Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

wurde beauftragt, Gebäude und Grund stücke zu übernehmen, sie den Meistbie tenden zu verkaufen,den Erlös dem Reli gionsfonds zufließen zu lassen und über die erfolgte Ubersetzung der Benefiziaten Anzeige zu erstatten, damit die Exsekrierung eingeleitet werden könne.' Die beiden zu ,,ühersetzenden" Priester waren: PHILIPP JACOB OBERMAYER, K. K. Hofkaplans-Benefiziat, und AN DREAS JAKOB OBERMAYER, dierischer Benefiziat. PHILIPP JACOB OBERMAYER war gebürtig aus Nicolspurg und Priester der Diözese Wiener Neustadt. Im Juni 1753 wurde er vom Bischof Ferdinand von Wiener Neustadt dem Salzburger Fürst erzbischof für die durch Todesfall freige wordene Pfarre Piesting präsentiert. In seinem Präsentationsschreiben schildert ihn der Diözesanbischof als „virum vitae integritate, doctrina, fidei catholica zelo, aliisque virtutibus commendatum,ac de Ecclesia Dei bene meritum,quicuram animarum praeterea magno cum zelo in nostra Diocesi multis abhinc annis exercuit, et Actu in Diocesi Passaviensi Officio Administrationis in Parochia Rabsensi Nobis in Commendam Collata egregie fungitur".Das Gesuch wurde positiv erle digt und PHILIPP Jacob Obermayer als Pfarrer in Piesting installiert.® 1760schrieb derPfarrer von Piestingein Bittgesuch an den Reichsfursten und Erzbischof Sigismund von Salzburg in tiefster Ehrerbietung und batzu geruhen, „meine resignationem solemnem in Gna den zu akzeptieren". Begründung: „Daß ich in Archi Diocesi Viennensi ein ander weitiges Beneficium erhalten."^ Dieser Bitte wurde stattgegeben,und so übersiedelte PHILIPP Jacob Obermayer nach Pötzleinsdorfim heutigen 18.Wiener Gemeindebezirk. Aberschon 1779resigniert er als Beneficiatus curatus von Pötzleinsdorf auf sein Beneficium,„weilervon Ihro Majestätdie Hofkaplaneystelle ad St. Leopoldum in Kallenberg erhalten und bittet das Konsi storium um Akzeptierung der eingereich ten Resignation"." Diese Bitte hatte Erfolg: „FIAT, und selbe das Eb.Konsistorium im Namen Sr. H.Eminenzdes gnädigsten Herrn Ordina rius diese Resignation hiermit angenom men zu haben."" In der Hofkaplaney aufdem Kallenberg ad St. Leopoldum hatte PHILIPP Jacob Obermayer „wöchentlich 5 hl. Messen in der daselbst befmdlichen Hofkirche zur Aufrechterhaltung und Aufnahme desAllerdurchlauchtigsten Hauses Osterreich zulesen und täglichzu obigem Endeeinen Rosenkranzzu beten und die Obsorge zu tragen fürdie Kirche,das K.K.Schloßge bäude..." Dafür erhielt der Benefiziatjährlich 300 fl,„und zwarohnejeden Abzug".Dies be stätigt PHILIPP Jacob Obermayer in ei ner Fassion am 3. 10. 1782 und unter schreibt als PHILIPP Jacob Obermayer, K. K. Hofkaplan ad St. Leopoldum am Kallenberg. Der Geheime Kammerzahl meister, Herr Hofrat Mayer, Schloß hauptmann, hat diese Fasson als Albert Edler von Mayer unterzeichnet.Beide ha ben ihr Siegel aufgedrückt.'^ NB. Am 27. 12. 1692 schrieb P. Marco d'Aviano von I^dua aus an Kaiser Leo pold I. u.a.,er solle den KALLENBERG in MARIAHILFBERG umbenennen. Am 17.Jänner 1693antwortete der Kai ser folgendermaßen: „Die Kirche oder Capelle aufdem Callenberg erhebt sich an derselben Stelle, wo der Palast des hl. Leopold bei seinen Lebzeiten stand; sie wurde dem glorreichen Heiligen zu Ehren erbautund ihm geweiht.Deshalb weiß ich auch nicht,ob ich mich dazuentschließen soll,den Namen zuändern,wenn auch der Heilige ganz gerne der allerseligsten Jungfrau den Platz abtreten würde. Aber dajener Ort dem Gedächtnis des heiligen Leopold geweiht ist,so weiß ich nicht,ob es sich schickt,zu ändern." 1693 hat der Kaiser den Kallenberg(62 Schreibvarianten!) in Leopoldsberg um benannt und den Namen Kallenberg auf den Sauberg, Schweinsberg, auch Jo sephsberggenannt,übertragen.Trotzdem hat sich der NameKallenbergfürden letz ten Felsen der Alpen weiterhin, minde stens noch bis zur Eröffnung und Wieder einweihung der Kirche am 14. November 1798, erhalten, wie dies im Kammeramt des Stiftes Klosterneuburg aufliegende Rechnungen bezeugen.'® LautHofdekretvom 14. November 1782 wurde PHILIPP Jacob Obermayer nach Eßling, „einem zur Familienherrschaft Eckartsau gehörigen Dorf, wo ohnehin eine kleine eingeweihte Kirche, die Woh nung aber für ihn in dem leer stehenden Schlössel vorhanden ist, mit einem Sti pendium zu 300 fl übertragen". Die dem hl. Josef geweihte Schloßka pelle befand sichlaut Berichtdes Pferrers Johann Michael Ransbäck in einem sehr erbärmlichen Zustand. In seiner Darle gung schrieb er vierzehnmal,„hievon ist nichts vorhanden". Die Summe des Ver mögens bezifferte er „per fl nichts"." Konsistorialrat Pfarrer Ludwig Robl, Dechant am Marchfeld neben der Donau, berichtete dem Passauischen Konsisto rium: „Was die Paramente anbelangendt ist die Kapelle in Esling nur indessen zur höchsten Nothdurft, das Kirche zu Stupfenraith aber hinlänglich Versehn, nebst denen daß beyden Benefiziaten Von der K. K. Miethschafts Direktion; wie ich höre,angetragen wurde,das Sie alles,was Ihnen hierenfahls abgängig. Von Leopol diberg, herabnehmen können."'® Im INVENTARIUM - Von den Kirchengeräthschaften zu Eßling - wird im Schloße ein Altar mit dem Bild des hl. Leopold, ohne Tabernakel, und ein Bruchstück des hl. Leopold von Holz, vergoldet, in dessen Mitte ein ovales sil bernes Capserl mit dem Partikel des hl. Leopold, ohne Authentik, mit weggeris sener Petschaft erwähnt. Dieses Inventarium ist unterzeichnet von Ludwig Robl, Konsistorialrath, De chantam Marchfeld neben derDonau und Pfarrer von Orth,sowie von FranzLudwig Novaceck,Pfarrer(von Groß Enzersdorf) und von BYanz Anton Gering,infestierter Landesfürstlicher Benefiziat."' Laut dem sehr detaillierten, 35 Seiten umfassenden Inventar von der Leopoldi Kapelln am Kallenberg,das PHILIPP Ja cob Obermayer als K. K. Hofkaplans-Be nefiziatim Jänner1780 niedergeschrieben hat,besaß die Leopoldikirche „eine Particula ex Ossibus St. Leopoldi Austriae Marchionis,in Silber gefaßt, die aus der K.K.Schatzkammer heraufgegeben wor den ist". Unter der Rubrik „Altarblätter und an dere Bilder" wird an erster Stelle ange führt: „Das Altar Blat am Hochaltar wo mit der Bildnuß des Heiligen Leopold Marggrafen von Osterreich pranget." Es ist naheliegend, daß der Benefiziat PHILIPP Jacob Obermayer diese ihm liebgewordenen „heiligen Gegenstände" als „Andenken" nach Eßling mitgenom men hat, nebst Paramenten und heiligen Geräten. Aus diesem Inventar vom Jänner 1780 geht auch hervor,daß am Leopoldiberg 3 Marienbilder verehrt wurden,nämlich: 1.MARIA AUXILIUM CHRISTIANORUM(dieses MARIAHILFBILD,das den Beinamen MARIA TÜRKENHILFE erhielt,wurde von Kaiser Leopold I.aufBit-' ten von P. Marco d'Aviano 1693 gestiftet). 2. MARIA CONSOLATRIX AFFLICTORUM 3. MARIA VON MONTSERRAT (mit 335 Edelsteinen geziert). Laut Berichten soll PHILIPP Jacob Obermayer als Seelsorger in das von Jo seph II. gegründete Allgemeine Kranken haus der Stadt Wien versetzt worden sein. Da das Gnadenbüd MARIA TÜRKENHILFE an die dortige Spitalskapelle ver schenkt wurde (es befindet sich heute, noch dort), wurde vermutet, der ehema lige Hofkaplans-Benefiziat hätte es marte propria mitgenommen." Aus den Dokumenten in den verschie denen Archiven gehl jedoch eindeutig hervor, daß PHILIPP Jacob Obermayer nie im AKH gewesen ist, sondern vom Leopoldsberg direkt nach Eßling „über setzt" wurde und dort biszu seinem Tode verblieben ist. ANDREAS JACOB OBERMAYER hieß der zweite Benefiziat am Leopolds berg. Ob er ein leiblicher Bruder von PHILIPP Jacob Obermayer gewesen ist, läßt sich nicht beweisen, denn vom AN DREAS sind überhaupt keine Daten zu finden. In den Meßlizenzbüchern von 1756-1801,in den Catalogi sacerdotum intra et extra urbem ab 1757,in den Jurisdik tionsbüchern und Gestionsprotokollen scheint sein Name nirgends auf. Immer wieder stößt man in diesen Büchern auf einen PHILIPP oder auch auf einen JO HANNES Jacob Obermayer, einem ExKarthäuser aus Gaming,der in Wienin die Seelsorge eingesetzt wurde. Dieser war ein geborener Wiener und auch viel jün ger, so daß er wohl nicht als ein Bruder, aber vielleicht als ein Verwandter der bei den Benefiziaten in Frage kommen könnte.'- Karl Joseph Edier von Dier. K. K.Hof rat. geheimer Zahlmeister, hat ein Benefi cium Simplex bey der Leopoldi Schloßkapelln an dem Leopoldiberg gestiftetPatron war Herr Anton Freyherr von Doblhof Dier. Dieses Beneficium halte ANDREAS Jacob Obermayer erhalten mit der Verpflichtung,„Alltäglich die hl. Messe zur Intention des Kaysers aller-

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