Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

beaydigte Urkundten noch nicht einge schickt worden" waren". Er ruft auf, erlangte Gebetserhörungen „bey denen Geistlichen zu Wolffsthal deutlich anzu melden" - dies sollte nach Möglichkeit samstags geschehen, da die Seelsorger an diesem Tag mehr Zeit dafür hätten damit Gott im Lob Mariens als Mutter der Barmherzigkeit gelobt und geehrt werde und „auch der Marianische Ehren-Ruff" zu immer größerem Vertrauen der Hilfesuchenden führe". Pfarrer Palmb war sich der Eigenart des Ein zugsbereichs des an der österreichisch ungarischen Grenze und in einem mehr sprachigen Gebiet liegenden Wallfahrts ortes durchaus bewußt, wie dies sein Aufruf an die Wallfahrer deutlich zum Ausdruck bringt: „So kommet dann nacher Wolffsthal in Oesterreich an die Preßburgerische Graentzen, kommet fromme Seelen, und lasset euch zu die ser Andacht nicht nachlaessig finden. Kommet liebe Oesterreicher, kommet werthe Ungarn, von Teutscher, Unga risch und Croatischer Nation!"'" Beson ders eingeladen werden die Ungarn und die Bewohner von Preßburg:„Kom met! kommet auch aus Ungarn, sonder lich weil der Ursprung dieses Bilds von Preßburg herruehret: weilen diese Koenigin des Koenigreichs Ungarn euer erwartet, und denen andaechtigen Preßburgern,denen Eyferern ihrer Ehr,auch ihre Gnaden schon bereit haltet"". Aufgrund der Ortsangaben der Ge betserhörungen und des Prozessionsver- .zeichnisses lassen sich 45 Orte- meist in der näheren Umgebung-feststellen, aus denen die Wallfahrer kamen (siehe An hang). 25 Orte liegen im heutigen Nie derösterreich, im Viertel unter dem Manhartsberg und im Viertel unter dem Wienerwald, zehn im heutigen Burgen land und je fünf in der heutigen CSSR und im heutigen Ungarn. Insgesamt ergibt sich ein Verhältnis von 25 in Österreich zu 20 innerhalb der histori schen Grenzen Ungarns gelegenen Or ten. Über die Zahlen der Wallfahrer liegen keine näheren Angaben vor, im 18. Jahrhundert wurden zeitweilig 30.000 Kommunikanten gezählt. Hauptwall fahrtstage waren die Marienfeste, beson ders das Fest Maria Namen(12. Septem ber), und auch am Kirchweihfest (hl. Jakobus d. Ä.) kamen einige Prozessio nen. Die Beschränkungen der Wallfahr ten in der Zeit Kaiser Josephs II. sind auch für Wolfsthal nicht ohne Folgen geblieben, doch dürfte im 19. Jahrhun dert wieder ein Aufschwung erfolgt sein. Im Jahr 1849 wurde es den Ungarn untersagt, österreichische Gnadenorte zu besuchen. Am Fest Maria Namen dieses Jahres wurden zwei Prozessionen mit ungefähr 700 Wallfahrern, die aus der Schütt über Kittsee nach Wolfsthal pilgern wollten, von den Grenzwächtern zurückgewiesen. Über die in der Wallfahrtsseelsorge verwendeten Sprachen liegen ebenfalls einige Angaben vor, die sich aber zeitlich nicht genau einordnen lassen; Predigten wurden in deutscher und in kroatischer Sprache gehalten, bei einer großen Zahl von Wallfahrern feier ten die Deutschen ihren Gottesdienst in der Kirche, die Slowaken und Kroaten im Kirchhof"^. Anhang: Herkunftsorte der Wallfah rer'": Niederösterreich: Bezirk Gänserndorf(VUMB): Breiten see (P), Eckartsau (P), Groißenbrunn (P), Haringsee (2 GE), Leimersdorf(P, 1 GE), Orth an der Donau (2 GE), Unter siebenbrunn(P), Witzelsdorf(P). Bezirk Bruck an der Leitha(VUWW): Berg(P, 6 GE), Bruck an der Leitha (1 GE), Deutsch Haslau (P), Gallbrunn (P), Göttlesbrunn(P, 1 GE), Hainburg an der Donau(P, 1 GE), Hof am Leithagebirge (Hof)' (P), Höflein(P,3 GE),Hollern(P, 1 GE), Hundsheim (P, 1 GE), Petronell (P, 1 GE), Prellenkirchen (P), Rohrau (P), Scharndorf(P, 1 GE), Schönabrunn (P), Wildungsmauer (P), Wolfsthal (11 GE). Burgenland: Bezirk Neusiedl am See: Edelstal(P,2 GE), Gattendorf(P). Halbturn (P). Kitt see (P), Mönchhof(Minichhof)(P), Neu dorf bei Parndorf (?) (Neudorff an der Leitha)(P), Nickelsdorf(Nickolstorff aus Ungarn)(1 GE),Pama (P), Parndorf(P), Potzneusiedl(P). CSSR Bratislava (Preßburg)(3 GE), Jarovce (Croatisch JaehrndorO (P, 1 GE), Nove Kosariska(Mistorff)(P), Most na Ostrove (Graubrugg) (P), Rusovce (Karlburg) (P). Ungarn Bezenye (Pallerstörff) (P), Jänossomorja (St. Peter)(P), Kimle (Croatisch Gimling)(P), Märiakälnok (Galling)(P), Mosonmagyarovär (Ungarisch Alten burg)(P). Anmerkungen ♦ Erweiterter und überarbeiteter Teil des Vortrags „Das heutige Burgenland als Ziel und Ausgangspunkt grenzüber schreitender Wallfahrten in der karto graphischen Darstellung", gehalten im Rahmen des 17. Österreichischen Hi storikertages 1987 in Eisenstadt. 'Fruechten Des Marianischen BirnBaums, Das ist: Kurtzer Begriff Vom Ursprung, Anfang und Aufnahm des Marianischen Gnaden-Bilds S. Maria Am Birn-Baum zu Wolffsthal In UnterOesterreich... Wienn,gedruckt bey Joh. Ignatz Heyringer, 1749, S. 1-23, 91-97; (Franz Adalbert Ressl) Wolfsthal in Un ter-Österreich, Preßburg 1853, S. 17-23; Joseph Maurer, Geschichte der landesfurstiichen Stadt Hainburg, Wien 1894, S. 181-182; Joseph Maurer, Marianisches Niederösterreich, Denkwürdigkeiten der Marienverehrung im Lande unter der Enns, hrsg. v. P. Georg Kolb SJ, Wien 1899, S. 144-145; Gustav Gugitz, Öster reichs Gnadenstätten in Kult und Brauch 2, Wien 1955, S. 219-220; DehioHandbuch Niederösterreich, 4., verb. Aufl., Wien-München 1955, S. 390; 900 Jahre Gemeinde Wolfsthal-Berg 1083-1983,Berg 1983,8. 13-14. Fruechten(wie Anm. 1), S. 95; Ressl (wie Anm.1), S.32f; Maurer,Geschichte (wie Anm. 1), S. 181; Maurer, Mariani sches Niederösterreich (wie Anm. 1), S. 145. 'Fruechten (wie Anm. 1), S. 110f; Gugitz(wie Anm. 1), S.220. 'Fruechten (wie Anm. 1), S. 23-81 (bei den einzelnen Gebetserhörungen); Gugitz(wie Anm. 1), S.220. Fruechten(wie Anm. 1),8.23-81. " Fruechten(wie Anm.1),8. 112-113. 'Vgl. Deutsche Mirakelbücher, hrsg. v. Georg Schreiber(=Forschungen zur Volkskunde, H. 31/32), Düsseldorf 1938, 8. 11,31,40; Katalog Salzburgs Wallfahr ten in Kult und Brauch, Salzburg 1986, S. 10 f; Christoph Wagner und Johannes Kittel, Auf den Fährten der Wallfahrer, Salzburg 1986.8.148,167 f. "Fruechten (wie Anm. 1), S. 84f. (Zitat 8.85). "Fruechten(wie Anm.1), S.86. Fruechten(wie Anm.1),8. 125; Vgl. Leopold Schmidt, Volkskult und Wall fahrtswesen im nördlichen und mittle ren Burgenland. In: Burgenländische Beiträge zur Volkskunde(=Veröffentli chungen des österreichischen Museums für Volkskund?,Bd. U), Wien 1953,8.47. "Fruechten(wie Anm.1), S. 126 f. Ressl (wie Anm. 1), S. 29; Maurer, Geschichte(wie Anm.1), S. 182. Siehe Anm. 5 und 6. Bei stark abweichender 8chreibung und bei den Orten in der C88R und in Ungarn wurden die Ortsnamen in der Original schreibung beigefügt. Die Abkürzung P bedeutet Prozession, GE Gebetserhörung(en). ''Bei Hof könnte es sich auch um Markthof,Bez. Gänserndorf,handeln. Für die Auflösung dieses Ortsna mens danke ich Herrn Prof. Dr. Josef Breu,Wien,sehr herzlich. 31

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