Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

wollen und seine Fürsorge beweisen." Und weiter ver lautet, der Geehrte habe sichtlich gerührt die Kund gebung entgegengenommen, den erschienenen Herren, deren Sprecher Obmann des katholischen Kasinos, Jambor, war, seine Freude über diesen Beweis der Liebe und Anhänglichkeit versichert und erklärt, daß er gerne wie bisher mitarbeiten werde und sich da zu noch kräftig genug fühle. Über seine Absicht hin sichtlich der Beibehaltung des Generalvikariates, das übrigens in der Adresse nicht berührt war, äußerte sich Marschall jedoch sehr reserviert. Nach längerer Unterhaltung, heißt es weiter, habe er die Deputation entlassen, wobei er wiederholt für die Kundgebung warm gedankt habe.''^) Und diese Ehren- und Vertrauenserweise für Mar schall rissen nicht ab. Am 12. Jänner erinnerte die Reichspost, daß es morgen dreißig Jahre sind, daß M. zum Domkapitular von St. Stephan und zum Propst an der Votivkirche ernannt wurde und ihm aus diesem Jubiläumsanlaß außerordentlich viele Glück wünsche zugingen"®). Auf der 17. Generalversamm lung am 16. d. M., die in Gegenwart Kardinals Gruscha, des Sektionschefs Hussarek und anderer Persönlichkeiten im Festsaal des Katholischen Gesel lenvereins (Wien-Gumpendorf) stattfand, gedachte der Vorsitzende Domkapitular Schöpfleuthner „besonders der aufopferungsvollen Tätigkeit" des Weihbischofs^')- Am 21. wurde vermeldet, daß die Präsidentin des Christlichen Wiener Frauenbundes, Sofie Guttmann, ein Sympathiekundgebungsschreiben an M. gesandt und dafür ein äußerst schmeichelhaftes Dankschreiben mit der Bitte erhalten habe, diesen Dank allen Ver einsmitgliedern bekanntzugeben®®). Am 27. wurde aus Mistelbach berichtet, die hier dieser Tage ver sammelten sämtlichen 102 Bürgermeister des Ge richtsbezirkes faßten den einmütigen und mit stür mischem Beifall angenommenen Beschluß, an Weih bischof Dr. M., der ein Kind des Mistelbacher Bezir kes sei®®) und sich um seine Heimat große Verdienste erworben habe, eine Huldigungsadresse abzusenden, die die Unterschriften sämtlicher Bürgermeister oder deren Stellvertreter tragen solle''®). Am 10. Februar brachte die Reichspost unter dem Titel: „Ehrung für Weihbischof Marschall", den laut Bericht der „Korr. Wilhelm" bei den Wiener Vereinen zirkulierenden Einladungstext: „Wie der verehrlichen Vereinsleitung bekannt, wird Se. Exzellenz der Herr Weihbischof Dr. Godfried Marschall von seinem Posten scheiden. Se. Exzellenz hat sich durch sein schlichtes, einfaches Wesen, durch seine Leut seligkeit und durch sein hervorragendes Wirken auf kirchlichem und charitativem Gebiete die Liebe und Verehrung der Bevölkerung Wiens erworben. Mehrere Gemeinden haben dem scheidenden Kirchenfürsten bereits das Ehrenbürgerrecht verliehen und gegenwärtig beraten die Wiener Pfarrherren, in welcher Weise Seine Exzellenz durch die Geistlich keit geehrt werden soll. Unter diesen Umständen ist es nachgerade Pflicht der christlichen Ver eine, ihren Sympathien für den hohen geistlichen Funktionär in zulässiger Form Ausdruck zu verleihen. Die geehrte Vereinsleitung wird daher gebeten, zu einer am Freitag, den 11. d. M. um 7 Uhr abends im Restaurant Ruppert (Kauf männischer Verein), Johannesgasse Nr. 2, stattfinden den Konferenz einen Delegierten zu entsenden. Diese Konferenz wird über die Form der Ehrung des scheidenden Kirchenfürsten zu beraten haben und mit der Maßgabe, daß jede Stellungnahme der Vereine gegen die Ernennung des Ko a d j u t o r s Sr. Eminenz des Herrn Fürsterz bischofs Dr. Gruscha von vornherein als aus geschlossen zu gelten hat, zumal auch hiefür die rechtlichen Voraussetzungen nicht gegeben sind. Es handelt sich also lediglich darum, Se. Exzellenz den Herrn Weihbischof Dr. Marschall in einer Weise zu ehren, durch die niemand verletzt werden soll. Nach dem Vorhergesagten sieht die Vereinsleitung der zuverlässigen Delegierung eines Vertreters entgegen. Kirchenbauverein in Hetzendorf. Wien XII/4."''Ü Zu der tatsächlich stattgefundenen Kundgebung'®) berichtet sodann dieselbe Zeitung am 15. Februar ergänzend: „Der erste Antrag ging dahin, Generalvikar Dr. Marschall, der nach den Blätter meldungen von berufener Seite bisher vergeb lich darum angegangen worden ist, auf seinem Posten als Weihbischof und Generalvikar auszuharren, nun mehr namens der katholischen Vereine den Wunsch und die Bitte zu unterbreiten, nicht zu resignieren. Aus dieser Kundgebung ■würde Dr. Marschall mit Befriedigung entnehmen können,' daß er sich in Krei sen der katholischen Bevölkerung der größten Ver ehrung und Liebe erfreut und der Kirchenfürst werde sich unter diesen Umständen leichter entschließen, im Interesse der ganzen Diözese sein schweres Amt zu behalten. Ein weiterer Antrag, der dahin ging, diesen Wunsch und diese Bitte dem heiligen Vater direkt zu überbringen, wurde über Antrag des Herrn Pfar rers Just (Brigittenau) dahin modifiziert, daß dieser Wünsch von einer Deputation Seiner Exzellenz dem Herrn Nuntius zu unterbreiten sei mit der Bitte, hierüber an den Heiligen Stuhl zu berichten. Um diese Kundgebung recht imposant zu gestalten, -wurde über Antrag der Herren Just und Kranzlmeyer beschlos sen, die Zustimmung der nicht vertretenen Vereine im Zirkularwege einzuholen. Die beiden nächsten An träge gingen bekanntlich dahin, an die Gemeinde Wien wegen Verleihung des Ehrenbürgerrechtes und ausnahmsweise Benennung des gegenwärtigen Rosen kranzplatzes um die gleichnamige Kirche heranzutre ten. Um auch diesem Vorschlage jeden Beigeschmack zu benehmen, wurde beschlossen, nicht im gegenwär tigen Augenblick, sondern bei einem speziellen An lasse, der sich in nicht allzuferner Zeit ergeben wird, die notwendige Anregung zu geben. Der letzte Antrag, wonach dem Herrn Generalvikar eine künstlerisch ausgeführte Dankadresse zu überreichen sei, -wurde prinzipiell angenommen. Doch wurde dem Wunsche Ausdruck gegeben, es sei vorher aufzuklären, ob dieseiVorschlag nicht mit der von einem Wiener Vereine, dem katholischen Handelskasino, eingeleiteten Aktion parallel laufe.'"*®) Zuletzt sei nun noch die Sympathieerklärung der Wiener Pfarrer nach dem Reichspost-Bericht vom 8. März wörtlich vorgelegt: „Eine aus der Mitte der Wiener Pfarrer gewählte Deputation überreichte ge stern Weihbischof Doktor Marschall ein Prachtalbum mit den Bildnissen der Wiener Pfarrer. Das Album 35

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