Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Pampichler und der Maria Gstatter, der Tochter des königlichen Waidbereiters zu Klostemeuburg Johann Jakob Gstat ter und der Rosalia. Die Eheschließung der Eltern war am 11. April 1741 erfolgt. Mathias Pampichler wurde 1719 ge boren, war 1762 Äußerer, 1763 Innerer Rat der Marktgemeinde Stockerau und starb 1796.Er führte ebenfalls die Mühle in der heutigen Schießstattgasse Nr.4. F. Maximilian Pampichler trat 1767also noch zu Lebzeiten seines Onkels - in das Benediktinerstift Seitenstetten ein. Hier war er durch 47 Jahre als Ordensgeistlicher, davon 32 Jahre als Stiftsbibliothekar tätig. Er machte sich als Geschichtsforscher einen Namen. P. Maximilian Pampichler starb am 16. Juli 1812 in Seitenstetten. Die Müllerdynastie der Pampichler wirkte an der Markt- oder Kirchen mühle in Stockerau, Schießstattgasse 4, Conskriptions-Nr. 272, von 1695 bis 1897. Eine Nebenlinie war 1783 bis 1933 an der „Pampichlermühle" in Grafendorf, Ed.- Rösch-Straße 75, Conskriptions-Nr. 387, tätig. In Stockerau erinnert an die ver dienstvolle Familie Pampichler die Theresia-Pampichler-Straße. Diese Benen nung würdigt die Stiftungen der There sia Pampichler'(Stiftungshaus) und das Wirken von Mitgliedern der Familie im politischen Leben der Marktgemeinde Stockerau und des Landes Niederöster reich sowie im Kulturleben der Stadt Stockerau. Anmerkungen: 'Niederösterreichische Landesausstel lung Seitenstetten. Kunst und Mönchtum an der Wiege Österreichs. Stift Seitenstetten 1988. Zur Biographie und Tätigkeit als Theaterdichter vgl. Hans Haider, Zur Seitenstettener dramatischen Literatur und Bühnenpraxis, in: Niederösterrei chische Landesausstellung Seitenstet ten. Kunst und Mönchtum an der Wiege Österreichs. Stift Seitenstetten 1988 (Wien 1988)(= Katalog des NÖ Landes museums NF 205)426-430, hier 428; vgl. außerdem die aufP.Norbert Pampichler Bezug nehmenden Ausstellungsstücke, ebd. 437, Nr. 36.21 (Zeugnis über die ErteUung der Priesterweihe), Nr. 36.22 (Dissertation), 438, Nr. 36.24(Manuskript zum „Pecus inventum")und 36.25(Tendelbaß). ^ Zu P. Maximilian Pampichler vgl. Heimatspiegel. Kulturbeilage der Nach richten Korneuburg-Stockerau 6 (1969) Heft 7-10, S. 17; 10 (1973) Heft 3-5; 11 (1974)Heft 7-8. 'Vgl. dazu Albert Starzer, Geschichte der Stadt Stockerau (Stockerau 1911) 359-362. Der erste Versuch zur Einführung eines diözesanen Gesang- und Gebetbuches für die Erzdiözese Wien 1867 Von Johann Weißensteiner Die Erzdiözese Wien hat erst im Jahr 1939 mit der von Pfarrer Jakob Zeggl verfaßten „Betenden Gemeinde" ein verpflichtend vorgeschriebenes Diözesangebet- und Gesangbuch erhalten'. Diese Einführung erfolgte also wesent lich später als in den meisten deutschen Diözesen"'^. Dabei hatte bereits rund 70 Jahre früher ein Kooperator ein allen Erfordernissen entsprechendes Modell eines Diözesangesang- und Gebetbuches erarbeitet''. Sein Verfasser und Heraus geber war der damalige Kooperator von Leobendorf,Adam JosefSteinwachs'. Steinwachs stammte aus Kurhessen und war am 11. März 1833 in Oberufhau sen geboren worden. Die Priesterweihe empfing er in der Diözese Fulda. 1860 trat er in den Dienst der Erzdiözese Wien und wurde von 1860 bis 1869 als Kooperator in Leobendorf verwendet. Von 1869 bis 1873 war er Administrator, von 1873 bis 1875 Pfarrer von Merkers dorf. Am 7. April 1875 resignierte er auf diese Pfarre und kehrte in seine Heimat diözese zurück'^'. Später schloß er sich den Altkatholiken an. Steinwachs starb im Jahr 1908 als altkatholischer Pfarrer in Offenbach. Als Kooperator in Leobendorf be mühte sich Steinwachs besonders um die Hebung des kirchlichen Volksgesan ges. Diese Tätigkeit ließ in ihm den Plan reifen, ein diözesanes Gesang- und Ge betbuch herauszugeben. Am 24. Juli 1867 legte er sein Projekt dem erz bischöflichen Konsistorium vor®: „Hochwürdigstes furst-erzbischöfliches Consistorium! Als ich im Jahre 1860 in die Seelsorge eintrat, war ich nicht wenig betroffen, nur einige Meilen vom gesangliebenden Wien entfernt, den kirchlichen Volksge sang aufeiner Stufe und in einer Gestalt anzutreffen, auf und in der er unter jedem andern Namen, nur nicht als Kirchengesang gelten durfte. Während an Sonntagen ein und dasselbe Meßlied zum Früh-, wie zum Spätgottesdienste, ein und dasselbe Segenlied zum Früh-, Spät- und Nachmittagsgottesdienste, an allen Wochentagen des ganzen Jahres von der Schuljugend das Lied „O Gott! Wir kommen voll Vertrauen" gesungen, und zwar, in Folge dieses ewigen Einer lei, geistlos, schleppend, fehlerhaft und bis zur Unkenntlichkeit verschnörkelt gesungen wurde, brachten in diese Mo notonie nur die Vorsänger, am Lande gar oft Leute von sehr zweifelhaften Charakter, eine gewisse Abwechslung, aber, mein Gott!, welche Abwechslung? Ich gestehe es: die Schamröthe ist mir dabei oft in's Gesicht gestiegen. Wäh rend der Priester verhalten ist, in den nachmittägigen Betstunden ewig diesel ben Gebete zu wiederholen, scheinen diese Leute bei Prozessionen, wie im Hause Gottes, Alles vorbeten und vor singen zu dürfen, was ihrem beschränk ten Verstände angemessen erscheint. Dies waren nicht etwa die Verhält nisse bloß einer einzelnen Pfarrei, diese jammervollen Verhältnisse waren und sind noch heute in der Mehrzahl der Landpfarreien anzutreffen. Als Grimdursache dieser allgemeinen Anarchie ist wohl hauptsächlich der Mangel eines ordentlichen, von der kirchlichen Oberbehörde approbirten und vorgeschriebenen Gesang- und Ge betbuches anzusehen. In manchen Pfarrgemeinden haben wohl eifrige Seelsorger auf eigene Kosten kleine Liedersammlungen für die Schulkinder veranstaltet und drucken lassen; allein abgesehen von dem Kostenpunkte, ab gesehen davon,daß es gar manchem am nöthigen Geschick fehlt, das Richtige auszuwählen, die größere Anzahl aber in dieser Hinsicht gar nichts thut, wo bleiben die Gebete, die nach dem Urtheile der erleuchtetsten Kirchenfürsten beim Gottesdienste mit dem Gesänge abwechseln sollen? Und soll denn bloß die Jugend singen? Ist nicht vielmehr dahin zu streben, daß Jung und Alt mit einem Munde die Großthaten Gottes besingen? Soll es etwa dahin kommen, daß man den Kleinen den Kirchenge sang ebenso überläßt, wie man ihnen hie und da den schönsten aller Grüße, das „Gelobt sei Jesus Christus" und das Küssen der priesterlichen Hände zu überlassen angefangen hat? Keine geringe Schuld an imserm schlechten Kirchengesang ist auch der Eitelkeit vieler Landschullehrer beizu messen, die, um vor ihrer Gemeinde zu glänzen, häufig mehr Gewicht darauf legen, während eines Hochamtes eine Figural-Musik mit unzureichenden Kräf ten zu veranstalten, als mit einem einfa chen, erhabenen Liede unter Orgelbe gleitung die Gemüther einer gläubigen Gemeinde zu wahrer Andacht zu ent flammen. Jahrelang plagen sie sich oft mit dem Einüben opernartiger ,oder doch gar oft höchst undankbarer Ton werke,für die niemand ein Verständniß hat, anstatt den Schulkindern wenig stens die gangbaren Meßlieder beizu bringen und dadurch die ersten Keime zu einem schönen und geregelten Volksgesange zu legen. Hiemit will ich jedoch keineswegs der Beseitigung einer wahr haft kirchlich gehaltenen Figural-Musik das Wort geredet haben; dasselbe gilt auch vom ehrwürdigen lateinischen Choralgesang. Der Protestantismus, der schon seiner Natur nach nur den religiö sen Volksgesang cultiviren konnte, be neidet uns mit Recht um diese beiden Glieder unserer kirchlichen Tonkunst; nur sollte die fVomme Volks-Melodie als drittes Glied dieser naturgemäßen und historischen Entwicklung des Kirchen gesanges nicht als Aschenbrödel behan delt werden. 42

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