Aus der Kirchlichen Topographie wurden diese Angaben später auch in das Gedenkbuch der Pfarre Ulrichskir chen übernommen und bis heute weiter überliefert/' Nach längeren Nachfor schungen'^ bin ich aber zur Ansicht gekommen,daß diese Behauptung nicht stimmen kann: Nach dem „Historischen Ortsnamen-Lexikon des Landes Ober österreich" ist „Nerden" eine alte Na mensform des Ortes Naarn (Bez. Perg).' Es war daher naheliegend, zu untersu chen, ob die von Alram für Ulrichskir chen genannten Pfarrer nicht Pfarrer von Naam, einer alten passauischen Patronatspfarre,® waren. In der Pfarrer reihe von Naarn werden Hartwik und Ludwig tatsächlich genannt.® Dagegen scheint Eberhard von Hebersdorf bzw. „Petrus Engelhardi de Hebersdorf', wie die volle Namensform lautet, darin nicht auf. Uber das Leben des Petrus Engel hardi de Hebersdorf liegen einige Nach richten vor;'° Im Jahr 1378 immatriku lierte er an der Universität Wien. An schließend studierte er bis 1382 in Paris, wo er ,,Petrus de Austria" genannt wurde. Nach seiner Rückkehr aus Paris, wo er den Grad eines Magisters der Theologie erreicht hatte, wurde er am 21. Jänner 1382 zum Rektor der Univer sität Wien gewählt. Laut Matrikel der Universität Wien nannte er sich zu die sem Zeitpunkt „Petrus de Hebersdorf, rector ecclesie parochialis in Nerden". Mit der „ecclesia parochialis in Nerden" ist wohl die Pfarrkirche von Naarn in Oberösterreich gemeint. Diese Pfarre unterstand bekanntlich dem Patronat des Bischofs von Passau und galt als reiche Pfarre." Für die Zeit von 1382 bis 1387 wird Petrus de Hebersdorf auch als Domherr von Passau genannt.'^ So könnte man annehmen, Petrus de He bersdorf sei nach seiner Rückkehr aus Paris in das Passauer Domkapitel aufge nommen worden und habe als Passauer Domherr die passauische Patronatspfarre Naarn erhalten. Im selben Jahr wird Petrus folgendermaßen genannt: „Petrus Engelhardi de Hebersdorf, dictus de Nerden, plebanus in Ulreichkirchen.'"® Diese Stelle dürfte für Hierony mus Alram der Anlaß gewesen sein, „Nerden" mit Ulrichskirchen gleichzu setzen. In der Folge bezog er dann alle Nachrichten^die er über „Nerden" fin den konnte,aufUlrichskirchen. Am 13. April 1388 wurde Petrus de Hebersdorf neuerlich zum Rektor der Universität Wien gewählt; dabei wird er „plebanus in Pylichdorf et canonicus Wyennensis"" genannt. Wie sind diese verschiedenen Nennungen zu erklären? Petrus dürfte noch im Jahr 1382 seine Pfarre Naarn gegen die Doppelpfarre Pillichsdorf-Ulrichskirchen vertauscht haben.Diese Pfarre unterstand ebenfalls dem Patronat des Bischofs von Passau, so daß diesem Tausch kaum Hindernisse entgegenstanden. Diese Pfarre war noch besser dotiert und lag der Wir kungsstätte des Rektors Petrus,der Uni versität Wien, wesentlich näher. Da Pillichsdorf gemeinsam mit Ulrichskirchen eine Doppelpfarre bildete, wurde die Pfarre bald nach dem einen, bald nach dem anderen Pfarrort genannt. Bald nach 1382 wurde Petrus auch Mitglied des Kollegiatkapitels bei St. Stephan in Wien.'® In Wien ist er nach 1402 gestor ben.'" Petrus von Hebersdorf,der nacheinan der die Pfarren Naarn und PillichsdorfUlrichskirchen innehatte, war also der Anlaß, lange Zeit Nerden (Naarn) mit Ulrichskirchen gleichzusetzen. Die obi gen Darlegungen haben, wie ich hoffe, wohl den Ursprung dieses Irrtums ge klärt, so daß in Zukunft Nerden nicht mehr als alte Bezeichnung für Ulrichs kirchen gelten wird. Die älteste Erwäh nung des Ortes Ulrichskirchen stammt daher auch weiterhin aus dem Zeitraum 1094/1114 in der Form „Odalrichischirchin"." Anmerkungen: 'Historische und topographische Dar stellung der Pfarren, Stifte, Klöster, milden Stiftungen und Denkmähler im Erzherzogthume Oesterreich (Kirchliche Topographie). Band 11: Darstellung von den Märkten Wolkersdorf und Großruß bach und ihren Umgebungen; oder Das Decanat Pillichsdorf, verf. von Aloys Schützenberger (Wien 1831), 79-95, bes. S.88. ® Diesen Pfarrer fand Alram als Zeu gen in einer Urkunde des Zisterzienser stiftes Zwettl. " Alram beruft sich dabei auf die Acta Capituli Viennensis. Als Quelle nennt Alram hier die Excerpta genealogica des Duellius. ® Sie finden sich auch noch in dem sonst ausgezeichneten Artikel von Karl Keck im Handbuch der historischen Stätten Österreichs, Bd. 1, hrsg. von Karl Lechner(Stuttgart, 1970),591. ® Folgenden Damen und Herren möchte ich für vielfältige Hilfe herzlich danken: Dr. Charlotte Ziegler (Zwettl); Univ.-Prof. Dr. A. J. Pfiffig (CJeras); Dr. Johannes Ebner (Ordinariatsarchiv Linz); Dr. Kurt Mühlberger (Universi tätsarchiv Wien); Dr. Johann Weißen steiner(Diözesanarchiv Wien). 'Konrad Schiffmann, Historisches Ortsnamen-Lexikon des Landes Ober österreich. Bd. 2(München-Berlin 1935), 198. " Rudolf Zinnhobler, Die Passauer Bistumsmatrikeln für das westliche Offizialat, Bd. 2 (Neue Veröffentlichungen des Institutes für Ostbairische Heimat forschung, Nr.31b)(Passau,1972),37f. " Die Pfarrerreihe von Naarn wurde mir freundlicherweise von Dr. Johannes Ebner vom Ordinariatsarchiv Linz mit geteilt. In der Pfarrerliste wird Dechant Ludwig schon zum Jahr 1351 genannt; diese Diskrepanz bleibt noch zu klären. Vgl. bes. Hermann Göhler, Das Wiener Kollegiat-, nachmals Domkapitel zum hl. Stephan in seiner persönlichen Zusammensetzung in den ersten zwei Jahrhunderten seines Bestandes 1365-1554 (Phü. Diss. Wien,. 1932). 138-140; Paul Uibiein (Hrsg.), Acta Facultatis Artium Universitatis Vindobonensis 1385-1416 (Publikationen des In stituts für österreichische Geschichts forschung,6. Reihe, 2. Abt.)(Graz-WienKöln 1968),556. "Vgl. Anm.8. '2 Ludwig Krick,Das ehemalige Dom stift Passau und die ehemaligen Kollegiatstifte des Bistums Passau (Passau 1922),40. Joseph Aschbach, Geschichte der Universität Wien im ersten Jahrhundert ihres Bestehens. Festschrift zu ihrer fünfhundertjährigen Gründungsfeier 1 (Wien, 1865),29 Anm.2. Göhler(wie Anm.10)139. Göhler,ebd. Göhler,ebd. "Heinrich Weigl, Historisches Orts namenbuch von Niederösterreich, Bd. 7 (Wien 1975),6. Verzeichnis der Prioren des ehemaiigen Kiosters der Augustinereremiten in Baden bei Wien-soweit urkundlich erfaßbar Msgr.Johannes Rassel 1285 9.6. Gründung des Klosters, das zunächstzur „Germanischen Pro vinz" des Augustiner-EremitenOrdens gehört' 1297 18. 4. Sighardt,Prior® 1299 24. 2. Berchtold,Prior" Um 1299 erfolgt die Teilung der bishe rigen Großprovinz. Das Badener Kloster gehört nun zur „Bayri schen Provinz" des Augustineror dens Anfang des 14. Jhdts. Ernestus,Prior' 1308 23. 1. Chunrat,Prior® 1324 25. 5. Wilhalm,Prior" 1331 29.6. und 1333 22. 7. Ulrich,Prior' 1336 1. 11. Gerhardt,Prior" 1338 24. 4. Stephan,Prior" 1340 17. 9. Chunradt,Prior'" 1342 13. 12. und 1343 8.4. Thomas, Prior'' 1350 1.5. Chunradt,Prior'® 1357 12. 12.Peter von Waidhofen, Prior'" 1373 10. 4.Simon,Prior'" 1379 12. 7. Christofder Pauslein,Prior'® 1386 27. 3.Thomas,Prior'" 1454 und 1455 Wolfgang Natinger (Neti ger),Prior"' 1460 19.11. Wolfgang,Prior'" 1468 3. 2.Thomas Knapp,Prior'® 1522 8. 1., 1523 und 1525 12. 5. Ambros Stocker,Prior®" 1531, 1533, 1535 18. 6. und 1536 11. 5. Ambros Stocker,Prior®' 1537 20.7. Ambros Stocker als Prior wahrscheinlich gestorben®® vor 1539 Wolfgang Prem,Prior®" 1539 29.9. und 1544 Quirinius Rietmayr (Reitmayr,Rotmayr),Prior®'' 1545 vorübergehende Aufhebung des Badener Klosters®® 1584 22.3. Wiederinbesitznahme des Badener Klosters durch die Au gustiner®" 38
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