über andere Fragen des Lebens und Wirkens der Priester die Bischöfe in einen Widerspruch zu den Tendenzen gebracht hätten, die in Rom damals wieder in den Vordergrund traten, machte sich die Bischofskonferenz die Vorschläge der Studienkommission nicht zu eigen, sondern die Bischöfe lösten auf iluer Herbstkonferenz 1968 diese Kommission auf. An ilirer Stelle gründeten sie die „Pastoralkonunission" Österreichs. In diesem Gremium sollten Priester und Laien aus allen österreichischen Diözesen imd von gesamtösterreichischen Verbän den und Einrichtungen einigermaßen paritätisch vertreten sein, was dem konziliaren Kirchenverständnis besser ent sprach. Diözcsansynodcn und Österreichi scher Synodaler Vorgang 1966 war von der Bischofskonferenz ebenfalls beschlossen worden, daß ein eventueller Gesamtösterreichischer Syn odaler Vorgang erst nach Diözesansynoden durchgeftllirt werden soll. Die erste derartige Synode wurde in Salzburg unter Erzbischof Roliracher eingerichtet imd schon 1968 beendet. Weitere sechs Diözesansynoden folgten in den nächsten Jahren. Die Statuten aller dieser Synoden sahen eine gleichberechtigte Mitglied schaft von Priestern und Laien vor, die Bestätigung der Ergebnisse blieb selbst verständlich den Bischöfen vorbehalten. In älmlicher Weise waren daim auch beim österreichischen Synodalen Vorgang, der von 1972 bis 1974 abgehalten wurde, Laien Vollmitglieder (daninter auch 20 Frauen - von 190 Synodalen); die Pastoralkommission gehörte als ganze auch dem „Österreichischen Synodalen Vor gang" an. Die vier Themenbereiche dieser „Österreich-Synode" (Träger kirchlicher Dienste; Kirche in der Gesellschaft von heute;Bildung und Erziehung; Kirche und Massemnedien) unterstrichen besonders auch die wachsende Bedeutung von Bildung und Medien. Die Bestätigung der Ergebnisse lag bei der Bischofskonferenz, die den Großteil unverändert übernahm, bei manchen Vorbehalte aus finanziellen Grüriden anbrachte und manche Voten nicht oder nur zmn Teil übernahm und nach Rom weiterleitete. Iimnerhin stiimnten schon damals sieben Bischöfe (bei acht Entlialtungen) für die Empfehlung: „Daß für den Ständigen Diakonat die Zulassung von Frauen zum Diakonat geprüft wird, hn positiven Fall mögen Frauen auch tatsächlich zum Diakonat zugelassen werden". Über die Diözesansynoden kömite man viel berichten; ich selbst war Berater in der Wiener Diözesansynode imd habe die meisten anderen österreichischen Synoden besucht. Ich war beeindnickt vom Engagement, der Saclikeimtnis, dem Mut zur Offenheit, die aus den meisten Diskusslon.sbeilrägen herauszuhören waren. Und es gab eine ganz große Bereitschaft, Meinungsverschiedenlieiten und Konllikte in einem echten Dialog zu überwinden und Lösungen zu suclien, die die Zu stimmung möglichst vieler Synodalen erhalten konnten. Ich war allerdings Mitglied eines Ausschusses der Wiener Diözesansynode (,jCirche und Welt"), dem dieser Dialog zwar innerhalb der Gruppe, nicht aber mit dem Plenum ge lang. Der Ausschuß befaßte sich auch mit einigen Heißen Eisen, z.B. „Sexualilät'4 mid ,JConflikt und Friede". Die Fragen wurden von Tlieologen und anderen Wis senschaftlern, von Publizisten, Juristen, Politikern usw. eingehend beraten. Wir kamen der Sache nach auf einen guten gemeinsamen Neiuier, und die Mehrheit des Ausschusses vertrat demnach die Meinung, wir müßten dem Plenum jenen Text vorlegen, der Ergebnis imserer Gespräche war. Ich selbst war etwas anderer Meinung: Wir sollten auf der Grundlage des gemeinsam Erarbeiteten einen Text vorlegen, dem das Plenum nach entsprechenden Informationen, aber oluie den ganzen Gesprächsprozeß durclimachcn zu können, zustimmen köimle. Dies hätte, wie auf dem Konzil selbst, manche Kompromisse erforderlich gemacht. Da diese nicht angeboten wur den,leimte schließlich die große Melirheit der Synodalen die Vorlage' - mit Ausnalime der Leitsätze - ab. Die Wiedereinfühntng des Ständigen Diakonales ist ein gutes Beispiel, wie (und wie mühsam) die Umsetzimg von Konzilsbeschlüssen vor sich ging. Im Arbeitskreis Diakonat wurden gleich nach dem Konzil in engem Kontakt vor allem mit der deutschen Diakonatsbewegung unter Haiuis Krämer und dem Leiter der französischen Diakonatsbewegung Rene Schaller, im Ralunen des Internationalen Diakonatszentrums in Freiburg/Br. die notwendigen Wege und Scliritte überlegt, die zur Wiedereinftlhrung und nälieren Umschreibung des Diakonates füliren konnte. Der Vorstand des österreichi schen Seelsorgeinstitutes arbeitete meh rere Eingaben an die Bischofskonferenz aus. Die Wiedereinführung in einem bestinuntcn Land sollte von der betreffen den Bischofskonferenz in Rom erbeten werden. In der österreichischen Bi schofskonferenz kam es aber nicht zu einem entsprechenden Beschluß, sodaß daim einzelne Diözesanbischöfe von sich aus in Rom vorstellig wurden und auch tatsächlich die Erlaubnis zur Wiedereinfülming erhielten. Auf zahlreichen internationalen und einigen österreichischen Diakonalsta gungen wurde versucht, dem wiedereingeftilirten Amt des Diakons ein ent sprechendes Profil zu geben, wobei im Mittelpunkt stets die Enieuemng der Diakonie der Kirche stand. Es gab Fragen der Ausbildvmg - wieviel Theologie brauchen künftige Prediger - , Fragen der EinfÜlmmg in die liturgischen Fimktioncn, der Spiritualität, des Verhältnisse des Diakons zu seiner Familie, die Frage, ob nach dem Tod der Ehegattin eine weitere Heirat möglich sein soll, hauptbenifliche oder nebenbenifliche Beschäfti gimg,Stellung im Klents, in den Gemein den usw. Und selir früh gab es auch schon eigene Tagungen, in denen die Möglich keil der Diakonatsweihe für Frauen dis kutiert wurde. Nach entsprechenden Vorarbeiten kamen wir bald zum Schluß, daß die Ordination von Frauen möglich sei imd auch bald geschehen körmte und sollte. Die konziliare Erneuerung in der Pastoralzeitschrift „Der Seelsorger" bzw.„Diakonia" Meine zweite Hauptaufgabe war die Redaktion der Pastoralzeitschrift ,JDer Seelsorger" bzw. ,T)iakonia" (ab 1970; hervorgegangen aus der Fusion zweier Zeitschriften). In meinem ersten Leit artikel^ nach dem Konzil betonte ich, daß es nicht genügt, die neuen Impulse des Konzils weiterzugeben, den Boden für Reformen bereiten zu helfen, mitzuarbei ten an der Verwirklichimg der Beschlüsse des Konzils, sondern es gehe darum,„den Blick ganz auf die konkrete Wirklichkeit zu lenken, die vorhandenen Fragen und Sachverhalte auch weiterhin gründlich zu studieren, dabei Fachleute aus den ver schiedenen Gebieten heranzuziehen, um möglichst sachliche Lösmigen zu errei chen. Im Geist des Konzils wird man dabei dort einsetzen, wo dieses die Arbeit beenden mußte. „Vor allem müssen wir den Blick weiterhin ofTenhalten für die Anliegen unserer Zeit,für die eigentlichen Probleme der heutigen Menschen,und wir müssen in geduldiger, sachlicher, auf die Zukunft gerichteter Arbeit, im Dialog mit allen GutgesiruUcn den uns abverlangten Dienst an Kirche und Welt, den Dienst am Menschen leisten". Weim ich in jüngerer Zeit unsere Zeit schrift vorstellen soll, betone ich immer wieder, daß sich unsere Redaktion und unsere Mitarbciterhinen konsequent für die Emeuenmg der Kirche im Geist des II. Vatikanischen Konzils einsetzen. Älmliches höre ich auch immer von Lesern. Diese Betonung ist notwendig,da es nicht selbstverständlich ist, einen solchen Einsatz so lange Zeit unverdrossen diuchzuhalten; es geht auch nur in Zusammen arbeit mit Redaktionskollegen und -kolleginnen, die voll hinter der konziliaren Erneuerung stehen und zugleich koope rativ und initiativ an der Gestaltung der Zeitsclirift als ganzer und der einzelnen Hefte mitarbeiten. Die neue Struktur der Zeitschrift ab 1965 betraf nicht nur das Redaktions komitee als kollegiales Leitungsorgan, sondern ,X)er Seelsorger" wurde in Verbindimg mit dem österreichischen Seel sorgeinstiut, Wien von einer Reihe von Bischöfen und Pastoraltheologen aus dem deutschen Sprachraum herausgegeben, u.a. von Weihbischof Hugo Aufderbeck (Erfurt), mit dem ich häufigere, selir wertvolle Kontakle hatte. Diese Heraus geber hatten hauptsächlich die Funktion, die „Konzilsgemäßheit" und die Intemationalität der Zeitsclirift zum Ausdnick zu bringen. Wie dem Vorstand des Seclsor geinstitutes gehörten auch dem Redaktionskomitee des „Seelsorger" außer mir zunächst nur Priester an. Erst nach der Fusion des „Seelsorger" mit der älinlich ausgerichteten Pastoralzeitschrift ,J)iakonia" kam ein weiterer Laie dazu: 51
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