Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

zurückzubekommen, scheiterten-'. Im April 1987 erkundigte sich Eb. Dr. Hans Hermann Groer nach dem Verbleib des Bildes. Durch Intervention beim Herrn Bürgermeister und Landeshauptmann Dr. Zilk und dessen Entgegenkommen, wurde am 11. März 1988 dem Seelsorger der Kirche St. Leopold auf dem Leopoldiberg das Bild als Leihgabe übergeben. Seit dem 14. März hängt es nach 206 Jahren wiederum oberhalb der „alten Sakristeithier", der „blind thier gegen überliegend". Die große Verehrung des Mariahilfbil des in Passau durch Kaiser Leopold I. ließ die naheliegende Vermutung auf kommen, das Bild „Maria Türkenhilfe" könnte eine Kopie des Passauerbildes sein. Der Kopist hat aber wahrscheinlich weder das Innsbrucker noch das Pas sauer Bild als unrrüttelbare Vorlage ge habt, eher eine uns unbekannte Kopie als Zwischenglied benützt. Möge das Gnadenbild Maria Türken hilfe gemäß der an Marco d'Aviano „von oben"ergangenen Eingebung sich in der k.k. Leopold! Schloß Capelln auf dem Kallenberg einer dauernden Verehrung des Volkes erfireuen! Anmerkungen: 'A. Erhard, Geschichte der Stadt Passau I, 1862, S.258 f.; G. Schäffer, Die Passauer Kaiserhochzeit anno 1676, in: Heimatglocken Nr. 12 (1976); HHSTA, ZA Prot. pag.79,80,85.92,93,95R. M. Heyret, P. Markus von Aviano O.M.Cap., Apostolischer Missionär und päpstlicher Legat beim christlichen Heere.Regensburg 1931,S.90. " G. Schäffer, Das Passauer MariahilfBild und die Rettung des Abendlandes, in: Passauer Bistumsblatt Nr.25 vom 19.6. 1983,S.3. 'Ebd. Ebd. "Ebd. ■ HKA,NÖ Cammer.Ind. R 1681/190. "G. Uhlich, Geschichte der zweyten türkischen Belagerung Wiens, bey der hundertjährigen Gedächtnißfeyer, Wien 1783. " Vatikanisches Geheimarchiv CCIX: Lettere del sig. Card. Buonvisi nunzio apostolico in Vienna,Germania 207, pag. 783. G. Schäffer, Passau im Türkeryahr 1683,S.17. '' O. Klopp, Corrispondenza epistolare tra Leopold© I. ed il P. Marco d'Aviano Capucino, Graz 1888, CCLII, S.232 f.; Auszüge in: M. Heyret,P. Mar kus von Aviano OFMCap. Sein Brief wechsel nach dem Hauptinhalt und den geschichtlichen Zusammenhängen, n.: Der römisch-deutsche Kaiser Leopold I. und P. Markus, Regensburg 1938, S.354 f. Klopp, CCLm, S.234, Heyret II.. S.356. Klopp, CCLVn, S.238; Heyret TL., S.362. "Klopp, CCLVra, S.240; Heyret H., S.363. Klopp. CCLIX, S.242; Heyret H., S.365. Klopp. CCLX, S.245f.; Heyret H., S.367 f.; Heyret III. (Kaiser Leopolds Familie und hervorragende Persönlich keiten seines Hofes),S.34 f. "HHSTA ZA Prot.5, pag.90. Augusta Carolinae Virtutis Momumenta seu Aedificia a Carole VI. Imp. Max. P. P. per orbem Austriacum publico bono posita (Höller), S.20 f.; DAW, Passauer Protokolle 1706, S.74 (Konsi storium vom 17. 3. 1706). STAKLN,Ktn 113,folg. 23,Nr.41. Wienerisches Diarium Nr.74 vom 16.9. 1733. AVA, Alter Kultus 37, Leopolds berg, 9.1.1782. NÖLAST, Klosterakten, Ktn 131,fasc. 139 Leopoldsberg. Wie Anm. 18. HHSTA,ZA Prot. 18, pag.581. STAKLN.Nachlaß Prof. O. V.Lud wig,Ktn 1-20. „So kommet dann nacher Wolffsthal in Oesterreich.. Die Verbreitung der Wallfahrt zum Marianischen Birn-Baum" in Wolfsthal,NÖ,aufgrund einer Auswertung des Mirakelbuches von 1749 Von Hans Peter Zelfel* Der Beginn der Wallfahrt nach Wolfs thal, einem Ort an der alten österrei chisch-ungarischen Grenze,geht aufdas Jahr 1737 zurück. In diesem Jahr wurde auch die Gnadenstatue, eine gekrönte sitzende Marienstatue mit Kind, in die Kirche übertragen. Der Preßburger Oberdreißiger (Oberzolleinnehmer) Ste fan Gostony von Kövesszar hatte diese Marienstatue zum Dank für seine Erret tung aus großer Gefahr, in die er 1710 aufeiner Reise von Preßburg nach Wien bei Wolfsthal geraten war, an einem Birnbaum anbringen lassen, wo nun die Vorbeikommenden gerne ihre Andacht verrichteten. Der bescheidene Zulauf verstärkte sich im Lauf des Jahres 1737 wesentlich, nachdem in den umliegen den Ortschaften eine Fieberepidemie aufgetreten war und nach einem Brükkeneinsturz in Preßburg viele der Geret teten angaben, sich nach Wolfsthal ver lobt zu haben. Da nun die Bevölkerung fast lieber zum Birnbaum ging als in die Kirche, schaltete sich die Obrigkeit ein. Auf Befehl des Erzbischofs von Wien, Sigismund Kardinal Kollonitz, wurde die Marienstatue am 18. Dezember 1737 in die Filialkirche in Wolfsthal übertra gen und dort an einer Seitenwand ange bracht. Die bereits vorhandenen Votivgaben wurden vor der Öffentlichkeit verborgen.Die Zahl der Besucher wuchs weiter an, das Einzugsgebiet wurde grö ßer und die Anzahl der Votivgaben nahm stark zu. Dies alles führte dazu, daß der Wiener Erzbischof mit dieser Angelegenheit befaßt wurde. Aufgrund des Berichts des zuständigen Pfarrers von Hainburg und der vorgelegten Zeugnisse von Gebetserhörungen er laubte der Erzbischof die Übertragung der Marienstatue auf den Seitenaltar, die dann am 12. März 1738 erfolgte. Der Zustrom der Pilger - sowohl Einzelpil ger als auch Prozessionen - verstärkte sich in der Folge weiter, so daß der Erzbischof am 17. März 1743 die Bewilli gung erteilte, die Gnadenstatue auf dem Hochaltar aufzustellen. Bald konnte die Kirche die Wallfahrer nicht mehr fassen und eine Erweiterung erwies sich als notwendig. In den Jahren 1744 bis 1747 wurden zwei Seitenflügel angebaut. Die Kosten dafür wurden zu einem großen Teil aus den Spenden der Wallfahrer bestritten. Die Kuppel wurde mit einem Fresko geschmückt und auch ein neuer Hochaltar, ein Geschenk des Fürstpri mas von Ungarn, Emmerich Graf Esterhäzy, der 1745 Wolfsthal besucht hatte, wurde errichtet. Zur seelsorglichen Be treuung der Wallfahrer kam 1742 ein Benefiziat nach Wolfsthal und 1747 wurde ein Kaplan für Wolfsthal ange stellt. Am 20. Februar 1783 erfolgte dann die Pfarrerrichtung.' Seit dem Jahr 1743 bestand in Wolfs thal eine Skapulierbruderschaft, die sechs Jahre später 3891 Mitglieder auf wies.^ Die Anliegen, in denen sich die Gläubigen an den Gnadenort wandten, waren neben Krankheiten und Unfällen vor allem agrarische Belange.'' Die vie len Votivgaben, Wachsopfer, Votivbüder, Silbervotive und Gegenstände aus Edelmetall, gaben Zeugnis von der Op ferfreudigkeit und dem Vertrauen der Wallfahrer zu „Maria am Birnbaum"'. Das Mirakelbuch aus dem Jahr 1749 ermöglicht es, die Verbreitung der Wall fahrt im ersten Jahrzehnt ihres Beste hens zu verfolgen. Es enthält 39 Gebets erhörungen^ und verzeichnet 39 Orte", aus denen mit einiger Regelmäßigkeit Prozessionen - manchmal auch mehr mals im Jahr - kamen. Die Mirakelbü cher sind wichtige Quellen zur Ge schichte und zum Brauchtum der Wall fahrten und dienten dem schriftlichen Festhalten von Gebetserhörungen. In gedruckter Form dienten sie dazu, den Ruhm und das Ansehen des Gnadenor tes zu verbreiten, und waren sozusagen ein Mittel der Werbung,um Pilger anzu ziehen. Aufgrund ihrer Struktur - die Eintragungen konnten ja nur nach einer Rückmeldung an den Wallfahrtsort er folgen-bieten sie natürlich kein lücken loses Bild seines Einzugsbereiches'. Wie sehr dem zuständigen Pfarrer von Hain burg, Anton Johann Palmb, das Gedei hen der Wallfahrt nach Wolfsthal am Herzen lag, zeigt ein Hinweis auf wei tere Gebetserhörungen, deren Empfän ger bereits verstorben waren oder we gen der Entfernung ihres Wohnortes „durch erlassene Compaß-Schreiben an ihre Obrigkeit zur Aydpflicht noch nicht haben koennen gezogen werden oder 30

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