Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

tion des jahrtausendalten Versöhnungswerkes der UNA SANCTA für alle drei großen christlichen Kirchen unter sich und mit der neuzeitlichen Geistesentwick lung. Ehrhard wollte nicht die „Moderne", rasch wech selnd wie sie jeweils ist, in die Kirche rezipieren, son dern die Kirche in der Zeit zur Entfaltung bringen. In diesem Sinn ist der Leitsatz seines Lebens gerade unter den jetzigen Verhältnissen bemerkenswert: PRO DUZIEREN IST BESSER ALS DISKUTIEREN. 51. Die Seelsorger an der Heilanstalt Gugging (Schluß) XI. In den letzten Wochen der schweren Erkrankung von Rektor Nemeth kam schon der neue Seelsorger am 1. September 1967 in die Anstalt. Dr. Giovanni Casanova. Geboren am 7. April 1916 in Ravascletto (nahe der Kärntner Frontlinie). 1939 er hielt er als Weltpriester der Erzdiözese Udine die Prie sterweihe. Danach Professor für Fundamentaltheologie in Udine, um 1956 Professor in den USA. Nach Europa zurückgekehrt, war er 1958 bis 1961 Rektor im CaritasAltersheim Roter Stadl, Breitenfurt bei Wien, 1959 auch in der Lungenheilstätte Alland. 1963 Seelsorger im Krankenhaus Floridsdorf, Wien XX. 1964 nahm er einen Lehrauftrag in Wien an der Katholischen Akademie an. 1965 erschien im Europa-Verlag das Buch „Das Gespräch zwischen Kirche und Welt" (Untertitel „Die Evolution des Katholizismus"). Das Werk war zum größten Teil schon vorher im Englischen geschrie ben worden. Kardinal Dr. König schrieb in seinem Be gleitwort: „Der Dialog ist sicherlich einer der Haupt wege für eine gesunde Evolution der geistigen Lage unserer Zeit und ist die Hauptform der neueren Begeg nung der Kirche mit der Welt. Jede Forschung und jeder Versuch auf diesem Gebiet sind kostbar und willkommen". Von September 1967 an war Dr. Casanova Rektor in der Anstalt. Wegen seiner vielfachen Arbeiten in Wien (beim Päpstl. Nuntius, als Beichtvater in St. Stephan, als Vortragender in der italienischen Ge sellschaft) konnte er nur wenig Zeit für Gugging er übrigen, deshalb mußte der Pfarrer von Gugging oft Aushilfe leisten, daher stellte die Direktion das er neute Ansuchen um einen ständigen Seelsorger. Als mit 1. November 1969 P. Josef Spann dazu ernannt wurde, blieb Dr. Casanova zweiter Seelsorger der Anstalt. Mit 1. Oktober 1970 kehrte er in seine Heimatdiözese Udine zurück®^). Der Friedhofsgang der Patienten zu Allerheiligen entfiel seit 1968, weil es die Direktion nicht mehr wünschte. P. Theobald Kroder, MarianhiUer Missionar, war 1913 in Wiesenthau, Oberfranken, geboren und 1938 in Würzburg zum Priester geweiht worden. 1948 wurde er Superior in St. Georgen am Längsee in Kärnten, 1956 Provinzial der österreichischen Ordensprovinz, im Mai 1963 Pfarrprovisor in Gugging. Ihm oblag auch die Sorge für die Lourdesgrotte im Wienerwald, wo er eine geräumige Kapelle erbaute. Oft wurde er zu Verseh gängen in die Anstalt gerufen. Allseits beliebt, starb er im 57. Lebensjahr am 11. September 1970®^). XII. P. Josef Spann, ab 1. November 1969. Geboren 1901 in Waltersdorf, Steiermark. Priester in der Missions gesellschaft des Göttlichen Wortes (Steyl — St. Gabriel, Mödling,SVD). 1927 bis 1931 im Lehx'amte und in der Erziehung tätig, ab 1931 in der Seelsorge: Mödling, Wien, Ober markersdorf, Mödling. Unterbrechung im Zweiten Weltkrieg: 1941 bis 1945 Sanitätssoldat. Mit 30. Juni 1970 verließen die geistlichen Schwe stern (Kreuzschwestern, Laxenburg) vor allem aus Personalmangel die Anstalt. Seit dem 10. August 1896 waren immer Schwestern im Kinderhause tätig, also fast 74 Jahre hindurch. Manche Schwestern waren durch Jahrzehnte hier, so z. B. (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) Schw. Electa, Schw. Ludwiga (14 Jahre), Schw. Theophila (17 Jahre), Schw. Leonissa (26 Jahre), Schw. Tiburtia (37 Jahre). Zum Abschluß fuhren die Schwestern am 1. Juli 1970 mit einer Anzahl Kinder und Vorstehung des Hauses nach Mariazell, wo sie in einer feierlichen hl. Messe der Gottesmutter Dank sagten. Einigen wird das Scheiden der Schwestern will kommen gewesen sein, die nicht an die Mehrkosten für Anstalt und Land in Zukunft denken wollten. Der jetzige Seelsorger möchte hier von Herzen den Schwestern danken für alle Arbeiten und Opfer, für die Sorgen und Gebete, für das gute Beispiel in der langen Zeit ihres Hierseins. Es folgt die Reihe der Anstaltsseelsorger; Vohs Wilhelm, 1891—95, Doppier Johann Georg, 1895—97, Müllner Leopold, 1897—1914, Pugl Josef, 1914—38, Dr. Zimmermann Franz, 1939—43, Schiemer Albert, 1943—44, kurz noch 1945, P. Steiner Gottfried, 1944—45, P. Carduck Josef, 1945—46, Kirchmayer Johannes Chrysostomus, 1946—55, Nemeth Georg, 1955—67, Dr. Casanova Giovanni, 1967—69, P. Spann Josef, ab 1969. Anm.: ®^) Schematismus, 1958—70, Angabe über den Verfasser im Buche „Das Gespräch.. S. 134, Be gleitwort des Kardinals, S. 7. — ®^) Schematismus 1964—70. Sterbebildchen. 32. Leopold Engelhart (Zum 25. Todestag am 4. August) Hier ein seltener Bericht über den Priesteramts kandidaten Engelhart von einem jüngeren Kollegen (Sakristeipräfekten), womit sich der Spruch: „Früh übt sich, was ein Meister werden will", bewahrheitet. Diese aufschlußreiche Ergänzung zum Lebensbild über Engelhart (siehe Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 1971 (12. Jg.), Nr. 2, 3, 4;(auch im Sonderdruck erschie nen) findet sich in den von Engelhart selbst nach der Übersiedlung vom alten (am Stephansplatz) ins neue Alumnat (Boltzmanngasse) begonnenen „Geschichtli chen Aufzeichnungen der Sakristeipräfekten", S. 33 bis 35: „Bevor ich den Bericht über das verflossene Amts jahr (1916/17) niederschreibe, fühle ich mich verpflich tet, dem Vorgänger im Dienste des Heiligtums einige Zeilen zu widmen. Ich tue dies nicht vielleicht aus persönlicher Zuneigung zu ihm, sondern ich glaube, daß Engelhart das Muster eines Kirchenpräfekten war und daher allen Nachfolgern als leuchtendes Beispiel vor Augen gestellt zu werden verdient. Davon will ich hier nicht schreiben, daß er auch seinen Standespflich ten stets gewissenhaft Genüge leistete, daß er die Zeit selbst bis auf die letzte Minute der freien Zeit zur Fort bildung ausnützte, als Leiter der apologetischen Sektion seinen Kameraden nützlich war. Ich will auch über gehen, daß er oft stundenlang in der Kirche vor dem Allerheiligsten in tiefster Andacht kniete und selbst dann, wenn seine KoUegen schon sanft schliefen, er noch beim matten Schein des ewigen Lichtes mit sei nem Heiland traute Zwiesprache hielt. Ich will nur seine Wirksamkeit als Kirchenpräfekt in kurzen Strichen zeichnen, zunächst seine mehr äußere Tätigkeit: Er verfaßte genau nach den Rubriken ausgearbeitete Ministrierregeln, veiwielfältigte sie selbst und gab sie seinen Kollegen an die Hand. Legte das Zopfbuch für die Verhältnisse des neuen Alumnates neu an mit fast lückenloser Genauig keit. so daß es zu einem unentbehrlichen Behelf jedes Kirchenpräfekten geworden ist. Er schuf diese Chronik, 27

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