen Zwischenstationen sind natürlich heute noch nicht angege ben. Durchführung; Wir denken daran, um Mitte März 1950 von Wien aufzubrechen und Ende Mai,zu Pfingsten, oder Anfang Juni, zu Fron leichnam, in Rom einzutreffen, um dort mit Hilfe des römischen Rundfunks die großen Kirchenfeierlichkeiten, eventuell auch die vorgesehenen Heiligsprechun gen übertragen zu können. Zweck des Unternehmens: Es handelt sich bei dieser Fußwande rung darum, durch eine besondere Lei stung die Weltaufmerksamkeit auf den österreichischen Rundfunk, insbeson dere aufdie Ravag zu lenken. Wir sind so nicht nur in der Lage, von allen interes santen Punkten,die wir berühren,entwe der über den Rundfunk,über das Telefon oder per Post unsere Reiseeindrücke an die Ravag weiterzuleiten, wir können auch mit zahlreichen Institutionen, dem italienischen Rundfunk, den wissen schaftlichen und künstlerischen Institu ten, auf unserer Strecke engste persönli che Beziehungen anknüpfen. Zur reinen Rundfünkarbeit, die wir während dieser Zeit leisten können,kommt noch folgen des dazu: Wir würden die Möglichkeit haben,von zahlreichen Kunstwerken, Bauten, Denkmälern,Bildern usw.,Photos,vor al lem Farbphotos,anzufertigen,diein Wien oder Österreich bisher nicht vorhanden sind.Wirdenken hierin ersterLiniean die kleineren Provinzmuseen,die abseits von dergroßen Heeresstraßeliegen und selten besucht werden. Wir hätten bei dieser Fahrt auch die Möglichkeit, die Einrich tungen des italienischen Rundfunks und des Vatikan-Senders zu studieren. Durchführung: Die Wanderung soll mitden einfachsten Mitteln erfolgen; Ausrüstung: Sportbekleidung mit ent sprechendem Schuhzeug, Reservewä sche, Nacht-, Wasch- und Badezeug, Ta schenapotheke,Photomaterial, Landkar ten, Empfehlungsschreiben und Doku mente. Die Etappen betragen im Durchschnitt 20 km,doch werden sie häufig wesentlich höher sein, da in manchen Orten ein län gerer Aufenthalt vorgesehen ist.Zum Bei spiel Venedig, Florenz und Umgebung usw.Auch müssen eventuell Rasttage,vor allem bei Schlechtwetterperioden, mit eingerechnet werden. Stadtkleidung müßte in Rom vorbereitet sein, ebenso Depots für Filmmaterial, eventuell bei den einzelnen Rundfunkstationen. Die Wanderung soll als richtige Pilgerfahrt, und um dem Rundfunk größere Ausga benzu ersparen,von Pfarrhofzu Pfarrhof, von Kloster zu Kloster, von Seminar zu Seminar, eventuell von Gendarmeriepo sten biszur nächsten Karabinieri-Kaseme erfolgen. Notwendige Verbindungen: Es wird mir gelingen, mit Hilfe von per sönlichen Verbindungen eine Reihe von notwendigen Empfehlungen selbst zu er reichen. Sollte der Plan, der ja erst im nächsten Jahr durchgeführt wird, aber doch immerhin heuer schon besprochen werden kann,wirklich zustandekommen, so sind folgende Verbindungen notwen dig: 1. Von Radio Wien an den italienischen Rundfunk und an Vatikan-Sender. Man müßte die Sender Alpenland in Steiermark und Kärnten - Udine, Vene dig,Bologna,Florenz und Rom ersuchen, uns mit ihrem technischen Material, mit ihrem Personalund vor allem mitRatund Tat zu unterstützen. Ich denke da z. B.an eine Sendung aus der Lagune in Venedig,Torcello(die alte Bischofs-Kirche) Murano - Glasbläser stadt, Chioggia usw. oder Toscana, eine unbedingt notwendige Fahrt nach Pisa, Lucca, Siena und San Gimigniano. Von ■ den einzelnen Radiostationen aus müßten wir die Möglichkeit haben, Reportagen, Stimmungsbilder und derartiges durch zugeben. 2. Außenamt österreichische Gesandt schaft in Rom und italienische Gesandt schaft in Wien. Empfehlungsschreiben an sämtliche öf fentliche Dienststellen wie z.B. Polizeiund Gendarmerie-Steilen, um unter Um ständen übernachten zu können, Bür germeisterämter,Präfekturen,Postämter, eventuellauchBahnen,um Orte,die nicht an unserer Reiseroute gelegen sind,errei chen zu können,weiter Empfehlungen an alle Museums- und Sammlungsleiter,um uns in unserem Bestreben nach Möglich keit zu unterstützen und uns das Photographieren in den Museen zu ermögli chen. 3. Erzdiözese Wien (eventuell Prälat Fried). Empfehlungen in Österreich an die Pfarrämter,in Italien an die Diözesen und Pfarren um möglichste Unterstützung. Ebenfalls die Erlaubnis,Schatzkammern, Kirchen, Sammlungen, besuchen und photographieren zu dürfen. 4. Die österreichischen Kunstinstitute, vor allem Generaldirektor Stix, könnte uns von Wien aus schon bekannt geben, welche Bilder für ihre, resp.für die öster reichischen Kunstsammlungen,Schulen, Institute usw. von besonderem Interesse sind. Wir würden dann in die kleineren Stadtmuseen, in entlegene Ortschaften, schon miteinem festenPlan kommen und wesentlich rascher arbeiten können. 5. Presse und Film. Die Presse- und Filmgesellschaften,vor allem in Italien, müßten auf unser Kom men aufmerksam gemacht werden und wieder unser Kommen bekannt geben. Wir müßten eventuell die Möglichkeit ha ben, durch Honorare für Vorträge, Inter views, Artikel usw. außertourliche Aus gaben finanzieren zu können,da wir ver mutlichinItalien überkeine wesentlichen Devisenbeträge verfügen werden. 6. Die notwendige Ausrüstung wird auf keine wesentlichen Schwierigkeiten sto ßen, wenn wir dabei von der Ravag die selbstverständliche offizielle Unterstüt zung gerüeßen. Allgemeines: Es ist selbstverständlich, daß wir vor AntrittderReise unsere eingerosteten Italienisch-Kenntnisse auffrischen werden, um auch imstande zu sein, offiziell kurz über unsere „guten" Eindrück in Italien sprechen zu können. Ein guter Teil dieser Verbindungen kann von uns selbst ausgewertet werden, jedenfalls würden wir aber bei Durchfüh rungdiesesProjektes um die offizielle Un terstützung durch die Ravag bitten. Zivilkleider würden wir in Rom depo nieren, um entsprechend auftreten zu können, die Rückreise aus Rom,wo wir natürlich auch einige Tage verbringen müssen, könnte unter Umständen auch im Anschluß an einen Pilgei'zug erfolgen. Aufdiese Weise würden derRavagausder Durchführung dieses Planes verhältnis mäßig geringe Kosten erwachsen. 26
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